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"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt Währinger Straße

Gelungene Umstellung auf fossilfreie Energieträger in Gründerzeithaus durch intelligente Kombination technischer Maßnahmen.

  • Thermische und energetische Sanierung des Gebäudes
  • Umstellung auf eine Luftwärmepumpe fürs Heizen, Kühlen und für die Warmwasserbereitung
  • Change-Over-System für das Umschalten zwischen Heiz- und Kühlbetrieb in unterschiedlichen Gebäudezonen
  • Photovoltaikanlage trotz enger Platzverhältnisse auf dem Dach
Mehrfamilienhaus in Sanierung mit Gerüst

Die Generalunternehmung OBENAUF/ zeigt, wie die Umstellung von Gas auf fossilfreie Energieträger auch in einem klassischen Gründerzeithaus gelingen kann.

Mit neuen Fenstern, einer Außendämmung an der Hofseite und einer Innendämmung an der Straßenseite wurde erst einmal die Effizienz der thermischen Hülle wesentlich verbessert.

Die Gasthermen und Einzelöfen wurden entfernt und durch ein zentrales Haustechniksystem ersetzt. Damit können nun sowohl die Geschäfte im Erdgeschoß und die Wohnungen in den Regelgeschoßen als auch die neu errichteten Dachgeschoßwohnungen von einem zentralen, fossilfreien System beheizt und temperiert werden. Niedertemperatur-Flächenheizungen, die als neuer Fußbodenaufbau in die Geschoßdecken integriert wurden, können nun auch zum Kühlen genutzt werden.

Für eine Bestandswohnung, in der eine Umstellung wegen fehlender Zustimmung nicht möglich war, wurde eine Lösung gefunden, die einen späteren Anschluss an das neue System unkompliziert ermöglicht. Parallel zur Sanierung des Bestandes errichtete OBENAUF/ 2 Dachgeschoße in Holzbauweise mit rund 250 Quadratmeter zusätzlicher Wohnnutzfläche.

Die Entscheidung für ein zentrales Haustechniksystem stellte die Planer*innen vor die Herausforderung, einen geeigneten Raum für die Technik zu finden. Der Keller kam aufgrund wiederkehrender Überschwemmungen nicht in Frage. Man entschied sich daher für einen Raum im Erdgeschoß, der allerdings nur knapp 6 Quadratmeter groß ist. Hier konnten dennoch die gesamte Steuerungs- und Regelungstechnik, 2 Pufferspeicher mit je 1.000 Liter Wärme- und Kältespeicher, Pumpengruppen und ein Ausdehnungsgefäß untergebracht werden. Mehrere stillgelegte und zusammengeführte Kaminschächte führen nun alle erforderlichen Leitungen bis aufs Dach. Dort arbeiten jetzt 2 Luftwärmepumpen mit einer Leistung von je 32 Kilowatt.

Ein cleveres Change-Over-System ermöglicht das gleichzeitige Heizen und Kühlen in unterschiedlichen Gebäudezonen - vor allem in der Übergangszeit wichtig, wenn das Dachgeschoß bereits Kühlbedarf hat, im Erdgeschoß aber noch geheizt wird. Energiesparend geht das mit der Bauteilaktivierung der neu eingebauten Decken. Wenn es im Sommer heiß ist, verstärken zusätzliche Gebläsekonvektoren, die ebenfalls von der Luftwärmepumpe versorgt werden, die Kühlung der Dachgeschoße. Anschlüsse dafür sind für die Bestandswohnungen ebenfalls vorgerichtet. Die Warmwasserbereitung wird durch 140 Liter fassende Speicher gewährleistet, die in den Wohnungen verbaut sind. Die Energie dafür stammt jedoch aus der zentralen Wärmepumpe. 2-mal am Tag wird die gesamte Leistung der Wärmepumpe nur für die Warmwasserbereitung genutzt, das dabei auf 55 Grad Celsius erwärmt wird. In den Speichern installierte E-Stäbe heizen auf 60 Grad Celsius. Diese Temperatur ist nötig, um Legionellen zu verhindern.

Obwohl es am Dach sehr wenig Platz gab, durfte auch eine Photovoltaikanlage nicht fehlen, die mit einer Leistung von 5,5 kWp für den allgemeinen Strombedarf sorgt. Schattenspendende Pergolen auf den Dachterrassen und die automatisch bewässerte Begrünung des Gebäudes tragen zum Hitzeschutz bei, verbessern das Mikroklima und das Wohlbefinden der Bewohner*innen.

Ausgangssituation der Energieversorgung

  • Unsaniertes Gründerzeithaus
  • Dezentrale Gasthermen und teilweise Einzelöfen (Gaskonvektoren/Ölofen)
  • Teilweise Gasdurchlauferhitzer für Warmwasser
  • Wärmeabgabe über Heizkörper oder Einzelöfen

Elemente des neuen Energiesystems

  • Heizen und Warmwasserbereitung durch 2 Luftwärmepumpen am Dach mit einer Leistung von insgesamt 64 kW
  • Change-Over-System für gleichzeitiges Heizen und Kühlen in unterschiedlichen Gebäudezonen
  • Warmwasserbereitung durch zentrale Wärmepumpen
  • Heizzentrale im Erdgeschoß mit 2 Pufferspeichern für Heiz- und Kühlwasser, je 1.000 Liter
  • Wärmeabgabe und Kühlen über Flächenheizsystem; zusätzlich kühlende Gebläsekonvektoren im Dachgeschoß
  • Photovoltaikanlage am Dach mit 5,5-kWp-Leistung für den allgemeinen Strombedarf

Unterstützung durch die Stadt Wien

  • Das Gebäude wurde unter Verwendung von Förderungsmitteln des Landes Wien durchgreifend saniert (thermisch-energetische Sanierung).

Über das Gebäude

  • Adresse: 18., Währinger Straße 128
  • Gebäudetyp: Mehrfamilienhaus, Baujahr 1892
  • Eigentümerschaft: Wohnungseigentumsgemeinschaft
  • Fertigstellung: geplant Frühjahr 2025
  • Nutzfläche: circa 790 Quadratmeter (zuvor circa 490 Quadratmeter)
  • Anzahl der Wohneinheiten: 8 (zuvor 6) und 2 Gewerbeflächen im Erdgeschoß
  • Heizwärmebedarf: circa 40 kWh/m²a (zuvor circa 197 kWh/m²a)

Kontakt

Stadt Wien - Energieplanung

Energieplanung (MA 20)
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