4 Möglichkeiten geschlechtergerechter Sprache

Es gibt immer mehrere Möglichkeiten, geschlechtergerecht zu formulieren. Vom bisher eingesetzten Binnen-I auf den Genderstern * umzusteigen, ist oft eine gute Möglichkeit, manchmal sind aber andere Formulierungen schöner und besser verständlich. Sie können die Möglichkeiten in einem Text auch abwechselnd verwenden, also Menschen aller Geschlechter explizit ansprechen, die Kurzform Genderstern * und neutrale Formulierungen verwenden.

Machen Sie sich bewusst, für welche Zielgruppe Sie einen Text schreiben, und überlegen Sie, ob die Lesenden die Worte und die grammatikalischen Konstruktionen, die Sie verwenden, verstehen.

1) Menschen aller Geschlechter ansprechen

Wenn Sie Menschen aller Geschlechter explizit nennen, machen Sie diese sichtbar. Weil die deutsche Sprache bisher nur geschlechtsspezifische Anreden von Frauen und Männern kennt, können Sie bei der Ansprache von intergeschlechtlichen Personen auf eine alle Menschen ansprechende Formulierung zurückgreifen. Wenden Sie in der Reihenfolge das sogenannte Titanic-Prinzip an, das heißt, nennen Sie zuerst die weibliche Form.

  • Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, liebes Team!
  • Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrtes Publikum! Liebe Wienerinnen und Wiener, liebe Menschen in Wien!

2) Kurzform Genderstern *

In der Stadt Wien verwenden wir als Kurzform den Genderstern *, um alle Geschlechter sichtbar zu machen. Seine Strahlen gehen in alle Richtungen und symbolisieren damit Vielfalt.

Der Genderstern * hat sich in den letzten Jahren immer stärker in der Schriftsprache durchgesetzt und wird von immer mehr Unternehmen, Institutionen und Stadtverwaltungen verwendet, er ist daher heute gut verständlich. Der Genderstern * ist barrierefrei, wenn Screenreader entsprechend eingestellt sind. Auch der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband hat sich für den Genderstern * ausgesprochen, unter der Voraussetzung, dass er sparsam eingesetzt wird.

Für den Genderstern * gibt es keine Rechtschreibregeln, das heißt, bei seiner Verwendung gibt es kein Richtig oder Falsch. Vorteilhaft ist der Genderstern *, wenn wenig Platz zur Verfügung steht, etwa in Überschriften oder Tabellen.

Am wichtigsten ist die Verständlichkeit eines Textes. In manchen Worten bleiben die weibliche und männliche Form mit dem Genderstern * erhalten:

  • Lehrer*in, Techniker*in, Bürger*in, Architekt*in

Es ist aber auch dann klar, wer gemeint ist, wenn die weibliche oder männliche Form im Wort nicht vollständig erhalten bleibt:

  • Kund*in, Ärzt*in, Gemeinderät*in, Kolleg*in, Pädagog*in

Wenn Sie bestimmte oder unbestimmte Artikel verwenden, schreiben Sie auch diese geschlechtergerecht in der grammatikalisch passenden Reihenfolge, da dies die Verständlichkeit des Textes erhöht:

  • der*die Lehrer*in, ein*e Techniker*in, der*die Kolleg*in, ein*e Pädagog*in

Es kann sein, dass sich dabei die Reihenfolge der weiblichen und männlichen Formen ändert. Das ist in Ordnung, wenn das Wort verständlich bleibt:

  • ein*e Betroffene*r

Wenn Sie Eigenschaftswörter verwenden, schreiben Sie auch diese geschlechtergerecht. Dabei werden die weiblichen und männlichen Formen nicht immer in allen Wörtern in der gleichen Reihenfolge ausgedrückt:

  • der*die engagierte Lehrer*in, ein*e kompetente*r Kolleg*in

Ein Wort im Genitiv oder Dativ kann mit Genderstern * schwer verständlich sein, dann ist es besser, den Text umzuformulieren:

  • Statt: Geburtsurkunde des*der Ehepartner*in oder eingetragene*r Partner*in
    • Besser: Geburtsurkunde der Person, mit der Sie verheiratet oder verpartnert sind

Oft verbessert sich der Lesefluss und der Text wird verständlicher, wenn Sie das Wort in der Mehrzahl verwenden:

  • Statt: der*die engagierte Lehrer*in
    • Besser: engagierte Lehrer*innen, die engagierten Lehrer*innen
  • Statt: der*die Betroffene
    • Besser: die Betroffenen

Gesprochen wird der Genderstern *, wie bisher schon das Binnen-I, mit einer kleinen Pause. Die kleine Pause heißt in der Fachsprache Glottisschlag und zeigt: Alle sind angesprochen, Frauen, Männer und andere Geschlechter. Solche kleinen Pausen ergeben sich bei zusammengesetzten Wörtern in der deutschen Sprache öfter, zum Beispiel im Wort Spiegelei.

3) Neutrale Formulierungen

Neutrale Formulierungen beziehen sich auf Menschen aller Geschlechter, machen aber die einzelnen Geschlechter nicht explizit sichtbar. Neutrale Formulierungen sind auch im Sinne einer leicht verständlichen Sprache:

  • Alt: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
    • Neu: Mitarbeitende
    • Neu: Team
  • Alt: Lehrerinnen und Lehrer
    • Neu: Lehrkräfte
    • Neu: Lehrende
  • Alt: Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleiter
    • Neu: Abteilungsleitung
    • Neu: Führungsebene

4) Umformulieren

Manchmal ist es besser, einen Satz oder einen Text umzuformulieren:

  • Statt: Österreichische Staatsbürger*innen und Staatsbürger*innen eines EU-Staates
    • Besser: Menschen mit österreichischer Staatsbürgerschaft oder der Staatsbürgerschaft eines EU-Staates
    • Oder: Menschen mit der Staatsbürgerschaft Österreichs oder eines EU-Staates
  • Statt: Bezirksbewohner*innen sind eingeladen, …
    • Besser: Alle, die in diesem Bezirk wohnen, sind eingeladen …
  • Alt: Die Einzelberatung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfolgt durch eine Lehrerin oder einen Lehrer
    • Neu: Lehrende beraten alle, die teilnehmen, einzeln.
    • Neu: Die Einzelberatung erfolgt durch eine Lehrkraft.
    • Neu: Sie werden individuell von einer Lehrkraft beraten.
  • Alt: Der Feedbackbogen der Trainerin beziehungsweise des Trainers
    • Neu: Feedbackbogen Vorname Familienname

Die direkte Anrede per Sie ist eine weitere gute Lösung, um geschlechtergerecht und verständlich zu formulieren:

  • Alt: Die Antragstellerin/der Antragsteller trägt die Kosten.
    • Neu: Sie tragen die Kosten.
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