Bewertungsmethode für Architektur der Nachkriegszeit

Wohnhausanlage, Wien
Seit 1972 kann die Stadt Wien Schutzzonen festlegen, um Gebäude, die charakteristisch für das Stadtbild und die Geschichte sind, zu schützen. Für Gebäude zwischen 1945 und 1979 gab es diese Möglichkeit nicht. Ihre Bedeutung für die Geschichte und das Stadtbild konnte nicht festgestellt werden.
Da viele dieser Gebäude "in die Jahre gekommen sind" und jetzt abgerissen, saniert oder umgebaut werden sollen, war es notwendig ein Verfahren für ihre Bewertung zu entwickeln. Dies erfolgte durch die Arbeitsgemeinschaft BWM-Feller-Tabor (Erich Bernard, Liz Zimmermann, Barbara Feller, Jan Tabor) in Zusammenarbeit mit Wehdorn Architekten ZT GmbH sowie Renata Vrabelová (Centrum Architektury Brünn).
Bewertungsmethode
Die Bewertungsmethodik basiert auf einer Trennung der Bestandsaufnahme sowie der Wert- und Profilanalyse von der eigentlichen Bewertung. Die Bestandsaufnahme und die Wert- und Profilanalyse können im Vorfeld durch Expert*innen erstellt werden. Bei 100 Wiener Projekten ist dies bereits im Rahmen der Entwicklung der Methode erfolgt. Die Bewertung selbst erfolgt im jeweiligen Anlassfall (Umbau, Sanierung, Umnutzung).
1. Bestandsaufnahme
Zu Beginn wird eine Bestandsaufnahme des Gebäudes durchgeführt, die wesentliche Daten und Fakten zusammenträgt.
2. Wert-/ Profilanalyse
Im nächsten Schritt wird eine Wert- und Profilanalyse erstellt. Das Gebäude wird dabei mit einer eigens entwickelten Begrifflichkeit beschrieben, um der Architektur nach 1945 gerecht zu werden. Die Analyse beruht auf 3 Säulen, die die einzelnen Gebäude umfassend klassifizieren:
- Konnotation/Aura - kulturgeschichtlicher Kontext
- Bekanntheit, Bedeutung, Einfluss des*der Architekt*in
- Bauwerk (Stellenwert, Vorbildwirkung, politische Bedeutung, technikgeschichtliche Bedeutung, Reputation, Bedrohung)
- Architektur/Ingenium - gestalterische Lösungsqualität
- Qualität des Gebäudes an sich (Gestalt, Schichten, Fronten, Sphären, Detailformen und Kunstwerke)
- Qualität des Gebäudes in Bezug auf seine Umgebung (Position, Gestik)
- Physik/Leistungsfähigkeit
- Funktionalität (räumliche Zweckmäßigkeit, Bauphysik, Haltbarkeit)
- Anpassungsfähigkeit (räumlich und bauphysikalisch)
3. Bewertung im Anlassfall
Am Ende der Analyse steht keine Summe, sondern die einzelnen Indikatoren stehen für sich. Damit bilden sie ab, in welchen Bereichen ein Objekt besonderes Interesse verdient oder eher schlecht abschneidet. Aus diesen Werten ergibt sich ein Gesamtbild, das je nach Anwendungsfall (Umbau, Sanierung, Umnutzung eines Gebäudes) von Fachleuten zu interpretieren ist.
Bewertete Projekte
- Döblinger Bad (Wien)
- EKAZENT Hietzing (Wien)
- Pavillon Z (Brünn)
- Zentrum für Pflege- und Gesundheitsberufe (Brünn)
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Bewertungsmethodik im Detail: 2 MB PDF
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Dieses Projekt wurde aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanziert.
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- Letzte Aktualisierung: 03.09.2025, 03.33 Uhr
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