Entwicklung öffentlicher Grünflächen in Wien

Ausflugsziel Wien Cobenzl

Historische Entwicklung öffentlicher Grünflächen

Von der Antike bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Natur vorrangig für den Nahrungserwerb genutzt. Erholungsflächen in Form von riesigen Parkanlagen und ausgedehnten Jagdgebieten waren Jahrhunderte lang nur Adeligen und den oberen Gesellschaftsschichten vorbehalten. Nur zu bestimmten Anlässen oder Zeiten war es auch der Öffentlichkeit gestattet, diese Freiflächen für Erholungszwecke zu nutzen.

Mit Beginn der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu tief greifenden Veränderungen in der Landschaft. Auch die Einstellung der Menschen gegenüber der Natur änderte sich. Das explosionsartige Wachstum vieler Städte hatte negativen Folgen für die Natur. Zunehmend wurden kritische Stimmen laut. Zahlreiche Proteste und Bewegungen wie die Landesverschönerungs- oder Heimatschutzbewegung waren die Folge. Sie machten auf die fortschreitende Zerstörung der Landschaft aufmerksam. Die Forderung nach intakten Grünflächen in und nahe bei Städten wurde erstmals erhoben.

Reduktion der Grünflächen bis 1900

In Wien entstand ein enormer Wohnungsbedarf. Er entstand durch die erste Eingemeindung der Vorstädte ab 1850 und den ungebremsten Zuzug von Arbeitskräften aus allen Teilen der Monarchie in die Hauptstadt. Ein Verlust von Grünflächen war die Folge.

Einige Jahre später, nach Ende des Krieges Österreich gegen Preußen, drohte der Verkauf an private Unternehmer und die damit verbundene Abholzung des Wienerwaldes. Der Erhalt und die Rettung des Wienerwaldes ist einzig dem engagierten Journalisten Joseph Schöffel zu verdanken. Er setzte sich Anfang der 1870er-Jahre vehement gegen den Verkauf ein und verhinderte diesen schließlich. 1890 verdreifachte sich durch die zweite Stadterweiterung die Fläche des Stadtgebietes auf 18.000 Hektar. Vor allem in den ärmeren Stadtteilen Wiens herrschten zudem in den Wohnungen oft katastrophale hygienische Verhältnisse. Es musste auf das rasante Wachstum der Stadt und zur Vermeidung von Unruhen reagiert werden.

Im Jahr 1894 schrieb der Gemeinderat einen internationalen städtebaulichen Wettbewerb über einen "General-Regulierungsplan über das gesamte Gemeindegebiet von Wien" aus. Gefordert waren Vorschläge zur funktionellen Grobgliederung des Stadtgebietes. Dabei sollten sanitäre und ästhetische Gesichtspunkte bei der Neugestaltung städtischer Viertel berücksichtigt werden. Die Stadtplaner prognostizierten ein Bevölkerungswachstum von vier Millionen und eine damit verbundene ringförmige Stadtausweitung. Spätestens für das Jahr 1950 wurde die Vernichtung des Wienerwaldes befürchtet.

Wald- und Wiesengürtel um Wien

Der Gemeinderat beschloss, gezielt öffentlich zugängliche Grünflächen im Stadtgebiet anzulegen. Gleichzeitig kam es zum Beschluss, einen Wald- und Wiesengürtel um Wien zu errichten. Im Jahr 1905 wurde mit der Umsetzung und Projektierung des Wald- und Wiesengürtels in Verbindung mit der Errichtung der Höhenstraße begonnen. Zuständig war der damalige Stadtbaudirektor Heinrich Goldemund.

Wiens Grünflächen in und nach den Weltkriegen

Der Erste Weltkrieg veränderte die Situation Wiens grundlegend. Die Primärbedürfnisse der Bevölkerung überrollten während der Kriegsnotjahre die Grünflächenpolitik der Stadt Wien. Großflächige wilde Schlägerungen fanden in den Wäldern rund um Wien statt. Es entstanden in den Zwischenkriegsjahren auch zahlreiche wilde illegale Siedlungen: die "Kolonien".

Der Zweite Weltkrieg brachte der Stadt Wien den größten Zuwachs an Waldbesitz. 97 niederösterreichische Gemeinden wurden in "Groß-Wien" eingegliedert. Damit kamen auch die Gemeindewälder in die Verwaltung der Stadt Wien. Die Pflege und Bewirtschaftung der Wiener Wälder war in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg wieder durch die Eingriffe der notleidenden Bevölkerung gefährdet. So stand zum Beispiel der Lainzer Tiergarten in Gefahr, aufgelöst zu werden. An seiner Stelle hätten ein Waldfriedhof und Siedlungen entstehen sollen.

Der erste Schritt zur Schließung des Wiener Wald- und Wiesengürtels erfolgte im Jahr 1956 mit den ersten tatsächlichen Aufforstungen am Laaerberg.

Aktive Landschaftspflege nach 1955

Aufforstung der Großfeldsiedlung in den Jahren 1973/74 durch das Forstamt der Stadt Wien

Nach dem Staatsvertrag von 1955 wurde der Forst- und Landwirtschaftsbetrieb (MA 49) erstmals in die Stadtplanungsprozesse eingebunden. Dadurch war ein entscheidender Schritt gelungen: Weg von der bloßen Pflege der Wald- und Freiflächen hin zu einer aktiven Grünlandpolitik. Von nun an standen der Schutz des Waldes mit der Erhaltung typischer Landschaftsbilder und die Erholung der Bevölkerung im Vordergrund. Diese Umorientierung von der Forstwirtschaft zur Landschaftspflege legte den Grundstein zur Vorreiterrolle des Forst- und Landwirtschaftsbetriebes der Stadt Wien in diesem Aufgabenbereich.

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