"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt Wißgrillgasse

  • Umfassende Modernisierung eines Gründerzeitgebäudes samt zweigeschoßigem Dachausbau
  • Fossilfreie Wärmeversorgung mit effizientem Haustechnikkonzept: Pellets-Zentralheizung mit Einbindung von fassadenintegrierten Solarkollektoren
  • Kleine Dachpergola-Photovoltaikanlage mit Speicherbatterie als Insellösung
  • Einsatz verschiedener Komfortlüftungssysteme zu Vergleichszwecken (zentral und dezentral)
  • Hochwertige Gebäudehüllensanierung und Reduktion von Wärmebrücken
  • Heizwärmebedarf gegenüber dem Bestand um den Faktor 7 gesenkt
  • 98 Prozent CO2-Einsparung gegenüber dem Altbestand

Der Heizwärmebedarf des Gründerzeithauses wurde dank thermischer Sanierung um den Faktor 7 reduziert und wird nun mit Pellets und Solarenergie abgedeckt.

Gebäude in der Wißgrillgasse

Das Gebäude in der Wißgrillgasse 10 im 14. Bezirk wurde um 1900 errichtet und zählt damit zur Kategorie der Gründerzeithäuser, die ein bedeutendes Segment des Gebäude- und Wohnungsbestands in Wien darstellt. Es ist dank hocheffizienter Sanierung, umfangreicher Aufwertungsmaßnahmen und erneuerbarer Energieversorgung ein gelungenes Demonstrationsprojekt für gründerzeitliche Wohnhäuser mit hoher Multiplizierbarkeit.

Das Bestandsgebäude wurde in den Jahren 2010/2011 energetisch saniert und um einen zweigeschoßigen Dachausbau erweitert. Der Heizwärmebedarf konnte dabei von rund 186 auf durchschnittlich etwa 28 kWh/m2a und somit auf den Gebäudestandard eines Niedrigstenergiehauses gesenkt werden. Zur Senkung des Heizwärmebedarfs wurde der Dämmstandard aller Außenbauteile, insbesondere der zu einem Drittel freistehenden Feuermauern, erhöht. Historische Zierteile aus massivem Mauerwerk wurden dabei durch Wärmedämm-Nachbildungen ersetzt. Weiters konnten durch den Einsatz verschiedener Lüftungssysteme - und die Installation einer Photovoltaikanlage als energetische Insellösung für eine Dachgeschoßwohnung - Systemansätze für einzelne Wohneinheiten aufgezeigt werden, die auch bei anderen Altbausanierungen zur Anwendung gelangen können. Wesentlich war etwa die Entwicklung eines dezentralen, in den Fensterstock integrierten Lüftungsgeräts ("Parapetlüftung"), welches das Erscheinungsbild der gründerzeitlichen Fassade nicht beeinträchtigt.

Anstelle ineffizienter Einzelofenlösungen gewährleistet nun eine zentrale Biomasseheizanlage, unterstützt von 32 m2 fassaden-integrierten solarthermischen Kollektoren, eine fossilfreie Heizwärme­ und Warmwasserversorgung im gesamten Haus. Mit allen umgesetzten Maßnahmen wird eine Kohlendioxideinsparung von 98 Prozent beziehungsweise fast 130 Tonnen pro Jahr gegenüber dem Altbestand erreicht. Die jährlichen CO2-Emissionen des Gebäudes betragen nur mehr 1,7 Kilogramm pro m2.

Ausgangssituation der Energieversorgung

  • Sehr hoher Heizwärmebedarf von circa 186 kWh/m2a
  • Verschiedene ineffiziente Einzelofenheizungen mit Gas, Strom, Holz oder Kohle
  • 1/3 freistehende Feuermauern als ungünstige thermische Voraussetzung der Gebäudehülle

Elemente des neuen Energiesystems

  • Zentralisierung der Heizwärme- und Warmwasserversorgung (Erschließung über das Stiegenhaus)
  • Wärmebereitstellung über 100 kW Pelletskessel, unterstützt von 32 m2 fassadenintegrierten thermischen Solarkollektoren, mit 1.500 Liter Pufferspeicher und 2.000 Liter Warmwasserspeicher
  • Wärmeabgabe über Radiatoren (Bestandswohnungen) beziehungsweise Fußbodenheizung (Dachgeschoß)
  • Einsatz verschiedener (zentraler sowie dezentraler) kontrollierter Lüftungslösungen, großteils mit Wärmerückgewinnung, als Vergleichsgrundlage für weitere Projekte beziehungsweise um die historische Fassade nicht zu beeinträchtigen (Parapetlüftung)
  • 5 m2 Photovoltaikfläche integriert in der Pergola am Flachdach als Insellösung für eine der Dachgeschoßwohnungen (inklusive Speicherbatterie, keine Überschusseinspeisung)

Unterstützung durch die Stadt Wien

  • Das Gebäude wurde unter Verwendung von Förderungsmitteln des Landes Wien durchgreifend saniert (Förderung für Erhaltung und Wohnkomfort).

Über das Gebäude

  • Adresse: Wißgrillgasse 10, 14. Bezirk
  • Gebäudetyp: Gründerzeit-Wohnhaus, errichtet 1912
  • Eigentümerschaft: privat
  • Fertigstellung: 2011
  • Heizwärmebedarf: 27,5 kWh/m2a (zuvor 186 kWh/m2a)
  • (Wohn-)Nutzfläche: 1.911 m2 (zuvor 1.110 m2)
  • Anzahl Wohnungen: 27 (zuvor 20)
  • Auszeichnungen: Total Quality Building (770 Punkte)
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