Kompetenzstelle gegen Cyber-Gewalt an Frauen

In der Kompetenzstelle arbeiten IT-Sicherheitsexpert*innen des WienCERT von Wien Digital mit dem 24-Stunden Frauennotruf und dem Verein Wiener Frauenhäuser in konkreten Fällen von Cyber-Gewalt eng zusammen.

Durch die Bündelung des hochspezialisierten technischen Know-hows mit Expertise aus dem Bereich des Opferschutzes wird das Hilfenetz weiter ausgebaut.

Struktur der Kompetenzstelle

Die Kompetenzstelle gegen Cyber-Gewalt ist keine Stelle im eigentlichen Sinne, sondern beschreibt die enge Zusammenarbeit im Zusammenhang mit Cyber-Gewalt zwischen Frauenberatungsstellen und den WienCERT IT-Sicherheitexpert*innen von Wien Digital.

Die Kompetenzstelle kann seit 2020 vom

in Anspruch genommen werden.

Das Angebot der Kompetenzstelle wurde 2023 auf externe Gewaltschutzorganisationen ausgeweitet: Der 24-Stunden Frauennotruf koordiniert die Zusammenarbeit der Kompetenzstelle gegen Cyber-Gewalt mit externen Gewaltschutzorganisationen, die vom Frauenservice gefördert werden.

Wer wird unterstützt?

Unterstützt werden Frauen in Wien, die:

  • von Cyber-Gewalt in oder nach Beziehungen;
  • von Cyber-Stalking, durch Personen des sozialen Umfelds (zum Beispiel Arbeitskolleg*innen) betroffen sind.

Wie ist der Ablauf einer Beratung bei Cyber-Gewalt?

In der Beratung erfolgt zunächst eine Abklärung der Gesamtsituation und der Gewalt-Vorgeschichte. Cyber-Gewalt ist oftmals eine von mehreren Gewaltformen in einer Beziehung. Daher ist eine Erfassung der Gesamtsituation wichtig für eine gute Gefährdungseinschätzung und die darauffolgende Sicherheitsplanung.

Eine Abklärung über die verschiedenen Formen und Ausprägungen der Cyber-Gewalt erfolgt in einem weiteren Schritt gemeinsam mit der psychosozialen Beraterin. Viele Fragestellungen in Hinblick auf Sicherheitsplanung und Beweismittelsicherung können in der psychosozialen Beratung bereits gelöst werden.

Ein Hinzuziehen der IT-Sicherheitsexpert*innen von WienCERT ist eher selten notwendig und erfolgt auf folgenden Wegen:

  • Die Beraterinnen können sich mit technischen Fragen direkt an das WienCERT wenden. Meist lässt sich bei diesem Schritt schon eine gute Lösung für den weiteren Beratungsverlauf finden.
  • In manchen Fällen findet eine Video- oder Telefonberatung gemeinsam mit der Klientin, Beraterin und IT-Sicherheitsexpert*in statt. Dabei wird abgeklärt, ob die Fragestellung online gelöst werden kann. Ebenso wird abgeklärt, ob das WienCERT bei weiteren Schritten unterstützen kann oder nicht beziehungsweise ob an die Polizei für weitere forensische Beweissicherung verwiesen wird.
  • In einigen wenigen Fällen erfolgt eine technische Abklärung der Geräte durch IT-Expert*innen von Wien Digital. Davor müssen jedenfalls alle möglichen Abklärungsschritte gesetzt worden sein. Beim Termin anwesend sind die Klientin, die psychosoziale Beraterin und (meist) 2 IT-Expert*innen (im Sinne des 4-Augen-Prinzips). Die ausdrückliche Zustimmung der Klientin, Information über die Abklärungsschritte und eine Eingrenzung der Fragestellung sind dabei unbedingt notwendig.

Beispiele für Unterstützungsmöglichkeiten durch die Kompetenzstelle

Die Kompetenzstelle unterstützt bei Anliegen zu Cyber-Stalking, Cyber-Mobbing oder "Hass im Netz". Der Fokus liegt dabei auf Gewalt im Beziehungskontext (ehemalige oder bestehende Paar-Beziehungen, Arbeits- oder Wohnumfeld, et cetera):

  • Einer Klientin wird das Handy zerstört, auf dem Beweisfotos für eine Gewalthandlung gespeichert wurden. Können diese Fotos wiederhergestellt werden?
  • Geht der Kommunikationsverlauf verloren, wenn man den Stalker blockiert?
  • Warum weiß mein Ex-Lebensgefährte immer, wo ich und meine Kinder sich aufhalten?
  • Mein Ex-Lebensgefährte verbreitet unter meinem Namen Beschimpfungen im Internet/auf Social Media. Wie kann ich das stoppen (beenden)?
  • Ist was mir passiert technisch überhaupt möglich? Wenn ja, was kann dagegen getan werden - im Sinne der Beweismittelsicherung und der Sicherheitsplanung?
  • Wie kann das Handy/der Computer sicher neu aufgesetzt werden?
  • Wie können in bestimmten sozialen Medien Beweise gesichert werden?
  • Auf welche Einstellungen muss geachtet werden, damit bestimmte Handlungsweisen nicht mehr möglich sind?

Grenzen der Unterstützung durch die Kompetenzstelle

Folgende Aufgaben werden von der Kompetenzstelle nicht übernommen:

  • Abklärung und Durchsuchung aller technischen Geräte.
    • Beim Erstkontakt mit dem 24-Stunden Frauennotruf oder mit den Wiener Frauenhäusern erfolgt zunächst eine umfassende Abklärung der Gesamtsituation, der Gewalt im online und offline Bereich und eine Ermittlung der aktuellen Gefährdungssituation.
  • Unterstützung, wenn keine geschlechtsspezifische Beziehungsgewalt des nahen oder weiteren sozialen Umfelds erkennbar ist. Ebenso, wenn Fragestellungen sehr diffus und nicht eingrenzbar sind.
  • Umfassende forensische (gerichtstaugliche) Beweismittelsicherung inklusive forensischer Auswertung und Gutachten. Dies fällt in die Zuständigkeit der Polizei und erfordert eine Anzeige.
  • Umfassende Antworten in allen technischen Fragestellungen.
    • Auch wenn im Rahmen der Kompetenzstelle zahlreiche Expert*innen der Stadt arbeiten, so gibt es Spezialisierungen und Grenzen des Wissens. Nicht jede auf Computersicherheit spezialisierte Person ist auch auf Handys oder Tablets spezialisiert. iOS-Expert*innen nicht immer auf Android-Anwendungen. Ebenso unterscheiden sich Einstellungen einzelner Produktmarken, Smartphone-Produzent*innen und Programme.
    • Wenn Sie in einer Beratungsstelle arbeiten, wenden Sie sich bitte (mit Zustimmung der Klientin) vorab an den 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien. Die zuständige Person für die Kompetenzstelle wird Sie für eine detaillierte Abklärung kontaktieren.

Beratungsstellen und Hilfe

Projektleitung und Koordination

Die gemeinsame Projektleitung liegt bei MD-OS/PIKT (Magistratsdirektion - Geschäftsbereich Organisation und Sicherheit, Gruppe Prozessmanagement und IKT-Strategie und dem 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien.

Organisatorisch unterstützt Urban Innovation Vienna GmbH (UIV) im Auftrag der MD-OS/PIKT die Kompetenzstelle mit der Koordinierung von regelmäßigen Abstimmungen, notwendigen Adaptierungen, Verbesserungen und Kooperationsmöglichkeiten.

Die Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen und die Geschäftsgruppe Innovation, Stadtplanung und Mobilität haben gemeinsam mit der MD-OS/PIKT diese Zusammenarbeit ermöglicht.

Weiterführende Informationen

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