Kampagne "Bilder von sexualisierter Gewalt? Lassen wir das nicht so stehen!"

Eine Frau liegt im Bett, auf ihrem nackten Rücken ist ein Schriftzug aufgemalt.

Sujet der Kampagne mit einem Beispiel für eine täterentlastende Aussage

Die Gesellschaft ist beim Thema sexualisierte Gewalt tief von opferbelastenden und täterentlastenden Einstellungen durchdrungen.

Befragungen zum Thema Vergewaltigungen zeigen, dass ein großer Teil der Bevölkerung - und zwar Frauen wie Männer, Vergewaltigungsopfer selbst, sogar professionelle Helferinnen und Helfer sowie Personen aus dem engen Umfeld der Opfer - diesen opferbelastenden und täterentlastenden Erklärungen zustimmt und sie weiterträgt.


Die Kampagne des Frauenservice Wien will das ändern. Wer solchen Bildern begegnet, sollte sie immer wieder hinterfragen!

Bilder belasten Opfer und entlasten Täter

Zu sexualisierter Gewalt erforschte die Wissenschaftlerin Friederike Eyssel zwei Arten von Mythen:

  • Opferbelastende Mythen, die auf folgenden Annahmen basieren:
    • Sexuelle Aggression gehört zur sexuellen Interaktion zwischen den Geschlechtern.
    • Eine Frau, die die sexuellen Annäherungsversuche eines Mannes eindeutig ablehnt, ist im Grunde doch daran interessiert.
    • Männer werden durch ein bestimmtes Verhalten der Frau herausgefordert, etwa durch Flirten oder durch aufreizende Kleidung.
  • Täterentlastende Mythen: Basieren auf der Annahme, dass der Mann seine sexuellen Triebe nicht kontrollieren könne und somit "nicht anders kann".

Solche Mythen und Bilder schützen Täter und belasten die Opfer. Langfristig muss sich die opferfeindliche gesellschaftliche Einstellung zu Gewalt ändern, damit Opfer die Schuld weniger bei sich suchen und Hilfe in Anspruch nehmen.

Bilder hinterfragen und damit Opfer unterstützen

Ein typisches Beispiel ist die Aussage, die Frau sei an einer Vergewaltigung selbst schuld, weil sie aufreizende Kleidung trägt oder zu viel Alkohol getrunken hat. Je stärker solche Bilder in der Gesellschaft akzeptiert und verhaftet sind, desto besser funktioniert die Angstabwehr im Glauben, Frauen könnten kontrollieren, was ihnen widerfährt, und umso mehr wird Gewalt verharmlost.

Und: Diese Mythen sind extrem verbreitet. Männer denken sie, aber auch Frauen, Mütter, Freundinnen, Kolleginnen und sogar die Opfer selbst. Die Auswirkungen sind besonders negativ, da sie dazu führen, dass Frauen sich nach Übergriffen zurückziehen und über die Gewalterfahrung nicht sprechen - aus Scham, aus Unsicherheit, aus Angst, selbst schuld zu sein oder, dass sie den Übergriff vermeiden hätten können.

Es kommt zu einer Täter-Opfer-Umkehr beziehungsweise zu "Victim Blaming". Personen, die Gewalt erlebt haben, wird eingeredet, sie seien selber schuld, denn sie hätten mit ihrem eigenen Verhalten die Gefahr herausgefordert.

Hier muss klar sein: Frauen sind niemals selbst schuld an sexualisierten Übergriffen. Die Verantwortung für den Übergriff trägt IMMER der Täter. Ein Rock oder ein Glas Wein zu viel ist keine Einladung für sexualisierte Handlungen gegen den Willen der Frauen. Solche Handlungen werden auch nie durch das Tragen eines bestimmten Kleidungsstückes oder durch Alkoholkonsum einvernehmlich.

Was kann jede und jeder Einzelne tun?

  • Hinterfragen Sie diese Bilder und Einstellungen. Reden Sie mit Freundinnen und Freunden darüber, wenn Sie bei diesen auf solche tief verwurzelten Bilder und Einstellungen stoßen. Klar ist: Veränderung einer Gesellschaft dauert lange und braucht tausende Wiederholungen. Nutzen Sie jede Gelegenheit für eine dieser Wiederholungen.
  • Geben Sie die Telefonnummer des 24-Stunden Frauennotrufs weiter: + 43 1 71 71 9
  • Wenden Sie sich an den 24-Stunden Frauennotruf, wenn Sie mit jemanden über Ihre Erfahrungen sprechen möchten. Die dortigen Expertinnen sind jederzeit, rund um die Uhr für Sie da und beraten Sie vertraulich, kostenlos und auf Wunsch anonym.

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