"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt Pilgramgasse

• Um- und Ausbau eines Erdgeschoßlokals inklusive thermischer Sanierung in einem Gründerzeithaus
• Umstellung von einer Gastherme auf eine Erdwärmepumpe
• Flächenkollektoren unter dem Keller und Innenhof
• 4 Erdsonden im Innenhof

Im Jahr 2019 beschloss der Eigentümer des Erdgeschoßlokals eines um 1900 erbauten Gründerzeithauses in Margareten, sein Architekturbüro dort zu errichten und dieses um einen bestehenden Kellerraum sowie einen weiteren unter dem Innenhof neu anzulegenden Raum zu erweitern. Im Zuge dieses Um- und Ausbaus sollte nicht nur der thermische Zustand der straßenseitigen Fassade im Bereich des Erdgeschoßlokals verbessert, sondern auch die Heizung auf ein nachhaltiges System umgestellt werden.

In beharrlicher Kleinarbeit gelang es dem Eigentümer, innerhalb von rund 3 Jahren die notwendige Zustimmung der übrigen Eigentümer*innen der Wohnungseigentumsgemeinschaft zu erhalten, um die Erweiterung des Gebäudes inklusive der Nutzung der Erdwärme durchführen zu können.

Da im Innenhof nur Platz für 4 Bohrungen war, entschied sich der Eigentümer gemeinsam mit dem technischen Planer, auch das Erdwärmepotenzial unter dem bestehenden Keller zu nutzen. Dafür wurde ein Flächenkollektor verlegt. Unter dem angrenzenden Innenhof wurde durch Abgrabungen ein neues unterirdisches Geschoß auf Kellerniveau errichtet. In diesem neu geschaffenen Raum wurde ebenfalls ein Flächenkollektor verlegt und 4 Bohrungen für Erdsonden mit einer Gesamtlänge von 469 Metern vorgenommen. Über den Flächenkollektoren im Keller und im neuen Keller unter dem Innenhof wurde zuerst jeweils eine Sauberkeitsschicht mit einer Schicht Schaumglas betoniert. Darüber wurde mit Bitumen abgedichtet und eine 30-Zentimeter-Betondecke eingegossen. Die geplante Tiefe von 120 Metern pro Sonde konnte bei 2 Bohrungen aufgrund der geologischen Gegebenheiten nicht erreicht werden.

Über dem Kollektor im Innenhof errichtete der Eigentümer den zusätzlichen Raum auf Kellerniveau, der zukünftig das Büro erweitern wird. Für diesen neuen Raum wurde eine Bauteilaktivierung in der Betondecke installiert, die als Wärmeabgabesystem und zur Kühlung genutzt wird. Die übrigen Büroräume werden über eine Fußbodenheizung beheizt oder gekühlt. Insgesamt soll mit dem derzeit erschlossenen Erdwärmepotenzial von gut 25 kW eine Fläche von circa 400 Quadratmetern beheizt werden. Die Wärmepumpe und der Pufferspeicher werden in einem neu geschaffenen Technikraum installiert.

Die Regeneration der Kollektoren und Sonden erfolgt einerseits durch die Abwärme der Kühlung und andererseits durch Kollektoren, die an der straßenseitigen Fassade des Büros und im Substrat-Aufbau des neuen Gartens im Innenhof in Planung sind.

Für die Zukunft ist geplant, das System zu erweitern und auch Wohnungen anzuschließen. Die dafür notwendigen Anschlussleitungen für den hinteren Gebäudetrakt wurden im Zuge der Errichtung des Raums unter dem Innenhof verlegt. Es ist auch schon möglich, weitere Wärmequellen anzuschließen (zum Beispiel Erdsonden am Gehsteig).

Ausgangssituation der Energieversorgung

• Erdgeschoßlokal in Gründerzeithaus

• Gastherme für Heizung und Warmwasser

• Wärmeabgabe über Heizkörper

Elemente des neuen Energiesystems

• Heizung und Warmwasserbereitstellung über Erdwärmepumpe (circa 25 kW)

• Fußbodenheizung und Bauteilaktivierung als Abgabesystem für Heizung und Kühlung

• Warmwasser über Wärmepumpe und Fassadenkollektor

• Heizungspufferspeicher

• Anschluss weiterer Wohnungen vorbereitet

• Integration weiterer Wärmequellen berücksichtigt

Über das Gebäude

• Adresse: 5., Pilgramgasse 8
• Gebäudetyp: Gründerzeithaus, Straßenlokal thermisch saniert
• Eigentümerschaft: privat
• Fertigstellung: 2025
• Nutzfläche: circa 400 Quadratmeter
• Heizwärmebedarf: keine Angabe