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"Wir setzen Impulse für mehr Wachstum" - Interview mit Bürgermeister Michael Ludwig

Österreichs Wirtschaft erholt sich langsam, aber doch. Die Zeichen in Wien stehen auf Wachstum. Im Interview spricht Bürgermeister Michael Ludwig über Schwerpunkte auf dem Arbeitsmarkt und Zukunftsbranchen. Er erklärt, was das etwa für den Klimaschutz heißt.

Gespräch in voller Länge im Stadt Wien Podcast

Wo steht die Wiener Wirtschaft aktuell - auch im Vergleich zum Rest Österreichs?

Ludwig: Es gab in Österreich eine Rezession, aber Wien hat stark dagegengehalten. Wir waren in den letzten 2 Jahren das einzige Bundesland mit Wirtschaftswachstum. Aber natürlich spüren wir die Wirtschaftsentwicklung, die mit geringeren Ertragsanteilen, die wir vonseiten des Bundes zugesprochen bekommen, verbunden ist. Daher müssen wir Maßnahmen zur Konsolidierung, aber gleichzeitig Wirtschaftsimpulse setzen. Wichtig ist, die Wirtschaft wieder in Gang zu setzen und zu vermeiden, dass das zarte Konjunktur-Pflänzchen durch Sparmaßnahmen an der falschen Stelle gefährdet wird.

Sie sprechen immer wieder vom Wirtschaftsmotor Wien. Woran lässt sich das festmachen?

Ludwig: Das lässt sich an der Wirtschaftsleistung festmachen. Wir erwirtschaften rund 120 Milliarden Euro Bruttoregionalprodukt und haben einen Höchststand bei der Beschäftigung, wenngleich auch bei uns die Arbeitslosigkeit steigt. Geringer als im Österreich-Schnitt, aber sie steigt auch in Wien. Allerdings bei einem Höchststand von 940.000 Beschäftigten. Das hängt auch damit zusammen, dass wir gezielt Impulse in verschiedensten Wirtschaftsbereichen setzen. Dazu gehört der Tourismus. Wir sind weltweit die Stadt mit den meisten Kongressen und Konferenzen. Außerdem ist Wien ein pulsierender Industriestandort. Nicht mit rauchenden Schloten, aber ganz stark im Bereich Life Sciences, Biotechnologie und Pharmazie. Alle großen pharmazeutischen Unternehmen haben Forschungs- oder Produktionsstätten in Wien.

Neben Tourismus und Life Sciences: Was sind weitere Stärkefelder?

Ludwig: Das sind neben den Produktionsbereichen vor allem Dienstleistungsunternehmen. Und wir punkten überall dort, wo viel Know-how erforderlich ist. Dazu gehören Bildungseinrichtungen wie Universitäten. Wir haben rund 200.000 Studierende. Mit 9 Universitäten, 6 Privatuniversitäten und 5 Fachhochschulen sind wir der wichtigste Universitätsstandort im deutschsprachigen Raum.

Wo kann Wien noch stärker werden?

Ludwig: Wir wollen unsere hohe Kompetenz, die wir im Bereich der Daseinsvorsorge haben, weiter ausbauen. Wir sind in Österreich im Spitzenfeld, was Photovoltaik betrifft. Wir sind der stärkste Anbieter von Sonnenstrom, der drittstärkste Anbieter, was Windkraft betrifft. Auch deshalb, weil wir ein privates Unternehmen gekauft haben, um diesen Bereich auszubauen. Wir sind stark bei Geothermie und Großwärmepumpen. Diese Technologien ermöglichen, unser großes Vorhaben, 2040 klimaneutral zu sein, zu erreichen. Und dass wir das Projekt "Raus aus Gas" im Zeitplan realisieren. Durch Investitionen in alternative Energie werden wir unabhängig von Gas.

Stichwort Klimaschutz: Halten Wiens Klimaziele trotz aktueller Einsparungsmaßnahmen?

Ludwig: Ja, denn wir haben seit 20 Jahren ein Klimaschutzprogramm, an dem wir konsequent arbeiten. Das hat auch dazu geführt, dass die CO2-Emissionen pro Kopf halb so hoch sind wie im Österreich-Schnitt. Und wir nehmen uns vor mit dem Klimafahrplan und dem Klimagesetz, das wir als einziges Bundesland haben, diesen Weg in Zukunft konsequent weiterzugehen.

Wien liegt seit vielen Jahren an der Spitze der Lebensqualitätsrankings. Wie sehr trägt diese Lebensqualität zur wirtschaftlichen Stärke der Stadt bei?

Ludwig: Erfreulicherweise sind wir in vielen internationalen Rankings an der Spitze gereiht. Das ist das Ergebnis einer konsequenten Politik - und auch des Fleißes der Wiener*innen. Für die internationalen Betriebsansiedlungen ist die Lebensqualität ein wichtiges Asset: Neben den Hard Facts sind es soziale Angebote wie Bildung und Wohnen, die in den Augen internationaler Unternehmungen für den Standort Wien sprechen.

Sie haben die letzte Bundesregierung immer wieder wegen fehlender Maßnahmen gegen die Inflation kritisiert. Wie hält Wien dagegen?

Ludwig: Es war meines Erachtens ein schwerer Fehler der letzten Bundesregierung, nicht in die Teuerung einzugreifen. Das hat dazu geführt, dass wir im Vergleich der EU-Länder die höchste Inflation hatten. Das hatte negative Auswirkungen auf die Haushalte, aber auch auf den Wirtschaftsstandort, weil natürlich die Wettbewerbsfähigkeit darunter leidet. Es wurden Maßnahmen im Steuerrecht gesetzt, die gravierende negative Auswirkungen auf alle Gebietskörperschaften hatten, weil es keine Gegenfinanzierung zum Beispiel bei der Abschaffung der kalten Progression gab. Allein diese Maßnahme kostet die Stadt Wien in dieser Legislaturperiode eine Milliarde Euro. Die jetzigen Entscheidungsträger*innen müssen nun Maßnahmen setzen, um das zu kompensieren. Was wir in Wien getan haben: Die Miete bei Gemeindewohnungen wurde 2 Jahre nicht erhöht. Der Bund hat versucht, hier ähnliche Maßnahmen zu setzen, da ist Wien vorangegangen.

Thema Arbeitsmarkt: Sie setzen vor allem Maßnahmen für Gruppen, die es im Job schwerer haben. Beispiel Frauenstiftung: Welche Ergebnisse gibt es da?

Ludwig: Die ersten Frauen im Programm sind schon gestartet. Vor allem junge Frauen, die unter schwierigen Rahmenbedingungen beruflich tätig sein wollen, Alleinerzieherinnen zum Beispiel.

Was tut Wien, um Jugendliche fit für den Job zu machen?

Ludwig: Mit dem waff haben wir ein einmaliges Instrument, um gezielt gerade Personengruppen zu unterstützen, die Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt haben. Auf diesem Weg werden wir 1.000 junge Menschen, die länger als 6 Monate arbeitslos sind, zusätzlich qualifizieren.

Welchen Rat würden Sie jungen Menschen mit auf den beruflichen Weg geben?

Ludwig: Immer eine Ausbildung abschließen und sich dort engagieren, wo man die eigenen Stärkefelder sieht.

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