Zahlen zu Gewalt gegen Frauen
Zahlen sind wichtig, um ein Phänomen greifbar zu machen, um das Ausmaß verständlich und notwendige Handlungsansätze zur Vorbeugung oder Beendigung planbar zu machen.
Die Datenlage zur Betroffenheit von Gewalt an Frauen ist nach wie vor unzureichend. Gewalt ist tabuisiert sowie angst- und schambesetzt. Sie wird in vielen Fällen weder angesprochen noch zur Anzeige gebracht. Es ist daher von einer sehr hohen Dunkelziffer an Gewalttaten und Gewaltopfern auszugehen.
Dennoch liegen verfügbare Zahlen aufgrund von Studien, der Kriminalstatistik und der Erhebungen von Beratungs- und Opferschutzeinrichtungen vor.
Zahlen für Wien
- Im Jahr 2024 hat der 24-Stunden-Frauennotruf der Stadt Wien (+43 1 71719) mit 9.824 Beratungskontakten Frauen mit Gewalterfahrungen oder deren Angehörige, Freund*innen und Bekannte sowie Ratsuchende unterstützt. 63 Prozent (6.152) der Beratungskontakte waren telefonisch, 31 Prozent (3.077) per E-Mail, 6 Prozent (595) waren - hauptsächlich persönliche - Terminberatungen.
Im Durchschnitt gab es 27 Beratungskontakte täglich. Insgesamt gab es rund 3.500 Erstkontakte. Davon waren rund 2.000 einschlägige Erstkontakte mit Personen, die den 24-Stunden Frauennotruf im Zusammenhang mit Gewalt kontaktiert haben. Im länger andauernden Beratungskontext war das Beratungsausmaß in Fällen von sexualisierter Gewalt mit 44 Prozent mit deutlichem Abstand am höchsten, gefolgt von psychischer Gewalt mit 26 Prozent und körperlicher Gewalt mit 25 Prozent. Weitere 5 Prozent entfielen auf K.O.-Mittel-Verdachtsfälle. - Im Jahr 2023 fanden 771 Frauen und 630 Kinder in mittlerweile 5 Wiener Frauenhäusern Zuflucht und Schutz. Die Summe aller Aufenthaltstage betrug 77.626. Es stehen in Wien insgesamt 228 Plätze für Frauen und Kinder, die auf Grund von Gewalt aus ihrem Zuhause flüchten müssen, sowie 54 Plätze in so genannten Übergangswohnungen zur Verfügung.
(Zahlen: Verein Wiener Frauenhäuser)
Zahlen für Österreich
- Jede 3. Frau in Österreich ab dem Alter von 15 Jahren hat bereits körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Fast jede 6. Frau im Erwachsenenalter war von Androhungen körperlicher Gewalt betroffen. 761.786 Frauen wurden laut Statistik Austria ab dem Alter von 15 Jahren innerhalb oder außerhalb von intimen Beziehungen Opfer von körperlicher Gewalt (23,47 Prozent), fast gleich viele Frauen erlebten zudem sexuelle Gewalt (23,75 Prozent). Von mindestens einer der beiden Gewaltformen betroffen waren 1.119.934 Frauen zwischen 18 und 74 Jahren. Das sind 34,5 Prozent aller Frauen in diesem Alter. 282.480 aller Frauen ab 15 Jahren in Österreich (8,7 Prozent) sind bereits vergewaltigt worden. Androhungen körperlicher Gewalt mussten fast eine halbe Million Österreicherinnen (15,25 Prozent) erleben.
Stalking betraf jede 5. Frau zwischen 18 und 74 Jahren in Österreich. Das sind fast 710.000 Frauen, die etwa unerwünschte Nachrichten oder Geschenke, obszöne, drohende oder stumme Anrufe erhalten haben. 736.613 Frauen haben hierzulande sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. Das ist mehr als jede 4. Frau, die bereits mindestens einmal erwerbstätig war.
("Geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen in Österreich", Prävalenzstudie beauftragt durch Eurostat und das Bundeskanzleramt 2021) - In Österreich hat jede 5. Frau (das heißt 20 Prozent der Frauen) seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren. 15 Prozent der Frauen haben seit ihrem 15. Lebensjahr Stalking erlebt. Jede 3. Frau (exakt 35 Prozent) hat seit ihrem 15. Lebensjahr eine Form der sexuellen Belästigung erlebt. Psychische Gewalt durch ihren (Ex-)Partner haben 38 Prozent der Frauen seit ihrem 15. Lebensjahr erlebt.
(FRA-Studie. Gewalt gegen Frauen. Eine EU-weite Erhebung. 2014) - 29,5 Prozent der befragten Frauen in Österreich (jede 3.) waren bereits Opfer von sexualisierter Gewalt. Sie wurden vergewaltigt, versucht vergewaltigt oder zu sexuellen Handlungen genötigt, die sie nicht wollten. 56,8 Prozent der Frauen haben bereits körperliche Gewalt erfahren. Jede 3. Frau eine leichte Ohrfeige bekommen, 5 Prozent wurden verprügelt. (Gewalt in der Familie und im nahen sozialen Umfeld. Österreichische Prävalenzstudie zur Gewalt an Frauen und Männern, 2011.
BMWFJ, Hg. ÖIF) - In Österreich wird jede 5. in einer Beziehung lebende Frau von ihrem Ehemann oder Lebensgefährten misshandelt.
(Bernard & Schlaffer 1991, Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und Familie)
Zahlen international
- In der EU hat jede 3. Frau seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren (jede 5. Frau in ihrer Beziehung). 18 Prozent der Frauen haben seit ihrem 15. Lebensjahr Stalking erlebt. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Frauen haben seit ihrem 15. Lebensjahr eine Form der sexuellen Belästigung erlebt. EU-weit waren 43 Prozent der Frauen entweder durch den aktuellen oder früheren Partner beziehungsweise die aktuelle oder frühere Partnerin psychischer Gewalt ausgesetzt. Der Missbrauch bestand unter anderem darin, dass Frauen öffentlich bloßgestellt wurden, das Haus nicht verlassen durften oder eingesperrt wurden, dass sie gegen ihren Willen pornografische Filme ansehen mussten und ihnen Gewalt angedroht wurde. 67 Prozent meldeten die schwerwiegendsten Gewaltvorfälle innerhalb einer Partnerschaft nicht der Polizei oder einer anderen Organisation.
(FRA-Studie. Gewalt gegen Frauen. Eine EU-weite Erhebung. 2014) - 40 Prozent aller im Rahmen einer Untersuchung in Deutschland befragten Frauen gaben an, seit ihrem 16. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt (unabhängig vom Täter-Opfer-Kontext) erlebt zu haben. Rund 25 Prozent haben Formen körperlicher und/oder sexueller Gewalt durch aktuelle oder frühere Beziehungspartner erlebt. Etwa jede 7. Frau (13 Prozent) berichtete davon, strafrechtlich relevante sexuelle Gewaltübergriffe ab dem 16. Lebensjahr erlebt zu haben. 42 Prozent der befragten Frauen haben Formen von psychischer Gewalt erlebt, die von Eingeschüchtert werden oder aggressivem Anschreien über Verleumdungen, Drohungen und Demütigungen bis hin zu Psychoterror reichten.
(Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Eine repräsentative Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Deutschland 2004) - Häusliche Gewalt ist die Hauptursache für den Tod oder die Gesundheitsschädigung bei Frauen zwischen 16 und 44 Jahren und rangiert damit noch vor Krebs oder Verkehrsunfällen.
(Parlamentarische Versammlung des Europarates, Häusliche Gewalt gegen Frauen, Empfehlung 1582, angenommen am 27.9.2002) - Weltweit werden fast 70 Prozent der weiblichen Mordopfer von ihren männlichen Partnern ermordet.
(Weltgesundheitsorganisation, Genf 2002, Weltbericht Gewalt & Gesundheit)
Studien
- "Geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen und andere Formen von interpersoneller Gewalt" - Erhebung der Statistik Austria zwischen 2020 und 2021 im Auftrag von Eurostat und Bundeskanzleramt: 1,44 MB PDF
- Wiener Gleichstellungsmonitor 2021
- Wiener Gleichstellungsmonitor 2016: 14 MB PDF
- Wiener Gleichstellungsmonitor. 2013: 6 MB PDF
- FRA-Studie. Gewalt gegen Frauen. Eine EU-weite Erhebung. 2014
- Global status report on violence prevention 2014. WHO (Englisch)
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- Letzte Aktualisierung: 12.10.2025, 14.30 Uhr
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