Kurzanalyse zur relativen Betroffenheit der Wiener Wirtschaft von der aktuellen COVID-19-Krise

Das WIFO hat für die Stadt Wien analysiert, wie sich die Corona-Krise auf die Wiener Wirtschaft auswirkt. Besonders berücksichtigt wurde der im Vergleich zum restlichen Österreich starke Dienstleistungssektor Wiens. Mehr als 2 Drittel der Wiener Erwerbstätigen sind von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise betroffen.

Die folgenden Branchen sind von der Krise derzeit am stärksten betroffen:

  • Beherbergung und Gastronomie
  • Kunst, Unterhaltung
  • Erziehung und Unterricht
  • Handel

In der Studie wurde eine Risikobewertung einzelner Branchen anhand von 2 Faktoren durchgeführt: die ökonomische Betroffenheit (Typologie 1) und die Gefahr von Arbeitskräfteausfällen (Typologie 2). Trotz erheblicher Unterschiede der Wirtschaftsstruktur in Wien und im restlichen Österreich geht das WIFO von einem ähnlichen Grad der wirtschaftlichen Betroffenheit aus.

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Ausgewählte Branchen

Bau

Die Rahmenbedingungen in der Bauwirtschaft waren vor der Krise besser als in vielen anderen Branchen (stabile Auftragslage, gute Wetterbedingungen). Der hohe Anteil von ausländischen Arbeitskräften stellt aber in der Krise ein hohes Ausfallsrisiko dar. Falls sich die Krise als kurzfristiges Phänomen erweist, könnte die Bauwirtschaft "durchtauchen".

Herstellung von Waren

Zurzeit gibt es keine einschränkenden Maßnahmen, aber ein nachfrageseitiger Rückgang ist zu befürchten, da wichtige Handelspartner (Deutschland, Italien) selbst stark von der Krise betroffen sind. Der Anteil der Beschäftigten in diesem Sektor ist in Wien deutlich geringer als im Rest Österreichs. Der Pharmabereich ist Wiens Stärkefeld (ein Viertel aller Wiener Exporte kommen aus dieser Branche).

Handel

Produkte des täglichen Bedarfs profitieren durch die Ausgangsbeschränkungen, halbdauerhafte Güter wie Bekleidung sind durch die Schließung massiv betroffen und es ist fraglich, inwieweit es hier zu Aufholeffekten kommen wird. Dauerhafte Konsumgüter, wie Möbel und Pkw, sind derzeit auch stark betroffen. Das WIFO geht aber von Aufholeffekten aus.

Die Einnahmen des Einzelhandels leiden auch unter dem Ausfall der Nachfrage von Touristinnen und Touristen, wobei hier die Dauer der Krise schwer abzuschätzen ist.

Beherbergung und Gastronomie

Der Tourismus zählt zu den am stärksten betroffenen Bereichen, da er sowohl nachfrageseitig (Grenzschließungen, Angst vor Ansteckung) als auch von der Angebotsseite (hoher Anteil an weiblichen und ausländischen Arbeitskräften) betroffen ist.

Wien als Städtedestination von internationalem Ruf weist im Unterschied zu Österreich einen erhöhten Anteil von Fernreisenden sowie Geschäftsreisenden auf. Zudem ist der Kongresstourismus eine wichtige Einnahmequelle. Erste Schätzungen für 2020 gehen von einem Nächtigungsrückgang von 20 bis 30 Prozent aus. Eine Prognose ist aber aus derzeitiger Sicht schwierig: Neben der sinkenden Auslandsnachfrage ist auch die Inlandsnachfrage mit erheblichen Unsicherheiten belastet; so könnten die Sommerferien verkürzt werden beziehungsweise sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer derzeit aufgefordert, ihre Urlaubsbestände und Arbeitszeitüberhänge abzubauen.

Information und Kommunikation

Mit einem rund doppelt so hohen Erwerbstätigenanteil (Wien: 5,9 Prozent; Österreich: 2,7 Prozent) ist der IT-Bereich für Wien bedeutend. Außer in dem Bereich Kinos beziehungsweise Filmproduktion ist diese Branche kaum von den Eindämmungsmaßnahmen betroffen. Im Bereich Telekommunikation ist von einer Nachfragesteigerung (Heimarbeit) auszugehen.

Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen

In Wien ist der Erwerbstätigenanteil dieser Dienste rund doppelt so hoch wie in Österreich (Wien: 9,5 Prozent; Österreich: 5,5 Prozent), weshalb es zu spürbaren Einbußen in Wertschöpfung und Beschäftigung kommen könnte. Der Anteil von Mikrounternehmen (also EPU) und Selbstständigen ist sehr hoch. Eine Abschätzung der Auswirkungen ist schwierig, da dies von der Möglichkeit der Abarbeitung von bestehenden Aufträgen beziehungsweise der Möglichkeit von Heimarbeit abhängt.

Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen

In Wien ist der Anteil der Erwerbstätigen mit 8,7 Prozent vergleichsweise hoch. Es ist von einer hohen Betroffenheit auszugehen, da hier auch die Arbeitskräfteüberlassung und die Vermietung von beweglichen Sachen (Maschinen, Fahrzeuge) sowie die Reisebüros erfasst sind.

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