"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt Erzherzog-Karl-Straße

• Kleinere thermische Verbesserungen
• Grundwassernutzung für die Wärmepumpe
• Jahresarbeitszahl 5,8
• Beibehaltung des Wärmeabgabesystems - Heizkörper und Gebläseheizung
• Warmwasser dezentral über Elektro-Boiler

Als im Jahr 2017 die beiden veralteten Gasheizkessel die zulässigen Abgaswerte nicht mehr einhielten, nutzte das Entscheidungsgremium der evangelischen Gemeinde die Gelegenheit, um auf eine nachhaltige und zukunftsfähige Technologie umzusteigen. Das großzügige Grundstück und die Lage auf der Donauplatte boten ideale Voraussetzungen, die ganzjährig fast konstante Temperatur des Grundwassers zu nutzen. Heute beheizt eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe sowohl die Kirche als auch das angeschlossene Gemeindezentrum samt Pfarrer*innen-Wohnung.

Nach Prüfung der Qualität und Menge des Grundwassers wurden der Entnahme- und der Schluckbrunnen mit einem Abstand von rund 40 Metern im Garten hinter der Kirche errichtet. Die Wärmepumpe wurde im vorhandenen Heizraum neben 2 Pufferspeichern mit je 780 Litern Fassungsvermögen aufgestellt. Im Heizraum besteht wegen der früher vorhandenen Ölheizung samt zugehörigem, großvolumigem Heizöltank genug Platz. Als Ausfallsicherung blieb ein Reserve-Gaskessel installiert, um den Skeptiker*innen der neuen Heizung die Sorgen zu nehmen. Dieser Gaskessel war seit der Inbetriebnahme der Wärmepumpe nur an weniger als 20 Tagen (rund 1,4 Prozent der bisherigen Heiztage) im Einsatz, immer dann, wenn es zu einer Störung bei der Wärmepumpe kam, die rasch behoben werden konnte.

Die Wärmeabgabesysteme wurden überall beibehalten: In der Kirche wird mittels einer Warmluftheizung über Gebläseauslässe an der rückwärtigen Wand und im Boden neben dem Altar geheizt. Dabei ist eine Grundtemperatur von 15 Grad Celsius eingestellt. Für Gottesdienste und Veranstaltungen wird die Temperatur um rund 2 Grad angehoben. Die Anhebung erfolgt jeweils circa 2 Stunden vor Beginn und wird über ein Thermostat in der Kirche geregelt. Im Gemeindezentrum und in der Wohnung wird die Wärme über ein 2-Rohr-System mit Heizkörpern abgegeben. Die Regelung erfolgt direkt über die Heizkurve, die an der Wärmepumpe eingestellt ist. Im exponierten Eckraum des Pfarrsekretariats und im Jugendraum im Kellergeschoß wird die Heizung bei Bedarf kurzzeitig mit Infrarotpaneelen ergänzt. Das Warmwasser wird unabhängig von der Heizung dezentral über Elektro-Boiler bereitgestellt.

Thermische Verbesserungen konnten aufgrund der strengen Auflagen für Baudenkmäler nur sehr eingeschränkt vorgenommen werden. So konnten Fassadenteile gedämmt werden, die nicht direkt einsehbar sind, was bereits Anfang der 2000er-Jahre mit den damals üblichen Dämmstärken erfolgte. Die Kastenfenster mussten beibehalten werden, wurden aber mit einer genau ausgeführten Dichtung an den Innenflügeln versehen und aufwendig von einem Tischler renoviert.

Der Vergleich der Energieverbräuche zeigt deutlich, dass sich der Umstieg auf die Wärmepumpe auch wirtschaftlich gelohnt hat: Der Gasverbrauch lag vor der Umstellung bei durchschnittlich 110.000 kWh/a. Der Stromverbrauch der Wärmepumpe liegt nun durchschnittlich bei 16.000 kWh/a, mit einer Jahresarbeitszahl von knapp unter 6. Die durch die Erneuerung des Heizsystems erzielte Ersparnis, unter Annahme aktueller Energiepreise, beträgt etwa 5.500 Euro pro Jahr.

Ausgangssituation der Energieversorgung

• Sakralbau aus den 1950er-Jahren
• Kleinere thermische Verbesserungen
• Heizwärmebereitung mit 2 Gaskesseln
• Warmwasserbereitung mit Elektro-Boiler
• Wärmeabgabe über Heizkörper und über Gebläseheizung in der Kirche

Elemente des neuen Energiesystems

• Entnahmebrunnen mit einer Tiefe von 13 Metern, Schluckbrunnen mit einer Tiefe von 3 Metern und einer Entfernung von 37,3 Metern zwischen den Brunnen
• Heizwärmeversorgung durch eine Grundwasser-Wärmepumpe mit einer Leistung von 54 kW
• Heizzentrale im Keller mit 2 Pufferspeichern, je 780 Liter
• Wärmeabgabe über die bestehenden Systeme
• Warmwasserbereitung über Elektro-Boiler

Über das Gebäude

• Adresse: 22., Erzherzog-Karl-Straße 145
• Gebäudetyp: Sakralbau mit Gemeindezentrum und Wohnung, Baujahr 1955
• Eigentümerschaft: Evangelische Pfarrgemeinde A.B. Wien Donaustadt
• Fertigstellung: 2017
• Heizwärmebedarf: Gemeindezentrum 206,2 kWh/m²a, Kirche 620 kWh/m²a
• Nutzfläche: 403 Quadratmeter
• Anzahl der Einheiten: Kirche, Gemeindezentrum, Pfarrer*innen-Wohnung
• Augsburgischen Bekenntnisses