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"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt Bäuerlegasse

Ein Gründerzeithaus erhält neben einer Luftwärmepumpe als zentrale Wärmequelle Mini-Wärmepumpen pro Wohneinheit für die individuelle Heizung und Warmwasserbereitung.

  • Sanierung eines Gründerzeithauses
  • Zentrale 10 bis 24-kW-Luftwärmepumpe
  • 2 Pufferspeicher mit jeweils 1.500 Litern und einem Temperaturniveau von 15 bis 20 Grad Celsius
  • Wohnungsweise 1- bis 5-kW-Mini-Wärmepumpen für Heizung und Warmwasser
  • Wärmeabgabe über Fußbodenheizung und bestehende Heizkörper
  • 21-kWp-Photovoltaik-Thermie-Anlage (PVT) zur Stromproduktion und Abwärmenutzung

In einem typischen Gründerzeitwohnhaus aus dem Jahr 1901 wird der vollständige Ausstieg aus Gas realisiert. Das Projekt in der Bäuerlegasse in Brigittenau zeigt exemplarisch, wie sich die Energiewende mit maßgeschneiderten Lösungen auch bei einer heterogenen Gebäudestruktur umsetzen lässt. Das Objekt besteht aus 2 Gebäudetrakten. Während der vordere Gebäudeteil bereits vollständig auf eine Fußbodenheizung umgestellt wurde, kommen im hinteren Trakt noch Heizkörper zum Einsatz.

Um die Gasthermen in den Wohnungen zu ersetzen, wurde folgende Lösung gewählt: Eine zentrale Luftwärmepumpe mit einer Leistung zwischen 10 und 24 kW versorgt 2 Pufferspeicher mit jeweils 1.500 Litern Fassungsvermögen mit einem Temperaturniveau von 15 bis 20 Grad Celsius. Dieses Wasser zirkuliert über Steig- und Verteilleitungen in den Gebäudetrakten. Die neuen Steigleitungen wurden dafür in den ehemaligen Gang-WCs verlegt. In jeder Wohnung wird anstelle der Gastherme eine Mini-Wärmepumpe installiert. Als Wärmequelle für diese Wärmepumpe dient das zirkulierende Wasser. Jede Wohnungs-Wärmepumpe mit einer Leistung von 1 bis 5 kW erzeugt das individuell benötigte Temperaturniveau für die Heizung und das Warmwasser. Somit können sowohl Wohnungen mit Fußbodenheizung als auch solche mit Heizkörpern optimal versorgt werden.

Bei der Umsetzung gilt besondere Aufmerksamkeit der Vermeidung von Schall sowie der Minimierung von Körperschall. Aufgrund der kleinen Wohneinheiten mit 30 bis 60 Quadratmetern können Schwingungen von der Mini-Wärmepumpe auf Bauteile übergehen. Dies kann durch eine sorgfältige Montage vermieden werden.

Eine 21-kWp-Photovoltaikanlage liefert als sinnvolle Ergänzung Strom für das System. Durch die Verwendung von photovoltaisch-thermischen Kollektoren (PVT-Kollektoren) wird die anfallende Abwärme gleichzeitig in die Pufferspeicher eingespeist. Dadurch wird die Heizungsanlage thermisch unterstützt.

Abgesehen von den teilweise neuen Fenstern sind die Gebäudetrakte derzeit noch nicht thermisch saniert. Die thermische Sanierung wird im Laufe der kommenden Jahre erfolgen. Dabei werden alle straßenabgewandten Fassaden konventionell gedämmt. Bei der Straßenfassade erfolgt die Dämmung durch Silikatplatten auf der Innenseite. Die nachträgliche thermische Verbesserung stellt bei dem ausgewählten Heizsystem kein Problem dar, da die geringere benötigte Heizenergie durch die Modulationsfähigkeit der Mini-Wärmepumpen ausgeglichen wird. Der installierte Leistungsbereich ist auch nach der Sanierung passend.

Im Zuge der Heizungsumstellung werden Wohnungen zusammengelegt. Alle verbleibenden Mieter*innen konnten vom Anschluss an das neue Heizsystem überzeugt werden. Zudem sind die Bewohner*innen mit einer Einbindung in die Forschung zum neu errichteten System einverstanden. Darüber hinaus soll das Projekt durch die Errichtung eines Schauraums gut dokumentiert und dargestellt werden. Der Schauraum wird bereits von Fachpublikum genutzt. Auch eine Schulklasse war zu Besuch und hat sich von dem neuen System überzeugt. So werden Impulse für die Weiterverbreitung und -entwicklung dieser umweltfreundlichen Lösung gesetzt.

Ausgangssituation der Energieversorgung

  • Gasthermen für Heizung und Warmwasser
  • Wärmeabgabe über Heizkörper und eine bereits installierte Fußbodenheizung

Elemente des neuen Energiesystems

  • Zentrale Luftwärmepumpe mit 10 bis 24 kW als Basiswärmequelle
  • 2 Pufferspeicher mit einem Temperaturniveau von 15 bis 20 Grad Celsius
  • Steig- und Verteilleitungen für 15 bis 20 Grad Celsius warmes Wasser
  • Dezentrale 1- bis 5-kW-Mini-Wärmepumpen je Wohnung für das individuell benötigte Temperaturniveau für Heizung und Warmwasser
  • 21-kWp-PVT-Anlage mit thermischer Zusatznutzung
  • Wärmeabgabe über bestehende Heizkörper im Hintertrakt beziehungsweise über eine neue Fußbodenheizung im Vordertrakt
  • Wohnungsweise Umsetzung, teilweise in unbewohnten Einheiten

Über das Gebäude

  • Adresse: 20., Bäuerlegasse 22
  • Gebäudetyp: Gründerzeitwohnhaus, errichtet 1901
  • Eigentümerschaft: privat
  • Fertigstellung: voraussichtlich Mitte 2026
  • Nutzfläche: circa 1.000 Quadratmeter
  • Anzahl der Wohneinheiten: 22 (zuvor 39)
  • Heizwärmebedarf: keine Angabe (zuvor circa 100 kWh/m²a)

Kontakt

Stadt Wien - Energieplanung

Energieplanung (MA 20)
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