Zivilcourage Schritt für Schritt bei Gewalt gegen Frauen

Dabei sein heißt, beteiligt sein! Wenn Sie Gewaltsituationen wahrnehmen, sind Sie ein wichtiger Teil der Situation. Sie können Hilfe rufen, Betroffenen Hilfe anbieten und als Zeug*in auftreten.

Sie können vieles tun und dabei sicher sein. Folgende Schritte bringen bei der Beobachtung von Gewaltsituationen Sicherheit:

Vorbereitung macht sicher

Wissen und Handeln - Zivilcourage kann gelernt werden. Nehmen Sie sich dafür ein paar Minuten Zeit: Denken Sie sich Situationen aus, in denen eine Frau belästigt, bedroht oder angegriffen wird. Wie würden Sie sich in einer solchen Situation fühlen, was würden Sie in einer solchen Situation tun? Welche Handlungen sind realistisch und machbar ohne sich selbst zu gefährden?

Fallbeispiele für Zivilcourage

Mit Ablehnung rechnen

Eine angebotene Hilfe kann unter Umständen auch als unangenehme Einmischung empfunden werden. Die Reaktionen können sehr unterschiedlich sein, auf Ablehnung sollten Sie allerdings gefasst sein. Dieses Risiko können Sie in Kauf nehmen, in den meisten Fällen ist angebotene Hilfe erwünscht. In Fällen, in denen es als Einmischung gewertet wird, sollten Sie das akzeptieren. Letztlich bleibt es in der Selbstverantwortung der einzelnen Personen, Hilfe anzunehmen oder nicht. Sie selbst können nicht beeinflussen, ob diese auch angenommen wird. Bei Gefahr für Leib und Leben der Betroffenen rufen Sie jedoch immer die Polizei.

Nach Klarheit suchen

Gewaltsituationen sind manchmal schwierig einzuschätzen. Ein "komisches" Gefühl hat meist seinen Grund und seine Berechtigung. Fragen Sie im Zweifelsfall nach und sprechen Sie die betroffene Person an.

Ruhe bewahren

Gefühle von Angst und Ärger sind verständlich. Je mehr Sie sich darauf konzentrieren, das zu tun, was Sie sich in einem solchen Fall vorgenommen haben, desto weniger bestimmen Angst und Ärger Ihr Handeln.

Rasch reagieren

Je länger Sie zögern, desto schwieriger wird es einzugreifen.

Hilfe organisieren

Auf der Straße rufen Sie die Polizei unter der Telefonnummer 133. Bei ernsthafter Verletzung rufen Sie die Rettung unter der Telefonnummer 144.

Benutzen Sie im Bereich der Öffentlichen Verkehrsmittel die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen. Schauen Sie sich diese genau an, um im Anlassfall schnell handeln zu können. Die Leitstelle der Wiener Linien hat eine direkte Verbindung zu den Einsatzkräften und schickt diese direkt in die Station.

  • U-Bahn: Informieren Sie die Leitstelle über die Notrufsprechstelle am Bahnsteig. Die Notrufsprechstelle befindet sich unter jedem SOS-Würfel. Die Leitstelle sieht Sie und weiß, wo Sie sich befinden. In den Zügen befindet sich eine Notsprechstelle, die Sie direkt mit der Fahrerkabine verbindet.
  • Straßenbahn: Betätigen Sie in der Straßenbahn die weiße Alarmtaste (und nicht den Notbremsgriff!). Es ertönt eine Sirene, die Fahrer*innen gehen dann durch den Zug und überprüfen, was vorgefallen ist. In den Niederflurstraßenbahnen können Sie außerdem die Notsprechstelle verwenden. Durch diese werden Sie direkt mit der Fahrerkabine verbunden.
  • Bus: Sprechen Sie die Fahrer*innen direkt an und bitten Sie um Hilfe.

Weitere Informationen bieten die Wiener Linien unter "Sicherheit in den Öffis" und "Sicherheit für Frauen: Hinschauen statt Wegschauen".

Unterstützung vor Ort suchen, gemeinsam einschreiten

Ermutigen Sie andere einzuschreiten: "Wir helfen jetzt gemeinsam!" Wenn Sie laut sprechen, vermitteln Sie mehr Selbstvertrauen und sind überzeugender.

Je mehr Personen aufmerksam werden, desto mehr Chancen bestehen, dass der Täter wegen zu vieler Zeug*innen von seinem Vorhaben ablässt.

Sprechen Sie andere Umstehende oder Zusehende persönlich an, zum Beispiel mit "Sie mit dem grünen Pullover, drücken Sie bitte die Notruftaste!"

Betroffene ansprechen, nicht den Täter

Wenn Sie sich entschieden haben zu reagieren, sprechen Sie immer die Betroffene zuerst an und keinesfalls den Täter.

Kontaktaufnahme mit der betroffenen Person

Jede von einer Gewalttat betroffene Person steht unter Schock und braucht Hilfe. Betroffene dürfen nicht alleine gelassen werden. Ihr Blickkontakt zur betroffenen Person vermindert ihre Angst. Sprechen Sie die betroffene Person direkt an oder signalisieren Sie: "Ich helfe Ihnen."

Nicht provozieren - sicher handeln - Abstand halten

Gewaltanwendung bringt Sie selbst in Gefahr. Das Einsetzen von Waffen wie einem Messer oder Pfefferspray kann die Situation verschlimmern. Wenn Sie den Täter anfassen, kann er schnell aggressiv werden. Unterlassen Sie verbale Provokationen. Lassen Sie sich nicht provozieren und bleiben Sie ruhig.

Hilfreiche Sprache

Wenn Sie mit dem Täter per "Sie" sind, wissen alle, dass Sie ihn nicht kennen. Indem Sie benennen was passiert, machen Sie alle darauf aufmerksam. Sprechen Sie das Verhalten des Täters an, nicht seine Person.

Beobachten - Merken - Melden

Beobachten Sie genau und versuchen Sie, sich das Gesicht, die Kleidung und den Fluchtweg des Täters zu merken. Melden Sie sich als Zeug*in bei der Polizei.

Bewusstes Eintreten gegen Gewalt

Schweigen kann als Zustimmung fehlinterpretiert werden: Bewusstes Eintreten gegen Gewalt

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