Zusammenfassung: Kleinräumige Bevölkerungsprognose für Wien 2023 bis 2053

Ziel der kleinräumigen Bevölkerungsprognose Wien 2023 ist es, der Stadt eine Grundlage für bedarfsgerechte Planungen zur Verfügung zu stellen. Vorausschauende Planung benötigt Evidenz über die gegenwärtige Situation und Kenntnis darüber, wie sich wichtige Kenngrößen in der Zukunft verändern könnten. Aus diesem Grund erstellt die Landesstatistik Wien (MA 23) regelmäßig kleinräumige Bevölkerungsprognosen, zuletzt 2018.

Auf Basis einer Reihe von Voranalysen wurden Annahmen über die zukünftige Entwicklung der demographischen Prozesse und des Wohnbaupotenzials in Wien erarbeitet. Darauf aufbauend wurde die Bevölkerungsentwicklung nach Alter, Geschlecht und Geburtsland für die Gesamtstadt auf 30 Jahre (bis 1.1.2053), für die 23 Gemeindebezirke auf 20 Jahre (bis 1.1.2043) und (erstmals) für 94 Prognoseregionen auf 10 Jahre (bis 1.1.2033) prognostiziert.

Bevölkerungsentwicklung in Wien bis 2053

Die Prognose ergibt, dass Wien in den kommenden 3 Jahrzehnten um 310.000 Menschen (plus 15,6 Prozent) wachsen wird. Der Bevölkerungsstand der Stadt wird Anfang 2053 bei 2.292.000 Wiener*innen liegen. Das für die nächsten 30 Jahre prognostizierte Bevölkerungswachstum entspricht in etwa jenem, das Wien in den zurückliegenden 15 Jahren erlebt hat. Es wird also von einem moderaten zukünftigen Bevölkerungswachstum ausgegangen. Dennoch könnte Wien bis Ende des Jahrzehnts den historischen Bevölkerungshöchststand aus dem Jahr 1910 mit 2.083.630 Einwohner*innen übertroffen haben.

Die Prognoserechnung beruht auf der Annahme, dass die Zuwanderung aus dem Ausland in den kommenden Jahren im Vergleich zu den Jahren vor 2023 geringer ausfallen wird. Allerdings wird Wien auch in Zukunft Zuwanderungsgewinne von im Ausland geborenen Personen erzielen, die den auch weiterhin negativ erwarteten Wanderungssaldo der in Österreich geborenen Bevölkerung mehr als ausgleichen werden. Dadurch wird der Anteil der im Ausland geborenen Wiener*innen gegenüber 2023 (39,3 Prozent) bis zum Jahr 2053 (44,2 Prozent) weiter ansteigen.



Das zurückliegende starke Bevölkerungswachstum Wiens seit Beginn des Jahrtausends beruhte überwiegend auf Zuwanderungsgewinnen, wobei die seit 2004 positive Geburtenbilanz auch zum Gesamtwachstum beiträgt. Dieser Trend dürfte sich bis zum Jahr 2053 fortsetzen. Die Mortalitätsannahmen der Prognose gehen davon aus, dass sich die positive Entwicklung der letzten Jahrzehnte – trotz des leichten Rückgangs der Lebenserwartung bei Geburt zwischen 2020 und 2022 – wieder fortsetzen und diese in Wien auch in den nächsten 30 Jahren weiter ansteigen wird – auf 85,2 Jahre bei Frauen und auf 81,7 Jahre bei Männern. Dies entspricht einem Zugewinn von 3 beziehungsweise 4 Jahren gegenüber dem Jahr 2022. Bedingt durch die in höheren Altersgruppen weiterhin steigende Lebenserwartung ist damit zu rechnen, dass die Zahl an Sterbefällen zunehmen wird, da die Kohorten im Hauptsterbealter stärker besetzt sein werden.

Die durchschnittliche Kinderzahl von in Österreich und im Ausland geborenen Wienerinnen dürfte sich auch in Zukunft weiter annähern, wobei die Gesamtfertilitätsrate in Wien auch weiterhin mit 1,3 Kindern pro Frau deutlich unter dem demographischen Reproduktionsniveau (von 2 Kindern pro Frau) liegen wird. Aufgrund der jungen Altersstruktur der Wiener Bevölkerung mit einem hohen Anteil an Personen im Alter der Familiengründung könnte der im Jahr 2016 mit 20.804 Neugeborenen erzielte Geburtenhöchststand (seit den 1950er-Jahren) im Laufe des Prognosehorizonts (bis 2053) sogar noch übertroffen werden.

Wien hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten – trotz einer anhaltend geringen Gesamtfertilitätsrate und einer steigenden Lebenserwartung – von einer demographisch alternden und schrumpfenden Stadt zu einer jungen und wachsenden 2-Millionen-Metropole entwickelt. Weil die Prognose für die nächsten Jahre von geringeren Zuwanderungsgewinnen als zuletzt ausgeht, wird die im Jahr 2023 relativ junge Bevölkerung Wiens in Zukunft wieder etwas demographisch altern. Der Anteil der Kinder unter 15 Jahren wird sich im Zeitraum 2023 bis 2053 kaum verändern, der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 64 Jahren wird etwas zurückgehen und der Anteil der Bevölkerung über 65 Jahre, der im Jahr 2023 bei gerade 16,4 Prozent lag, wird in den kommenden 30 Jahren auf über 20 Prozent ansteigen. Mehr als die Hälfte des prognostizierten Anstiegs der über 65-jährigen Bevölkerung bis 2053 beruht auf starken Zuwächsen der über 80-Jährigen. Die Zahl der Hochbetagten wird in Wien in den nächsten 30 Jahren voraussichtlich um 70 Prozent wachsen.

Auch die demographische Struktur der Wiener Bevölkerung im Alter von 65 Jahren und älter wird sich in Zukunft verändern. Aufgrund der aufholenden Lebenserwartung von Männern im höheren Alter wird der Männeranteil in den höchsten Altersgruppen zunehmen. Nach Geburtsland betrachtet wird speziell die Zahl der im Ausland geborenen Senior*innen stark steigen. Im Jahr 2053 wird voraussichtlich knapp die Hälfte der über 65-jährigen Bevölkerung der Stadt und rund 40 Prozent der über 80-jährigen Wiener*innen im Ausland geboren sein.



Bevölkerungsentwicklung in den Gemeindebezirken bis 2043

Die Ergebnisse der kleinräumigen Bevölkerungsprognose gehen davon aus, dass Wien auch in Zukunft weiterwachsen wird. Die Bevölkerungsentwicklung wird in den 23 Wiener Gemeindebezirken allerdings unterschiedlich verlaufen.

In den innerstädtischen Bezirken werden sich die Bevölkerungszahlen in den nächsten 20 Jahren nur geringfügig verändern. Auf der Wieden (4. Bezirk) und am Alsergrund (9. Bezirk) kann mit geringen Bevölkerungszuwächsen gerechnet werden, während es im 5., 6., und 7. Bezirk eher zur Stagnation beziehungsweise zu leichten Rückgängen der Bevölkerungszahl kommen wird. In den beiden Bezirken mit der bereits heute geringsten Wohnbevölkerung, also in der Inneren Stadt (1. Bezirk) und in der Josefstadt (8. Bezirk), werden die prognostizierten Bevölkerungsrückgänge mit -17,2 Prozent beziehungsweise -7,0 Prozent deutlicher ausfallen. Moderat ansteigen werden die Bevölkerungszahlen bis 2043 in den westlichen Bezirken (13., 14., 15., 16., 17., 18. und 19.) und in der Landstraße (3. Bezirk).

Stärker wird die Bevölkerung in den kommenden beiden Jahrzehnten in den beiden Bezirken zwischen Donau und Donaukanal wachsen - in der Leopoldstadt (2. Bezirk) um +10,0 Prozent und in der Brigittenau (20. Bezirk) um +8,8 Prozent. Ähnlich stark dürfte sich das Wachstum in Meidling (12. Bezirk) entwickeln. In Liesing (23. Bezirk) deckt sich das relative Wachstum bis 2043 mit dem der Gesamtstadt, für welche die Prognose von einem Anstieg der Bevölkerungszahl von +12,5 Prozent ausgeht.

Im Vergleich zur Gesamtstadt wird das prognostizierte Bevölkerungswachstum in den sogenannten "Flächenbezirken" im Süden - in Favoriten (10. Bezirk) um 20,5 Prozent und in Simmering (11. Bezirk) um 18,6 Prozent - und im Nordosten der Stadt - in Floridsdorf (21. Bezirk) um 16,9 Prozent und in der Donaustadt (22. Bezirk) gar um 46,4 Prozent - bis 2043 überdurchschnittlich stark ausfallen. Das lässt sich darauf zurückführen, dass sich in diesen flächenmäßig großen Bezirken auch die meisten verbleibenden Baulandreserven der wachsenden Stadt Wien befinden. Den prognostizierten Entwicklungen entsprechend wird Wien also vor allem in den südlichen Bezirken und nördlich der Donau überdurchschnittlich stark wachsen. Die Donaustadt (22. Bezirk), die bereits in den zurückliegenden 20 Jahren der am stärksten wachsende Bezirk war, könnte bereits in den kommenden Jahren Favoriten (10. Bezirk) als bevölkerungsreichsten Bezirk Wiens überholen.


Kleinräumige Bevölkerungsentwicklung in den Prognoseregionen bis 2033

Die für die Gesamtstadt prognostizierten Bevölkerungszuwächse werden sich in den kommenden 10 Jahren in vielen Gebieten der äußeren Gemeindebezirke durch überdurchschnittliche Wachstumsraten ergeben. In den innerstädtischen Wohnquartieren mit hoher Bevölkerungsdichte wird die Bevölkerung bis 2033 dagegen kaum wachsen und in einigen Prognoseregionen innerhalb und westlich des Gürtels sogar leicht zurückgehen.

Die Zahl der in Österreich geborenen Wiener*innen wird speziell in den dichter verbauten Wohnquartieren innerhalb und westlich des Gürtels zurückgehen beziehungsweise stagnieren und in den Prognoseregionen mit zukünftiger Wohnbautätigkeit steigen - nicht zuletzt aufgrund von Umzügen aus den bereits stark verdichteten Innenstadtbezirken. Aufgrund der Annahme, dass auch das zukünftige Bevölkerungswachstum Wiens vor allem auf internationaler Zuwanderung beruhen wird, ist davon auszugehen, dass der Anteil der Bevölkerung mit Geburtsland Ausland in nahezu allen Wohnquartieren (mit Ausnahme des 1. Bezirks) steigen wird.

Die Anzahl der Kleinkinder und Kinder im schulpflichtigen Alter unter 15 Jahren wird bis 2033 in jenen Zählbezirken stark steigen, in denen es in den zurückliegenden und kommenden Jahren aufgrund von Wohnungsneubau zu starken Zuzügen von Familien und jungen Erwachsenen gekommen ist beziehungsweise kommen wird. Mit einem deutlichen Anstieg der Zahl der Senior*innen zwischen 65 und 79 Jahren ist bis 2033 speziell in Wohnquartieren zu rechnen, wo es bisher nur einen geringen Anteil an Senior*innen gab. Dazu zählen die neu besiedelten Stadtentwicklungsgebiete (beispielsweise die Seestadt Aspern, das Sonnwendviertel oder das Nordbahnhof-Gelände) und Wohnquartiere mit einem hohen Anteil von - in den zurückliegenden Jahrzehnten - aus dem Ausland zugewanderten Personen. Der Anteil der Hochbetagten wird bis 2033 vor allem dort steigen, wo der Anteil der über 80-Jährigen bis jetzt eher gering war, beispielsweise in den zuletzt stark gewachsenen Flächenbezirken nördlich der Donau (21. und 22. Bezirk) und in den von Zuwanderung aus dem Ausland geprägten dichter verbauten Wohnquartieren entlang des Gürtels.


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