"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt Pernerstorfergasse

• Umrüstung eines bestandsfreien Wiener Zinshauses von Einzelgasthermen auf eine zentrale Erdwärmepumpe für Heizen, Warmwasserbereitung und Kühlung
• Kühlung über Fußbodenheizung und zusätzliche Kühldecke im Dachgeschoß
• Thermische Sanierung mit aufwendiger Nachmodellierung der gegliederten straßenseitigen Fassade sowie Sanierung der nichtbewohnten Wohnungen
• Photovoltaikanlage mit circa 22 kWp für Wärmepumpe und Warmwasser

Der bauerfahrene Eigentümer des Gründerzeitgebäudes im "Supergrätzl" in Favoriten entschied sich im Rahmen einer Generalsanierung und Aufstockung für eine Umstellung der bestandsfreien Mietwohnungen auf Erdwärme. Zur thermischen Verbesserung des Objekts wurden die Fenster getauscht und hofseitig die Fassade 20 Zentimeter stark gedämmt. Um die gegliederte straßenseitige Fassade erhalten zu können, entschied sich der Eigentümer für eine Nachmodellierung der ursprünglichen Fassade mit einer 6 Zentimeter starken Dämmung.

Zum Zeitpunkt der Übernahme des Objekts bestand bereits ein Fernwärmeanschluss von 120 kW, der auf einen Anschlusswert von 100 kW reduziert wurde. Die zusätzliche 35-kW-Erdwärmepumpe ermöglicht es, den Großteil der Wärmeversorgung abzudecken und das Gebäude im Sommer effizient zu kühlen. Gleichzeitig können Lastspitzen oder Ausfälle durch die ergänzende Fernwärme abgefangen und die Betriebskosten niedrig gehalten werden. Die 150 Meter tiefen Sonden wurden mit einem Abstand von 5,5 Metern im Innenhof und in der Hauseinfahrt positioniert. 2 Pufferspeicher mit je 1.500 Litern werden mit der Wärmepumpe auf 55 Grad Celsius erhitzt. Bei vorhandenem Sonnenstrom der Photovoltaikanlage werden diese mit Hilfe von elektrischen Heizstäben auf maximal 80 Grad Celsius geladen und versorgen die Wohnungen über Wärmetauscher mit Warm- und Heizwasser. Der überschüssige Strom der 22-kWp-Photovoltaikanlage, östlich und westlich ausgerichtet, wird in das Netz eingespeist.

Alle Gasetagenheizungen und Einzelöfen wurden entfernt, die Heizkörper durch Fußbodenheizungen ersetzt und Wohnungsstationen mit Wärmetauschern installiert. Diese werden mit 55 Grad Celsius warmem Wasser versorgt und steuern das Heiz- und Kühlsystem in den Wohneinheiten. Da die Warmwasserbereitung direkt mit Frischwasser erzeugt wird, werden alle hygienischen Standards zuverlässig eingehalten.

Zusätzlich wurde eine innovative Tramkopf-Heizung mit eigenem Mischkreis installiert. Die vom Bauträger Gassner & Partner Baumanagement GmbH gemeinsam mit der TU Wien entwickelte Tramkopf-Heizung dient dazu, bei unveränderbaren Bestandsfassaden und dadurch erforderlicher Innendämmung bei kalter Witterung eine Feuchtigkeitsbildung beim Tramauflager zu verhindern. Die neuen Dachgeschoßwohnungen haben zusätzlich zur Kühlung über die Fußbodenheizung eine Deckenkühlung. Die aktive Kühlung sorgt zusätzlich für eine Regenerierung der Tiefensonden. Zentralisiert wurde das Heizsystem über insgesamt 5 neu geschaffene Installationsschächte. Aufgrund der Demontage des Gasanschlusses ist das Gebäude nun zu 100 Prozent gasfrei.

Ausgangssituation der Energieversorgung

• Unsaniertes Gebäude aus der Gründerzeit
• Dezentrale Heiz- und Warmwasserbereitung über Einzelgasthermen
• Wärmeabgabe über Heizkörper

Elemente des neuen Energiesystems

• Heizung, Warmwasserbereitung und Kühlung über eine 35-kW-Erdwärmepumpe in Kombination mit Fernwärme
• 5 je 150 Meter tiefe Tiefensonden im Innenhof und in der Hauseinfahrt
• 2 Pufferspeicher mit 1.500 Liter Volumen; zusätzlich 1.000-Liter-Pufferspeicher für die Fernwärme
• Wärme- und Kälteabgabe über Fußbodenheizung; im Dachgeschoß zusätzliche Deckenkühlung
• Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 22 kWp für die Wärmepumpe und mit E-Heizstäben für Warmwasserbereitung

Über das Gebäude

• Adresse: 10., Pernerstorfergasse 73
• Gebäudetyp: Gründerzeitgebäude mit Mietwohnungen, Baujahr 1884
• Eigentümerschaft: privat
• Fertigstellung: 2024
• Nutzfläche: 1.300 Quadratmeter (zuvor 550 Quadratmeter)
• Anzahl der Wohneinheiten: 19 (zuvor 12)
• Heizwärmebedarf: circa 33 kWh/m²a