Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien

Ein Getreidefeld wird geerntet.

Der Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien (MA 49) besitzt mit rund 2.000 Hektar Verwaltungsfläche einen der größten Landwirtschaftsbetriebe Österreichs, der als Leitbetrieb nach den Richtlinien des biologischen Landbaus arbeitet. Das bedeutet, es werden keine leicht löslichen mineralischen Dünger, keine synthetischen Pflanzenschutzmittel und keine Gentechnik verwendet.

Die landwirtschaftlichen Nutzflächen befinden sich in Wien (Lobau, Essling, Magdalenenhof) und in Niederösterreich (Laxenburg, Rannersdorf, Vösendorf). Die Verwaltung erfolgt durch die Ökonomien Bio-Zentrum Lobau, Bio-Stadtgut Laxenburg sowie das Weingut Wien Cobenzl.

Das Weingut Wien Cobenzl steht seit über 110 Jahren im Besitz der Stadt und zählt zu den bedeutendsten Weingütern der Region. Es bewirtschaftet rund 60 Hektar Weingärten in Grinzing, am Nussberg und am Bisamberg. Das Weingut trägt als einer der ersten heimischen Betriebe die renommierte Auszeichnung "Nachhaltig Austria". Wien ist auch das einzige Weinbaugebiet der Welt, das zur Gänze innerhalb der Grenzen einer Metropole liegt.

Tätigkeitsbereiche des Landwirtschaftsbetriebs

Die ursprünglichen Aufgaben des Landwirtschaftsbetriebes waren die nachhaltige Versorgung von Wiener Spitälern und Kinderheimen mit landwirtschaftlichen Produkten und die Gewährleistung einer unabhängigen Notversorgung der Wiener Bevölkerung in Krisenfällen. Heute nimmt der Landwirtschaftsbetrieb zusätzlich zur Lebensmittelproduktion auch flächenwirtschaftliche Aufgaben unter Berücksichtigung modernster ökologischer Grundsätze wahr:

  • Leitbetrieb im Bereich biologischer Landwirtschaft beziehungsweise nachhaltiger Landbau mit dem Ziel der Erhaltung und Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit, der Erhaltung und Erhöhung der Biodiversität sowie des Grundwasser-Schutzes durch die Anwendung ökologischer Bearbeitungsmethoden
  • Erzeugung und Vermarktung hochwertiger, regionaler Bio-Lebensmittel
  • Erhaltung der Kulturlandschaft
  • Windschutzpflanzungen und Aufforstungen, als Grundlage für die Gestaltung einer attraktiven, abwechslungsreichen Landschaft
  • Kooperationen im Umwelt- und Forschungsbereich

Produkte und Angebote

Hand greift in Weizenkörner

Der Schwerpunkt der landwirtschaftlichen Produktion liegt auf hochwertigem Bio-Getreide. Angebaut werden alle gängigen Getreidesorten (Weizen, Roggen, Gerste und Dinkel, Hafer und Mais). Darüber hinaus werden auf den Flächen des Bio-Zentrums Lobau nach sorgfältiger Auswahl der Fruchtfolge Bio-Erdäpfel kultiviert, am Bio-Stadtgut Laxenburg auch Hülsenfrüchte und Saatgut.

Viele alte Sorten sind durch die Industrialisierung der Landwirtschaft von den Äckern verschwunden. Die Stadt Wien nimmt ihre Verantwortung für den Schutz der Artenvielfalt wahr und bezieht auch alte Sorten in den Anbau mit ein.

3 Packungen Bio-Berglinsen

Am Weingut Wien Cobenzl werden pro Jahr rund 400.000 Flaschen Qualitätswein gekeltert. Das Angebot reicht von traditionellen Wiener Rebsorten wie Grüner Veltliner, Riesling und Wiener Gemischter Satz DAC bis hin zu Rotwein-Sorten wie Pinot Noir und Blauer Zweigelt.

Seit 2022 werden erste Produkte des Landwirtschaftsbetriebs sowie des Forstbetriebes der Stadt Wien über die Eigenmarke "Wiener Gusto" vertrieben. Damit wird den Wiener*innen die Möglichkeit gegeben, die Produkte aus der stadteigenen Produktion direkt zu erwerben. Es handelt sich dabei um nachhaltige, qualitativ hochwertige und regionale Waren, die zu 100 Prozent biologisch sind - mit Ausnahme des Wildfleischs aus dem Forstbetrieb der Stadt Wien, das aufgrund der freien Bewegung des Wildes nicht biozertifiziert werden kann. Die Produktpalette von Wiener Gusto wird in den kommenden Jahren stetig ausgeweitet.

Biolandbau

Kartoffeln werden geerntet

Die ersten Versuche im Bio-Landbau gab es im heutigen Bio-Zentrum Lobau bereits 1978 in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur Wien, womit das Zentrum österreichweit zu den Öko-Pionieren zählt. 9 Jahre später waren alle Äcker des Stadtguts Lobau auf organisch-biologischen Landbau umgestellt. 2001 folgten die Ackerflächen in Essling (ehemaliger Schafflerhof). Seit 2008 werden auch die stadteigenen Flächen am Magdalenenhof am Bisamberg biologisch bewirtschaftet. Das Stadtgut Laxenburg mit einer Bewirtschaftungsfläche von rund 850 Hektar wird seit 2018 als Bio-Betrieb geführt.

Für alle diese Flächen gelten die Bewirtschaftungsrichtlinien des Bioverbandes Bio Austria. Kontrolle und Zertifizierung werden durch die Bio-Kontrollstelle Austria Bio Garantie gewährleistet.

Alle landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen des Forst- und Landwirtschaftsbetriebs werden mit Biokompost der höchsten Güteklasse A+ gedüngt. Pro Jahr werden rund 12.000 Tonnen Kompost der Abteilung Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark (MA 48) eingesetzt. Die Kompost-Düngung verbessert den Wasserhaushalt, die Durchlüftung und die Durchwurzelbarkeit des Bodens und ist somit eines der Grundprinzipien im biologischen Landbau: Nicht die Pflanzen werden gedüngt, sondern der Boden.

In einem langjährigen Exaktversuch speicherten die mit Kompost gedüngten Bio-Parzellen des Landwirtschaftsbetriebes 1.700 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Hektar und Jahr, während bei herkömmlicher mineralischer Düngung dagegen 2.000 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Hektar und Jahr freigesetzt werden. CO2-Äquivalente beschreiben eine Maßeinheit, die alle klimarelevanten Treibhausgase umfasst und diese in entsprechende Mengen von CO2 umrechnet, um eine einheitliche Vergleichsbasis zu bieten.

Zum Vergleich: 2.000 Kilogramm CO2 entspricht in etwa dem CO2-Ausstoß, der entsteht, wenn ein PKW 10.000 Kilometer weit fährt.

Folder "Vielfalt und Klimaschutz. Bio ist in - in Wien!" (3 MB PDF)

Forschung im Biolandbau

In Zusammenarbeit mit dem Verein Bio Forschung Austria werden auf Flächen des Landwirtschaftsbetriebes Projekte im Bereich biologischer Landwirtschaft und angewandter Ökologie umgesetzt.

Das Forschungsgebiet spannt einen weiten Bogen vom Bereich Pflanzenbau und Kompostanwendung über die Agrarökologie bis zur Produktqualität. Weiters werden die Produktion von Saatgut und Fragen der Sortenwahl im biologischen Landbau erforscht. Der Bereich der Agrarökologie beschäftigt sich mit der vorbeugenden Bekämpfung von Schädlingen mit biologischen Mitteln.

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