Auswirkungen von Gewalt und Vorurteile

Gewalt hat immer massive Auswirkungen auf die Psyche, den Körper und das soziale Umfeld der Betroffenen.

Die erste unmittelbare Auswirkung von Gewalt ist, dass die Opfer in Furcht leben. Bei familiärer Gewalt kommt es ganz selten vor, dass Opfer nach dem ersten Übergriff Hilfe holen beziehungsweise eine Anzeige machen. Sie suchen zunächst nach eigenen Lösungsmöglichkeiten. Bei länger andauernder Gewalt stellen sie nach und nach ihr Leben darauf ein, Gewalt zu vermeiden. Sie verzichten auf alles, was vom Gewalttäter als "Eigenmächtigkeit" interpretiert werden könnte. Sie verzichten damit auch in vielfacher Hinsicht auf die Entwicklung ihrer persönlichen Fähigkeiten und Ressourcen.

Bei Betroffenen kann es unter anderem zu folgenden körperlichen Reaktionen kommen:

  • Herz-Kreislauf-Beschwerden
  • Diffuse Schmerzen
  • Leistungsabfall
  • Erschöpfungszustände
  • Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
  • Schlafstörungen, Albträume

Bei Betroffenen kann es unter anderem zu folgenden psychischen Reaktionen kommen:

  • Gefühle von Ekel, Scham und Schuld
  • Angstzustände, Panikattacken
  • Depressionen
  • Kontrollverlust
  • Hilflosigkeit
  • Schreckhaftigkeit
  • Betroffene übernehmen die Perspektive des Täters: "Ich bin schuld, dass er so ist."

Bei Betroffenen kann es unter anderem zu folgenden Reaktionen in Bezug auf das soziale Umfeld kommen:

  • Isolation, Rückzug
  • Keine Freunde und Kontakte mehr
  • Finanzielle Abhängigkeit
  • Beschämende Misshandlungen vor den Kindern

Vorurteile

Entgegen bestehender Vorurteile ist Gewaltanwendung nicht von Herkunft, Bildung, Einkommen oder sexueller Orientierung abhängig. Genauso wenig sind Gewaltopfer selbst Schuld, weil sie die Gewalttäter oder Gewalttäterinnen angeblich "provozieren". Jeder oder jede, der oder die Gewalt ausübt, ist selbst dafür verantwortlich. Egal, welcher Konflikt der Gewalteskalation vorangeht, man hat immer die Wahl, Gewalt anzuwenden oder die Situation zu durchbrechen und zum Beispiel das Haus zu verlassen.

Wenn Gewalttäter oder Gewalttäterinnen einsehen, dass sie Schwierigkeiten haben, Konflikte ohne Gewalt zu lösen, können sie durch professionelle Hilfe andere Lösungsmöglichkeiten lernen. Wenn sie jedoch die Schuld nur bei ihrem Gegenüber suchen, bleibt die Gewaltdynamik aufrecht. Opfer kommen immer mehr in eine Art Konfliktvermeidungsverhalten und übernehmen die Perspektive des Täters beziehungsweise der Täterin. Irgendwann glauben sie selbst, dass sie an der Gewalt Schuld haben. Es entsteht eine Gewaltspirale aus Entwertung, Bedrohung, Gewaltausübung, Isolation und Vermeidung. Diese Gewaltspirale als solche zu erkennen und zu durchbrechen, erfordert Kraft und professionelle Hilfe. Die langjährige Erfahrung des 24-Stunden Frauennotrufs zeigt: Es ist definitiv möglich, eine Gewaltbeziehung zu beenden.

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