Mauereidechse - das seltenste Reptil in Wien

Mauereidechse auf einem Felsen

Die Mauereidechse (Podarcis muralis muralis) ist durch das Wiener Naturschutzgesetz beziehungsweise durch die Verordnung zum Naturschutzgesetz als prioritär bedeutend und streng geschützte Art ausgewiesen. Der Lebensraum der Mauereidechse ist im gesamten Stadtgebiet geschützt.

Aussehen

Die Mauereidechse ist eine zierliche, schlanke Eidechsenart mit leicht abgeflachtem Körper, flachem und zugespitztem Kopf und einem langen, in eine feine Spitze auslaufenden Schwanz. Der Schwanz ist etwa doppelt so lang wie Kopf und Rumpf. Die durchschnittliche Gesamtlänge beträgt 90 Millimeter, es gibt aber auch Exemplare von bis zu 200 Millimetern.

Die Oberseite ist variabel gefärbt, meistens graubraun oder braun, manchmal mit einem Stich ins Rötliche oder Grünliche. Der Schwanz ist meistens durch weiße und schwarze Querflecken gezeichnet. An den Flanken sind manchmal blaue Flecken erkennbar. Die Körperoberseite ist bei den Männchen dunkel gefleckt oder zeigt ein Netzmuster, die Weibchen haben oft dunkle, hell eingefasste Seitenbänder.


Lebensweise

Mauereidechse

Die jährliche Aktivitätsperiode beginnt im Februar bis Anfang April. Drei bis vier Wochen vor den Weibchen erscheinen die Männchen. Zwischen September und Ende November beginnt die Winterruhe, wobei vereinzelt auch an warmen Wintertagen Männchen beobachtet werden können.

Im Zeitraum von Anfang April bis Mitte Juni können zwei Paarungszeiten vorkommen. Dementsprechend werden die zwei bis zehn Eier pro Gelege (im Abstand von ungefähr einem Monat) zwischen Anfang Mai und Ende Juli in selbstgegrabenen kleinen Erdhöhlen abgesetzt. Sechs bis elf Wochen darauf schlüpfen die fünr bis sechs Zentimeter langen Jungtiere.

Als Nahrung dienen hauptsächlich Gliederfüßer (Arthropoden). Das sind unter anderem Spinnen, Insekten, Asseln, insbesondere werden Hautflügler, Läuse, Wanzen, Käfer sowie Heuschrecken.


Lebensraum

Die deutsche Namensbezeichnung bezieht sich auf ihren Lebensraum der oft spalten- und fugenreiche Mauern umfasst.

Wichtig ist eine vielseitige Vertikalstrukturierung mit Fugen, Spalten und Löchern.

Bevorzugte Habitatausstattung

  • Sonnige, trocken-warme, steinige oder felsige Hänge
  • Steinbrüche, offene Schotter- und Gesteinsfelder
  • lückenreiche Mauern, Brücken
  • Bahndämme
  • Friedhöfe (Mauern), Weinberge
  • Gärten und Ruderalflächen

Verbreitung in Wien

Fundorte am Eichkogel bei Kaltenleutgeben (ehemaliger Steinbruch) und nördlich von Kalksburg schließen an die Verbreitungsgebiete des Wienerwald-Ostabhanges an.

Als Rest eines ehemaligen Vorkommens am Gürtel (Linienwall) könnte das inselartige Vorkommen im südostexponierten Teil des Wertheimsteinparkes im 19. Wiener Gemeindebezirk (Döbling) zu sehen sein. Eine kleine Population existiert am Wienerberg.

Ältere Meldungen vom Unteren Prater (Winterhafen und Gassteg) konnten bei der letzten Kartierung nicht mehr bestätigt werden. Die letzten Fundpunkte in Wien befanden sich zwischen Winterhafen und Eichkogel.

In Wien erreicht die wärmeliebende Art ihre nördlichste, natürliche Verbreitungsgrenze in Österreich. Durch ihr eng begrenztes Vorkommen an wenigen exponierten Stellen ist die Mauereidechse das seltenste Reptil in Wien.

Schutzmaßnahmen allgemein

Mauereidechse
  • Verbreitungsgebiete stärken und ausbauen
  • Besonders naturnahe, vertikale Kleinstrukturen sollten erhalten beziehungsweise angelegt werden. Bei der Sanierung und bei der Errichtung von Dämmen, Mauern, Abhängen und anderen Befestigungsanlagen sollten Spalten, Fugen und Löcher belassen werden.
  • Sicherung von alten fugen- und spaltenreichen Stützmauern, um den ursprünglichen Mauertyp zu erhalten.
  • Auslichten von zu dicht werdenden Gehölzbeständen, entlang fugenreicher Mauern.
  • Sicherung und optimale Strukturierung von Wanderkorridoren.

Schutzmaßnahmen im Rahmen von Netzwerk Natur

  • Qualitätsverbesserung des Lebensraumes der Mauereidechse im Wertheimstein Park zum Beispiel durch Schaffung eines neuen Steinhaufens mit Erd- und Sandelementen sowie frei schneiden beschatteter Steinwandflächen.
  • Pflege des Lebensraumes im Kaltenleutgebner Steinbruch, unter anderem durch Entbuschung, damit Beschattung verhindert beziehungsweise minimiert wird.

Broschüre "Reptilien in Wien. Ein Leitfaden."

Sie können die Broschüre "Reptilien in Wien. Ein Leitfaden." herunterladen, als gedrucktes Exemplar bestellen, beim Folder-Telefon: +43 1 4000-73420 oder per E-Mail unter komm@ma22.wien.gv.at kostenlos anfordern.

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Literatur

  • Schedl, Heimo (1999): Die Reptilienfauna Wiens. Artenportraits der in Wien vorkommenden Reptilienarten. Im Auftrag der Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22).

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