Zahlen zu Gewalt gegen Frauen

Gewalt gegen Frauen ist ein weltweites Phänomen, ein Gesundheitsthema und ein Menschenrechtsthema. Gewalt beinhaltet die Frage der strafrechtlichen Relevanz.

Zahlen sind wichtig, um ein Phänomen greifbar zu machen, um das Ausmaß verständlich und notwendige Handlungsansätze zur Vorbeugung oder Beendigung planbar zu machen.

Die Datenlage zur Betroffenheit von Gewalt an Frauen ist nach wie vor unzureichend. Gewalt ist tabuisiert sowie angst- und schambesetzt. Sie wird in vielen Fällen weder angesprochen noch zur Anzeige gebracht. Es ist daher von einer sehr hohen Dunkelziffer an Gewalttaten und Gewaltopfern auszugehen.

Dennoch liegen verfügbare Zahlen aufgrund von Studien, der Kriminalstatistik und der Erhebungen von Beratungs- und Opferschutzeinrichtungen vor.

Zahlen für Wien

  • Im Jahr 2022 hat der 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien mit 12.400 Beratungen Frauen mit Gewalterfahrungen, Angehörige und Ratsuchende unterstützt.
    62 Prozent der Beratungen erfolgten telefonisch. Die E-Mail-Beratungen machten 33 Prozent aller Beratungen aus. Die persönlichen Beratungen und Begleitungen zu Polizei, Gericht oder Krankenhaus machten 5 Prozent aus. Bei den Beratungsthemen ging es im Jahr 2022 bei etwa 47 Prozent um sexualisierte Gewalt – Beratungen zu diesem Thema sind die langjährige Kernkompetenz des 24-Stunden Frauennotrufs. Beratungen wegen psychischer Gewalt waren 2022 mit 27 Prozent vor den Beratungen wegen körperlicher Gewalt mit 21 Prozent. Weitere 5 Prozent entfielen auf K.O.-Mittel.
    (Jahresstatistik 2022, 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien)
  • Im Jahr 2022 fanden 624 Frauen und 640 Kinder in den 4 Wiener Frauenhäusern Zuflucht und Schutz. Die Summe aller Aufenthaltstage betrug 71.501. Im Dezember 2022 wurde ein 5. Frauenhaus eröffnet. Damit stehen nun insgesamt 228 Plätze für Frauen und Kinder, die auf Grund von Gewalt aus ihrem Zuhause flüchten müssen, sowie 54 Plätze in so genannten Übergangswohnungen zur Verfügung.
    (Zahlen: Verein Wiener Frauenhäuser)

Zahlen für Österreich

  • In Österreich hat jede 5. Frau (das heißt 20 Prozent der Frauen) seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren. 15 Prozent der Frauen haben seit ihrem 15. Lebensjahr Stalking erlebt. Jede 3. Frau (exakt 35 Prozent) hat seit ihrem 15. Lebensjahr eine Form der sexuellen Belästigung erlebt. Psychische Gewalt durch ihren (Ex-)Partner haben 38 Prozent der Frauen seit ihrem 15. Lebensjahr erlebt.
    (FRA-Studie. Gewalt gegen Frauen. Eine EU-weite Erhebung. 2014)
  • 29,5 Prozent der befragten Frauen in Österreich (jede 3.) waren bereits Opfer von sexualisierter Gewalt. Sie wurden vergewaltigt, versucht vergewaltigt oder zu sexuellen Handlungen genötigt, die sie nicht wollten. 56,8 Prozent der Frauen haben bereits körperliche Gewalt erfahren. Jede 3. Frau eine leichte Ohrfeige bekommen, 5 Prozent wurden verprügelt. (Gewalt in der Familie und im nahen sozialen Umfeld. Österreichische Prävalenzstudie zur Gewalt an Frauen und Männern, 2011.
    BMWFJ, Hg. ÖIF)
  • In Österreich wird jede 5. in einer Beziehung lebende Frau von ihrem Ehemann oder Lebensgefährten misshandelt.
    (Bernard & Schlaffer 1991, Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und Familie)

Zahlen international

  • In der EU hat jede 3. Frau seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren (jede 5. Frau in ihrer Beziehung). 18 Prozent der Frauen haben seit ihrem 15. Lebensjahr Stalking erlebt. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Frauen haben seit ihrem 15. Lebensjahr eine Form der sexuellen Belästigung erlebt. EU-weit waren 43 Prozent der Frauen entweder durch den aktuellen oder früheren Partner beziehungsweise die aktuelle oder frühere Partnerin psychischer Gewalt ausgesetzt. Der Missbrauch bestand unter anderem darin, dass Frauen öffentlich bloßgestellt wurden, das Haus nicht verlassen durften oder eingesperrt wurden, dass sie gegen ihren Willen pornografische Filme ansehen mussten und ihnen Gewalt angedroht wurde. 67 Prozent meldeten die schwerwiegendsten Gewaltvorfälle innerhalb einer Partnerschaft nicht der Polizei oder einer anderen Organisation.
    (FRA-Studie. Gewalt gegen Frauen. Eine EU-weite Erhebung. 2014)
  • 40 Prozent aller im Rahmen einer Untersuchung in Deutschland befragten Frauen gaben an, seit ihrem 16. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt (unabhängig vom Täter-Opfer-Kontext) erlebt zu haben. Rund 25 Prozent haben Formen körperlicher und/oder sexueller Gewalt durch aktuelle oder frühere Beziehungspartner erlebt. Etwa jede 7. Frau (13 Prozent) berichtete davon, strafrechtlich relevante sexuelle Gewaltübergriffe ab dem 16. Lebensjahr erlebt zu haben. 42 Prozent der befragten Frauen haben Formen von psychischer Gewalt erlebt, die von Eingeschüchtert werden oder aggressivem Anschreien über Verleumdungen, Drohungen und Demütigungen bis hin zu Psychoterror reichten.
    (Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Eine repräsentative Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Deutschland 2004)
  • Häusliche Gewalt ist die Hauptursache für den Tod oder die Gesundheitsschädigung bei Frauen zwischen 16 und 44 Jahren und rangiert damit noch vor Krebs oder Verkehrsunfällen.
    (Parlamentarische Versammlung des Europarates, Häusliche Gewalt gegen Frauen, Empfehlung 1582, angenommen am 27.9.2002)
  • Weltweit werden fast 70 Prozent der weiblichen Mordopfer von ihren männlichen Partnern ermordet.
    (Weltgesundheitsorganisation, Genf 2002, Weltbericht Gewalt & Gesundheit)
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