Mehrzweckkarte - Herstellung

Die Datenerfassung für die Herstellung der Mehrzweckkarte - der digitalen Stadtkarte von Wien - erfolgt mit 2 Methoden: Die Objekte im Straßenraum werden mit elektronischen Tachymetern vermessen, im Innenbereich der Straßenblöcke werden die Daten der Mehrzweckkarte mittels digitaler Luftbildauswertung erfasst.

Vermessung

Mitarbeiter bei der Arbeit am digitalen Luftbildauswertegerät

Die Inhalte des Straßenraumes der Mehrzweckkarte stammen aus einer terrestrischen Vermessung mit elektronischen Tachymetern. Im Wesentlichen werden hierbei die Abgrenzungen der öffentlichen Verkehrsflächen (wie Gebäudelinien, Zäune, Mauern, Grünflächenabgrenzungen) und die "Straßenmöblierung" (wie Bordsteine, Hydranten, Maste, Bäume, Schienen, Einbautendeckel) digital lage- und höhenmäßig erfasst. Die Vermessung beinhaltet gewisse Generalisierungen: So werden zum Beispiel nur Vor- und Rücksprünge erfasst, die größer als 5 Zentimeter sind. Generell werden alle jene öffentlichen Verkehrsflächen vermessen, die ganzjährig bei Tag und Nacht zugänglich und befestigt sind. Ausgenommen davon sind Autobahnen, Autobahnauf- und -abfahrten sowie Schnellstraßen.

Die Aktualisierung der vermessenen Inhalte erfolgt in 2 Schritten: Zunächst wird vor Ort ein Vergleich der vorliegenden Mehrzweckkarte mit der Natur durchgeführt, wobei Veränderungen in einer Auszeichnung der Mehrzweckkarte angemerkt werden. Die angemerkten Markierungen dienen dann als Auftrag zur Neuvermessung dieser veränderten Bereiche.

Die Arbeiten zur Mehrzweckkarten-Vermessung erfolgen teils durch das Personal der Stadtvermessung Wien (MA 41), teils im Vergabewege. So wird der Bereich des Naturvergleichs und der Auftragskontrolle zur Gänze hausintern durchgeführt. Bis zu zwei Drittel der Vermessungsarbeiten hingegen werden an private Zivilingenieurbüros vergeben.

Luftbildauswertung

Der Innenbereich der Straßenblöcke - der Block-Innenbereich - wird für die Mehrzweckkarte mittels digitaler Luftbildauswertung erfasst. Es handelt sich hier um Gebäudelinien, Baum-, Baumgruppen- und Gebüsch-Umfahrungen, Weg-Abgrenzungen, Einfriedungen, Abgrenzungen von Oberflächenversiegelungen und vieles mehr.

Bei der Aktualisierung der Luftbildinhalte werden die vermessenen Inhalte des Straßenraumes gemeinsam mit den vorliegenden Luftbildinhalten der Mehrzweckkarte über ein aktuelles Luftbild eingeblendet. Die Inhalte des Block-Inneren werden auf ihre Richtigkeit kontrolliert beziehungsweise neu ausgewertet.

Die baulichen Änderungen außerhalb des Straßenbereichs werden auf Basis der aktuellen Luftbilder jährlich eingearbeitet.

Die Datenerfassung der Mehrzweckkarte mittels Luftbildauswertung wird sowohl durch das Personal der Stadtvermessung Wien (MA 41) als auch über Vergaben durchgeführt.

Kartografische Bearbeitung

Im Anschluss an die Aktualisierung der Mehrzweckkarten-Inhalte aus Vermessung und/oder Luftbildauswertung erfolgt die kartografische Bearbeitung der Mehrzweckkarte. Diese beinhaltet die finale Qualitätskontrolle, das Erzeugen der Signatur für die Vegetationsgrenzen, das Erzeugen der Signaturen für Mauern und Sockelzäune, das Ergänzen von Symbolen, das Schließen von Flächen und das Erstellen des Standardlayouts für den Maßstab 1:1.000.

Darüber hinaus werden die Texte für die Mehrzweckkarte erstellt. Die Texte der Mehrzweckkarte beinhalten im Wesentlichen die Straßennamen, Haus- und Stiegennummern, spezielle Objektbezeichnungen (wie "Krankenhaus", "Schule" und vieles mehr) und topografische Begriffe. In der Mehrzweckkarte sind die Hausnummern (Orientierungsnummern) enthalten, die vom Magistrat durch die Baupolizei (MA 37) vergeben worden sind.

Die kartografische Bearbeitung der Mehrzweckkarte wird zur Gänze durch das Personal der Stadtvermessung Wien (MA 41) durchgeführt.

Geschichte

Im Jahre 1957 wurde mit der Erfassung der analogen Stadtkarte - der Vorgängerin der Mehrzweckkarte - begonnen. Die analoge Stadtkarte basierte auf einer Luftbildauswertung mit analytischen Auswertegeräten und anschließender kartographischer Bearbeitung. Der Auswerte- und Standardausgabemaßstab war 1:2.000. Weitere Standardausgabemaßstäbe waren 1:5.000 und 1:10.000. Diese entstanden durch reprografische Verkleinerung und zusätzliche kartografische Bearbeitung der Schriftfolie, die getrennt von den Situationsinhalten geführt wurde.

1972 konnte die Ersterfassung der analogen Stadtkarte abgeschlossen werden, und es wurde 1973 mit der Aktualisierung dieses Kartenwerkes begonnen. Ab 1979 war man in der Lage, die analoge Stadtkarte in einem dreijährigen Zyklus zu aktualisieren.

1984 wurde nach vorausgegangenen ersten Tests mit der Datenerfassung für die Mehrzweckkarte - der digitalen Stadtkarte von Wien - begonnen. Die Ersterfassung des Straßenraumes durch die Mehrzweckkarten-Vermessung konnte 1995 abgeschlossen werden und die Luftbildauswertung schloss die digitale Ersterfassung 1996 ab. Die vollständige flächendeckende kartografische Bearbeitung der Mehrzweckkarte wurde 1997 beendet, wobei von Beginn an parallel auch Aktualisierungen durchgeführt wurden.

Im Zuge der Aktualisierung der Mehrzweckkarte sollen alle baulichen Veränderungen im Stadtgebiet, die von öffentlichem Interesse sind, so rasch wie möglich nach Fertigstellung der Baumaßnahmen erfasst werden. Ab 1997 wurde versucht, das dicht verbaute Stadtgebiet in einem 3-jährigen Zyklus zu überarbeiten. Seit 2020 wird verstärkt auf die anlassbezogene Aktualisierung gesetzt. Das bedeutet, dass bereits detektierte Baumaßnahmen vorrangig neu erfasst werden. Die flächendeckende Kontrolle und daraus resultierenden Aktualisierungen werden nachgereicht.

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