"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt Hütteldorf

Die Energiekrise infolge des Ukrainekriegs war für die Eigentümerinnen eines kleinen Wiener Zinshauses mit 6 Wohnungen der Anstoß, sich von den bestehenden Gasthermen zu verabschieden und auf ein Heizsystem mit erneuerbarer Energie umzusteigen. Der Weg dorthin erforderte Ausdauer und Überzeugungskraft und zeigt nun, wie auch kleine Häuser den Sprung "raus aus Gas" schaffen können.

Eine der größten Herausforderungen war es, geeignete Fachplaner*innen zu finden, die kleine Gebäude betreuen und gleichzeitig alle Bewohner*innen für die zentrale Lösung zu gewinnen. Beides gelang: Nach intensiven Gesprächen stimmten sämtliche Mieter*innen der Umstellung zu. Gleichzeitig wurde die Gelegenheit genutzt, die thermische Gebäudehülle weiter zu verbessern. Neben der bereits im Jahr 2018 sanierten Westfassade wurden nun auch die straßen- und hofseitigen Fassaden gedämmt und die Kellerdecke isoliert. Das im Jahr 1993 ausgebaute Dachgeschoß war bereits thermisch ertüchtigt. Die südseitigen Fenster im Dachgeschoß wurden mit einer außenliegenden Verschattung versehen. Insgesamt konnte der Heizwärmebedarf durch diese thermischen Verbesserungsmaßnahmen um mehr als 50 Prozent auf 40,5 kWh/m²a gesenkt werden.

Zentrales Element des neuen Energiesystems ist eine Erdwärmepumpe mit 5 Tiefensonden, die jeweils 130 Meter tief sind. Die Wärmepumpe und zwei 1.000-Liter-Pufferspeicher wurden gemeinsam in einem zum Technikraum umfunktionierten Kellerabteil installiert. Die Zentralisierung erfolgte über die Kamine. Jede Wohnung ist mit einer Wohnungsstation an das zentrale System für Heizung und Warmwasser angeschlossen.

Die Wärmeabgabe in den Wohnungen erfolgt über die bestehenden Heizkörper. Ein Flächenheizsystem im Dachgeschoß wird zusätzlich zum Kühlen im Sommer verwendet werden, wodurch die Regeneration der Tiefensonden gewährleistet wird. Im Zuge der Umstellung von fossilen Energien wurden die Küchen von noch verbliebenen Gasherden befreit und mit Induktionsherden ausgestattet. Auf dem Dach sorgt eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 9,77 kWp für erneuerbaren Strom, der für die Wärmepumpe, den Allgemeinstrom und 2 Wohnungen genutzt wird.

Dieses Projekt zeigt: Auch kleine Liegenschaften können mit klarer Zielsetzung und dem Engagement der Eigentümer*innen erfolgreich auf erneuerbare Energien umstellen - und das im Einklang mit den Bedürfnissen der Mieter*innen.

Ausgangssituation der Energieversorgung

Dezentrale Wärmeversorgung über Gasetagenheizungen

• Wärmeabgabe über bestehende Heizkörper
• Dezentrale Warmwasserbereitung
• Kochen mit Gasherden
• Bereits thermisch sanierte Westfassade
• Dachgeschoßausbau 1993 inklusive thermischer Ertüchtigung

Elemente des neuen Energiesystems

• Zentrale Erdwärmepumpe (Leistung 35 kW) mit 5 Tiefensonden zu je 130 Metern
• 2 zentrale Pufferspeicher mit je 1.000 Litern
• Technikzentrale in umfunktioniertem Kellerabteil
• Zentralisierung über Kamine, Anschluss über Wohnungsstationen
• Wärmeabgabe über bestehende Heizkörper
• Photovoltaikanlage mit 9,77 kWp auf dem Dach
• Induktionsherde anstelle von Gasherden

Unterstützung durch die Stadt Wien

• Das Gebäude wurde unter Verwendung von Förderungsmitteln des Landes Wien durchgreifend saniert (Förderung für thermisch-energetische Sanierung und Heizungsumstellung).

Über das Gebäude

• Adresse: 14., Hütteldorf
• Gebäudetyp: Zinshaus aus 1906
• Eigentümerschaft: privat
• Fertigstellung: Sommer 2025
• Nutzfläche: 541 Quadratmeter
• Anzahl der Wohneinheiten: 6
• Heizwärmebedarf: 40,5 kWh/m²a (zuvor circa 83,2 kWh/m²a)