Dohle (Corvus monedula)

Erkennungsmerkmale und Lebensweise

Erkennungsmerkmale

Schwarzer Vogel auf Dach

Dohlen-Männchen und –Weibchen am Brutplatz.

Die Dohle (Corvus monedula) ist mit einer Körperlänge von bis zu 39 Zentimetern und einer Flügelspannweite von etwa 67 Zentimetern ein mittelgroßer Rabenvogel. Anhand ihrer gedrungenen Gestalt, des rundlichen Kopfes, der relativ kurzen Beine und der charakteristischen grau-schwarzen Gefiederfärbung kann man sie leicht von anderen Raben und Krähen unterscheiden. Der schwarze Scheitel ist scharf gegen den grauen Hinterkopf und Nacken und die helleren Halsseiten abgesetzt. Von der ebenfalls dunklen Gesichtsbefiederung heben sich markant die hellen Augen ab. Flügel, Rücken und Schwanz sowie Schnabel und Füße sind auch schwarz, der Bauch ist dunkelgrau.

Die Geschlechter sind sehr ähnlich gefärbt, die Männchen sind aber im Schnitt etwas größer. In ihren Bewegungen wirkt die Dohle sowohl im Flug als auch am Boden lebhaft und ist dabei an Wendigkeit und Fluggeschwindigkeit, die etwa 60 km/h beträgt, ihren Verwandten deutlich überlegen. Dohlen können über 20 Jahre alt werden.

Die Menge an möglichen Lautäußerungen ist umfangreich. Besonders typisch sind die kurzen, klangvollen "kjä - kja" und "tjack"-Rufe.

Vogelstimme zum Anhören - xeno-canto

Lebensweise

Schwarze Vögel auf Wiese

Dohlen sind sehr gesellig und treten häufig gemeinsam mit Krähen im Schwarm auf, hier bei der Nahrungssuche.

Dohlen sind sehr soziale Vögel, die in Kolonien brüten, wenn es ausreichend Nistplätze gibt. In größeren Gruppen sind sie aber auch bei der Nahrungssuche, an ihren Schlafplätzen und außerhalb der Brutzeit anzutreffen. Oft schließen sich diese Trupps auch großen Aas- und Saatkrähenschwärmen an.

Die Dohlen sind bei uns Standvögel, halten sich also das ganze Jahr über im Brutgebiet auf. An schönen Herbst- und Wintertagen kann man sie auch an ihren Nistplätzen beobachten.

Als typische Allesfresser sind Dohlen in der Lage ein breites Nahrungsspektrum zu nutzen, wobei der Schwerpunkt auf Insekten und Samen liegt. Vor allem zur Jungenaufzucht wird eiweißreiche Nahrung in Form von Großinsekten und anderen Wirbellosen bevorzugt. Zusätzlich stehen auch Früchte, Aas und menschliche Siedlungsabfälle auf dem Speiseplan. Die Nahrungssuche findet überwiegend auf offenen Flächen mit niedriger beziehungsweise schütterer Vegetation statt.

Brutbiologie und Brutplätze

Brutbiologie

Schwarzer Vogel auf Dach

Ein Dohlen-Pärchen beim Nestbau, das hier in einem stillgelegten Kamin liegt.

Die Dohle wird in der Regel im Alter von 2 Jahren geschlechtsreif und bildet eine lebenslange Brutgemeinschaft. Auch ihrem Brutplatz hält sie, sofern er sich als geeignet erwiesen hat, oft über Jahre hinweg die Treue.

Mit dem Bau des Nestes, an dem sich beide Partner beteiligen und das aus einem groben Unterbau und einer weichen Nestmulde besteht, wird Anfang März begonnen. Von Mitte April bis Mai erfolgt die Eiablage. Die meist 4 bis 6 bläulichen, dunkel gesprenkelten Eier werden vom Weibchen alleine bis zu knapp 3 Wochen lang bebrütet. Während dieser Zeit wird es vom Partner mit Futter versorgt. An der Jungenaufzucht beteiligt sich dann auch das Männchen intensiv. Nach 4 bis 5 Wochen werden die Jungen flügge, sind aber noch weitere 5 Wochen von den Eltern abhängig.

Brutplätze

Schwarzer Vogel auf Baumstamm

Auch Baumhöhlen werden gerne als Brutplatz genutzt, die speziell an alten Platanen zu finden sind.

Die Dohle war ursprünglich ein Felsnischen- und Baumhöhlenbrüter. Als ausgeprägter Kulturfolger nutzt sie heute aber auch viele vom Menschen geschaffene felsengleiche Bauwerke wie höhere Gebäude, Gemäuer oder technische Bauten mit Einschlupf-Möglichkeiten zu Höhlen und Halbhöhlen. Zusätzlich brüten stadtbewohnende Dohlen auch in Höhlen alter Park- und Alleebäume.

In Wien bevorzugt der Großteil aller Dohlen-Brutpaare Strukturen an und in Gebäuden und technischen Bauten, wobei in Kaminen nistende Dohlen davon mehr als die Hälfte ausmachen. Die Vorkommen der Kaminbrüter sind zum Großteil auf den 21. Bezirk beschränkt. Weitere sehr häufig genutzte Neststandorte an Gebäuden, vor allem im 2. und 22. Bezirk, sind Mauerlöcher und -nischen von Fassaden. Aber auch Hohlräume hinter Blechverkleidungen oder Kabelschächte werden gerne angenommen.

Schwarze Vögel auf Altbau-Dächern

Dieses Haus ist klar als Koloniestandort zu erkennen. Auch außerhalb der Brutzeit halten sich die Vögel hier auf.

Baumhöhlenbrüter, die in Wien seltener anzutreffen sind, nutzen überwiegend die auf natürliche Weise entstandenen Höhlen von Platanen.

Insgesamt nisten in Wien an knapp 400 Brutstandorten etwa 700 Dohlenpaare.


Gefährdung und Schutz

Gefährdung

Schwarzer Vogel

Trotz Abwehrmaßnahmen versuchen die Vögel aufgrund ihrer starken Brutplatztreue in ihren Brutplatz in einem stillgelegten Kamin zu gelangen.

Die Dohle gilt in Wien als prioritär bedeutende Art und ist durch das Wiener Naturschutzgesetz sowie die Vogelschutzrichtlinie der Europäischen Union streng geschützt. Ein wesentlicher Gefährdungsfaktor für die Dohle in Mitteleuropa und weitere Vogel- wie auch Fledermausarten ist der Verlust von Brutplätzen und Quartieren im Zuge von Sanierungsarbeiten oder Dachgeschoßausbauten. Baugerüste während der Arbeiten versperren den fütternden Altvögeln in der Brutzeit den Zugang zu ihren Nistplätzen. Der Verschluss der meist unentdeckten Brutplätze führt zum Verlust der Gelege und einer oft Jahrzehnte alten Brutplatztradition. Die Folge sind meist lokale Bestandseinbrüche, die langfristig zum Verlust dieser Vogelart in Österreichs Städten führen könnten.

Schwarzer Vogel auf Mauer

Auch Spechtlöcher in wärmegedämmten Fassaden werden gerne als Brutplatz genutzt.

Es kann unerlässlich sein, Gebäude zu restaurieren, thermisch zu optimieren und Wohnraum zu schaffen. Zugleich ist aber auch der Erhalt der Brutplätze und die zeitliche Abstimmung der Arbeiten auf die Brutzeiten unerlässlich. Bei entsprechender Vorlaufzeit ist dies erfahrungsgemäß weder mit hohen Kosten noch mit viel Aufwand verbunden.

Weitere Gefährdungsfaktoren sind das schwindende Insektenangebot durch den zunehmenden Verlust an unversiegelten, produktiven Grünflächen im Umkreis des Niststandortes sowie der Einsatz von Pestiziden. Bei geringer Verfügbarkeit an tierischer Nahrung werden vermehrt menschliche Speisereste an Nestlinge verfüttert, was als einer der Hauptgründe für die hohe Nestlingssterblichkeit bei Dohlen angesehen wird.

Schutzmaßnahmen

Nur durch zeitgerechte Planung von Maßnahmen lassen sich Verzögerungen des Bauvorhabens und Konflikte aufgrund der Anwesenheit der Vögel zur Bauzeit sicher ausschließen. Grundsätzlich sollten Gebäude möglichst schon vor der Planung des Bauvorhabens von Biologie-Fachkräften begutachtet und diese auch bei der Planung des Vorhabens miteinbezogen werden.

Box im Baumwipfel

Nistkästen aus Pflanzfaserbeton können die für die Vögel wertvollen Brutplätze wirkungsvoll ersetzen.

Als Ersatzmaßnahme für Brutplätze, die nicht erhalten werden können, gibt es viele Möglichkeiten. Am Idealsten ist jedoch aufgrund der starken Bindung der Vögel an den Brutplatz immer der Erhalt oder zumindest ein möglichst genauer Nachbau des jeweiligen Brutplatzes. Bei der Sanierung oder beim Neubau von Gebäuden kann neben der Montage von geeigneten Nistkästen an der Fassade meist auch durch sogenannte "konstruktive Lösungen" ausreichend Brutraum geschaffen werden. Brutplätze unter dem Blech im Bereich der Dachtraufe können im Zuge eines Dachgeschoßausbaus beispielsweise leicht erhalten oder wiederhergestellt werden. Alternativ können unterschiedliche Nistkästen aus Pflanzfaserbeton eingesetzt werden. Diese sind nicht nur an Gebäuden eine bewährte Lösung, sondern können auch bei Baumpflegearbeiten, idealerweise schon vorab, als Ersatzmaßnahme montiert werden.

Öffnung in Blech-Dach

Im Zuge von Neubau und Sanierung können ungenutzte Hohlräume als Brutplatz adaptiert werden, wie hier an einer Schule im 20.Bezirk.

Die Dohle zählt zu jenen Arten, die im Rahmen von Netzwerk Natur, dem Arten- und Lebensraumschutzprogramm der Wiener Umweltschutzabteilung, besonders berücksichtigt werden. Dabei werden Schutzkonzepte erarbeitet und umgesetzt, wie zum Beispiel stillgelegte, für Dohlen zugängliche Kamine in "Dohlenkamine" umzuwidmen oder unterstützend Brutplätze in unmittelbarer Nähe größerer Kolonien zu schaffen, um die Population in Wien zu stützen. Zu den wichtigsten Schutzmaßnahmen zählt auch die Erhaltung naturnaher, offener Grünflächen in der Nähe der Niststandorte. Hier finden die Dohlen die für Nestlinge lebensnotwendige proteinreiche Nahrung in Form von Insekten und anderen Wirbellosen.

Folgendes ist bei Bau- und Sanierungsarbeiten an Gebäuden, an denen Dohlen nisten, unbedingt zu bedenken:

  • Nehmen Sie bitte rechtzeitig vor Beginn der geplanten Renovierungen Kontakt zur Wiener Umweltschutzabteilung auf.
  • Bedenken Sie, dass der finanzielle Aufwand für Artenschutzmaßnahmen an Gebäuden in Relation zu Gesamtbausummen minimal ist, wenn sie rechtzeitig eingeplant werden.
  • Entfernen Sie Dohlennester nicht, sie stehen unter Schutz und werden von den Dohlen wiederverwendet. Sollten sie im Zuge der Arbeiten verlorengehen, müssen sie, wie oben beschrieben, ersetzt werden.
  • Beachten Sie bitte den Bau- und Brutzeitkalender für die Dohle, der Umbau- und Sanierungsmaßnahmen für den Zeitraum von Mitte Juli bis Ende Februar ermöglicht.
  • Haben Sie die Möglichkeit, an Ihrem Gebäude Nisthilfen in geeigneter Lage anzubringen, berät Sie die Wiener Umweltschutzabteilung gerne bei diesem Vorhaben.

Die Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22) bietet Ihnen gerne naturschutzfachliche Beratung bei Sanierungsmaßnahmen an und unterstützt Sie auch bei eventuell auftretenden Konflikten.

Brutplätze melden

Dohle-Brutplätze melden

Wie bei allen als Gebäudebrüter bezeichneten Arten sucht die Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22) ständig nach Hinweisen auf Brutplätze an Gebäuden, um so langfristig deren Schutz sicherstellen zu können. Falls Sie Dohlen-Kolonien kennen, senden Sie uns bitte die Adresse des Brutplatzes über das Kontaktformular oder per E-Mail an service@ma22.wien.gv.at.

Die Karte im Themenstadtplan "Wien Umweltgut" zeigt die derzeit bekannten Dohlen-Nistplätze in Wien, die im Zuge einer von der Wiener Umweltschutzabteilung finanzierten Studie der Universität für Bodenkultur erhoben wurden:

Fund einer Dohle am Boden

Immer wieder werden hilflose Dohlen am Boden gefunden - meistens Jungvögel, die wegen starker Hitze das Nest verlassen haben oder aus Ungeschick aus diesem gefallen sind. Wenn der Vogel noch stellenweise beziehungsweise ganz unbefiedert ist oder sogar verletzt ist, so ist er auf unverzügliche Hilfe angewiesen. Sollte er schon komplett mit Gefieder bedeckt sein, warten Sie bitte mit großzügigem Abstand mindestens eine halbe Stunde lang, ob er von seinen Eltern gefüttert wird.

Finden Sie einen nackten, teilweise befiederten oder nicht von den Eltern versorgte Dohle, setzen Sie den Vogel bitte vorsichtlich in einen geschlossenen, vorher mit Luftlöchern versehenen Karton und stellen Sie den Karton an einen kühlen, schattigen Platz.

Danach kontaktieren Sie bitte eine der folgenden Stellen:

Versuchen Sie bitte nicht den Vogel selbst aufzuziehen! Dohlen sind reine Insektenfresser und brauchen sehr spezielle Nahrung, sonst werden sie nicht flugfähig und sterben.

Publikationen

  • Film "Wilde Untermieter - Artenschutz für Vögel und Fledermäuse in Wien"
  • Poster "Wunderbare Wiener Vogelwelt" (3 MB PDF) - DIE UMWELTBERATUNG
  • Hoi-Leitner et al. (2016): Status der Dohle (Corvus monedula) und ihr Nistplatzschutz in Wien. Vogelwarte 54: 73-81
  • Hoi-Leitner et al. (2017): Verbreitungsmuster und Bruthabitate der Dohle Corvus monedula Linnaeus, 1758 in Wien. Egretta 55: 85-96

Kontakt zur Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22)

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