Architektur und Kunst - Schloss Hetzendorf

Ehrenhofseite

Der Ehrenhof

Der Bau zeigt an der Hauptfront einen leicht zurückgesetzten, erhöhten Mittelteil mit einem von vier Säulen getragenen Balkon (von Nicolaus Pacassi), reicher Gliederung durch pilasterartige Lisenen (vertikale Mauerblenden) und Fensterbekrönungen sowie eine abschließende Attikazone mit mythologischen Figuren (wahrscheinlich von Lorenzo Mattielli).

Daran schließen die ebenfalls zweigeschossigen, etwas niedrigeren Seitentrakte an. Sie gehen nach zwei Achsen mit einem Portal ins Ehrenhofrund über. Die beiden Eingänge mit vorgelagerten Stufen, von Sphingen (von Lorenzo Mattielli) auf monumentalen Voluten flankiert, führten ursprünglich zu je einem Treppenhaus. Seit den Umbauten durch Pacassi ab 1743 befindet sich anstelle der Stiege im östlichen Seitenflügel die Schlosskirche. Abgeschlossen wird der Ehrenhof durch eingeschoßige, einfach fassadierte Flügel.

Parkseite

Die Parkseite vom Schloss Hetzendorf

Die Parkseite präsentiert sich als lang gestreckter, mehrteiliger Trakt mit erhöhtem Mittelrisalit mit reicher Gliederung und einer Terrasse auf korbbogigen Arkaden. Die vier Attikafiguren werden Lorenzo Mattielli zugeschrieben. Daran anschließend folgen leicht nach vorne gezogene, schmale Bauteile. Sie setzen sich in sechsachsigen, etwas zurückgesetzten Seitentrakten (von Pacassi angefügt) fort.


Vestibül (Aula)

Die Aula

Das Vestibül, das man von der Ehrenhofseite im Norden betritt, wird von ionischen Doppelsäulen mit einem darauf aufliegenden Muldengewölbe mit Stichkappen bestimmt. Das Fresko im Deckenspiegel mit der Darstellung der "Aurora", der Göttin der Morgenröte, wurde 1746/47 von Daniel Gran gemalt. An den Stirnseiten finden sich über den mit rotem Marmor verkleideten Kaminen gerahmte Stuckreliefs (1716/17) mit Darstellungen aus der römischen Geschichte.

An der rechten Seite ist "Mucius Scaevola vor Porsenna" dargestellt. Der Überlieferung nach soll der Römer Mucius Scaevolo 508 vor Christus bei der Belagerung Roms versucht haben, den etruskischen König Porsenna zu töten, wobei er gefangen genommen wurde. Um seine Furchtlosigkeit zu beweisen, soll er seine rechte Hand über das brennende Opferbecken gehalten haben. Beeindruckt von seiner Tapferkeit, soll Porsenna zu Friedensverhandlungen bereit gewesen sein.

Auf der linken Seite ist der "Tod des Marcus Curtius" zu sehen. Marcus Curtius ist ein römischer Held aus dem 4. Jahrhundert vor Christus. Die Legende erzählt, dass er sich in eine große, auf dem Forum sich öffnende Felsspalte stürzte, um mit seinem Opfer die Götter zu versöhnen. Der Spalt schloss sich und es bildete sich ein See - der Lacus Curtius.

Marmorgalerie

Die Marmorgalerie

Die Marmorgalerie ist ein an die Aula gegen den Garten hin anschließendes kleineres, mit rotem Stuckmarmor verkleidetes Vestibül. Der Raum besitzt ein flaches Spiegelgewölbe mit gemalter, rundum laufender Balustrade und Himmelsausblick mit Putten und Genien von 1753. Die Malereien werden Peter Joseph Huber zugeschrieben. Das Entwurfskonzept für die Raumausstattung stammt von Antonio Beduzzi.


Festsaal

Der Festsaal

Der im Obergeschoss gelegene, zur Gänze mit Fresken versehene Prunksaal bildet das repräsentative Zentrum des Gartenschlosses. Der Gesamtentwurf stammt wiederum von Antonio Beduzzi. Die Figurenmalerei führte Carlo Innocenzo Carlone aus. Die Scheinarchitektur wurde von Francesco Messenta geschaffen (1716 bis 1718).

Die illusionistische Säulenarchitektur nimmt das System des darunter liegenden Vestibüls auf. Das Deckenfresko gibt über einer geschwungenen Balustrade den Ausblick in den Himmel frei. Er wird, neben Apoll in seinem Sonnenwagen, von einer Vielzahl allegorischer Gestalten (Aurora, Stunden, Jahreszeiten, Winde, Chronos et cetera) bevölkert. Die Schmalseiten werden jeweils von einem Kamin mit je zwei gemalten allegorischen Gestalten der vier Elemente - Erde, Wasser, Feuer, Luft - darüber akzentuiert. Ebenfalls bemerkenswert sind die intarsierten barocken Türen.

Spiegelgalerie

Die Spiegelgalerie

Gartenseitig an den Festsaal anschließend befindet sich die Spiegelgalerie. An den Wänden zwischen den Fenstern sind über Konsoltischen mit Rocaille-Dekor Spiegel angebracht. Die Schmalseiten zieren Porträtmedaillons von Maria Theresia und ihrem Gemahl Franz Stephan von Lothringen sowie von Großherzog Karl Alexander von Lothringen und dessen Gemahlin Maria Anna, einer Schwester Maria Theresias. Die Gemälde sind wahrscheinlich Werke des Martin van Meytens und in den 1740er-Jahren entstanden.


Chinesisches Zimmer

Das Chinesische Zimmer

Das 1743 bis 1745 entstandene Zimmer beherbergt eines der kostbarsten erhaltenen Interieurs nach der Mode der Chinoiserien. Der Entwurf stammt wahrscheinlich von Pacassi nach Vorlagen von François Cuvilliés. Die Ausstattung des kleinen Rechteckraumes mit flachem Spiegelgewölbe besteht aus einer Rosenholzverkleidung mit reichem vergoldetem Dekor, gerahmten Feldern mit chinesischen Lackbildern und Specksteinreliefs sowie auf Konsolen stehenden chinesischen Specksteinfiguren und -gruppen. Außergewöhnlich ist auch der prächtige ornamentale Parkettboden.


Schlosskirche

Die der "Allerheiligsten Dreifaltigkeit" geweihte Hetzendorfer Schlosskirche ist in den linken Seitentrakt des Hauptgebäudes vollständig integriert und tritt nach außen hin nicht als Sakralraum in Erscheinung. Sie wurde 1743 bis 1745 von Nicolaus Pacassi als dreijochiger, über beide Geschosse reichender Saalraum mit korbbogigem Schluss und tiefem Vorraum unter der Westempore (darüber Kaiseroratorium) errichtet. Die Wände sind durch Pilaster gegliedert und durch korbbogige Fenster geöffnet.

Die zur Gänze freskierte Decke der Kapelle ist durch Gurtbögen in drei Felder geteilt. In den querovalen Bildfeldern finden sich von Daniel Gran vermutlich 1744 gemalte Darstellungen: die "Taufe Christi", die "Verklärung Christi" und die "Bergpredigt Christi". Das Hochaltarbild mit der Darstellung der "Heiligen Dreifaltigkeit" wurde 1745 von Karl Auerbach geschaffen. Die beiden Seitenbilder "Geißelung Christi" und "Dornenkrönung Christi" sind Arbeiten des polnischen Malers Franziczek Leszinski von 1694.

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Bildung und Jugend
Kontaktformular