Opferschutz-Report - Die Arbeit der Opferschutzgruppen in Wiener Krankenhäusern

Exemplare des Opferschutz-Reports liegen in Fächerform auf einem Tisch

Der im Dezember 2018 erschienene Opferschutz-Report beschreibt Auftrag und die Arbeitsbedingungen von Opferschutzgruppen in Wien, liefert Beispiele aus der Praxis und empfiehlt, wie gute Opferschutzarbeit gelingen kann.

Die Opferschutzgruppen von 9 Krankenhäusern haben an diesem Bericht des Wiener Programms für Frauengesundheit und des 24 Stunden-Frauennotrufs mitgearbeitet. Eingeflossen sind die Ergebnisse einer Fragebogenerhebung und einer Fokusgruppenanalyse zur Arbeit der Opferschutzgruppen.

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Gesetzlicher Auftrag

Das Krankenhauspersonal nimmt bei der Betreuung gewaltbetroffener Patient*innen eine zentrale Rolle ein. Seit 1. Jänner 2009 sind Wiener Schwerpunktkrankenhäuser mit Abteilungen für Frauenheilkunde, für Erstversorgung oder Unfallmedizin gesetzlich verpflichtet, Opferschutzgruppen einzurichten. In diesen sind Angehörige der Medizin, der Pflege und des Psychologischen Dienst vertreten. Ihre Aufgaben sind:

  • Information der Mitarbeiter*innen zu den Themen psychische, sexuelle und physische Gewalt - vor allem gegen Frauen
  • Möglichst frühes Erkennen von Gewalt als Ursache von Verletzungen und Folgeerkrankungen bei erwachsenen Patient*innen

Arbeit der Opferschutzgruppen in Zahlen

Im Jahr 2017 dokumentierten die Opferschutzgruppen in Wien 799 Opferschutzfälle. Diese Zahl umfasst aber nicht alle in Wien behandelten Gewaltopfer, da nicht alle Abteilungen darüber Aufzeichnungen führen können. Am häufigsten sind Abteilungen für Gynäkologie, Unfall- und Notfallmedizin, Psychiatrie, Chirurgie, HNO und Dermatologie in Opferschutzfälle einbezogen. Der gesetzliche Auftrag birgt in der Praxis einige Herausforderungen.

Wie viel Zeit benötigt die Betreuung eines Gewaltopfers?

Die Betreuung eines Gewaltopfers dauert durchschnittlich 85 Minuten - zusätzlich zum medizinischen Aufwand, um etwaige Verletzungen zu behandeln. Diese zusätzliche Zeit wird für Gespräche mit dem Opfer, für die Dokumentation von gerichtlich verwertbaren Beweisen, für Telefonate mit Opferschutzeinrichtungen oder für die Organisation eines Dolmetschs benötigt.

Weitere Zeit benötigen Opferschutzgruppen für Zusatzaufgaben wie Schulungen und Coaching von Personal sowie für den fachlichen Austausch. Opferschutzarbeit ist eine fächerübergreifende Tätigkeit, die abteilungsübergreifende Kommunikation braucht.

Opferschutzarbeit braucht Rückhalt durch die Leitung

Opferschutzgruppen benötigen zeitliche, räumliche und personelle Möglichkeiten sowie unbedingt die Unterstützung der Führungsebene, um den Opferschutzgedanken nachhaltig im Krankenhaus zu verankern.

Präsentiert wurde der Opferschutz-Report Anfang Dezember 2018 im Wiener Rathaus in Anwesenheit von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker und Martina Ludwig-Faymann, Gemeinderätin und Präsidentin der Wiener Frauenhäuser.

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