"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt Hubergasse

  • Thermisch-energetische Sanierung und Aufstockung eines Gründerzeithauses bei gleichzeitiger Veräußerung eines Teils des Hofs im öffentlichen Interesse
  • 1. Phase: die Generalsanierung und Aufstockung um 3 Geschoße erwirkt einen sehr niedrigen Heizwärmebedarf (Energieeffizienzklasse A+, Niedrigstenergiestandard)
  • 2. Phase: Umstellung auf erneuerbare Wärmeversorgung unter Nutzung einer mit Solarstrom betriebenen Luftwärmepumpe
  • Nach Fertigstellung im Herbst 2022: Erreichung eines weitgehend energieautarken Betriebs für Heizung, sommerliche Temperierung und Warmwasserbereitung

Das Projekt zeigt, wie ein aufgestocktes Gründerzeithaus durch eine umfassende thermisch-energetische Sanierung und die Optimierung haustechnischer Anlagen weitgehend energieautark mit Wärme versorgt werden kann.

Gebäude des Projekts in der Hubergasse

Ein baufälliges Gründerzeithaus in der Hubergasse im 16. Bezirk wurde durch Architekt DI Harald Saiko in der ersten Ausbauphase generalsaniert, um 3 Dachgeschoße erweitert und einige Jahre später von Gas auf eine fossilfreie Wärmeversorgung umgestellt. Dank einer Reihe von thermischen und anlagentechnischen Optimierungen wird das Gebäude heute weitgehend energieautark mit Raumwärme und Warmwasser versorgt.

Im Zuge der Generalsanierung wurden die drei teilweise bewohnten Bestandsgeschoße umfassenden Umbauarbeiten unterzogen: Die Fundamente wurden unterfangen, das Mauerwerk trockengelegt, sämtliche Fassaden gedämmt und 3-fach-verglaste Schallschutzfenster eingebaut. So wurde eine Reduktion des Heizwärmebedarfs auf ein Zwölftel (14,8 kWh/m2a) erwirkt. Um die Akzeptanz für die Umbauarbeiten zu erhöhen, wurde allen bestehenden Mieter*innen ein neuer Mietvertrag angeboten, bei dem die Kosten für Raumwärme und Warmwasser bereits in den Betriebskosten enthalten sind. Mit der Neuerrichtung von 3 Dachgeschoßen wurden insgesamt 11 Wohnungen in ausgewogenem Wohnungsgrößenmix sowie 2 Erdgeschoßlokale geschaffen. Darüber hinaus wurde das Heizsystem zentralisiert und zunächst eine Gaszentralheizung für Heizung und Warmwasserbereitung eingebaut. 2 einstöckige Hofgebäude wurden abgebrochen und die dadurch freigelegten Flächen entsiegelt und begrünt. Die Veräußerung eines Teiles des Hofes an die Stadt Wien ermöglichte die Vergrößerung des Huberparks zugunsten aller Bewohner*innen des Grätzls.

In der zweiten Ausbauphase ab 2021 wurde das Energiesystem des Gebäudes auf eine fossilfreie Wärmeversorgung umgerüstet. Die zentrale Gastherme wurde durch eine mit Solarstrom betriebene Luftwärmepumpe mit 23 kW Leistung ersetzt, welche auch eine spürbare sommerliche Temperierung ermöglicht. Mit weiteren Optimierungen der haustechnischen Anlagen wie der Installation eines 21,3 kWh Stromspeichers im Kellergeschoß, einer zeitlichen Begrenzung der Warmwasserzirkulation auf Tageszeiten mit erhöhtem Bedarf und die Nutzung der kontrollierten Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung kann das Gebäude derzeit fossilfrei und weitgehend energieautark mit Raumwärme und Warmwasser versorgt werden. Nur in den Wintermonaten wird fallweise österreichischer Ökostrom für die Wärmeaufbringung zugekauft.

Ausgangssituation der Energieversorgung

  • Substandardwohnungen und hoher Heizwärmebedarf mit 178,8 kWh/m2a
  • Warmwasser und Heizwärme über Gasetagenheizung mit Einzelthermen und Radiatoren

Elemente des neuen Energiesystems

  • Ausbauphase 1: Zentralisierung des Heizsystems und Einbau einer zentralen Gastherme mit 55 kW, Steigleitungen für Strom und Warmwasser hofseitig entlang des nachträglich zugebauten Lifts
  • Ausbauphase 2: Ersatz der zentralen Gastherme mit einer im Hof positionierten 23 kW Luftwasserwärmepumpe für Heizung, Warmwasserbereitung und sommerliche Temperierung, betrieben mit Solarstrom aus einer 13 kWp Photovoltaik-Anlage am Dach
  • 21,3 kWh Stromspeicher im Keller für die bessere Ausnutzung des Solarstroms, zuzüglich Monitoring Tool zur besseren Einschätzung energieautarker Betriebszeiten
  • Zentralisierte Warmwasserbereitung unter Verwendung eines 800 Liter Warmwasserspeichers im Keller
  • Reduktion der benötigten Energie zur Warmwasserbereitung durch Beschränkung der Warmwasserzirkulation auf Tageszeiten mit erhöhtem Bedarf
  • Wärmeabgabe in neu errichteten und sanierten Wohnungen über handelsübliche Radiatoren
  • Installation einer kontrollierten Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung für alle Wohnungen
  • Nach Fertigstellung im Oktober 2022 fossilfreier und energieautarker Betrieb für Raumwärme und Warmwasser, in den Wintermonaten fallweise Zukauf von österreichischem Ökostrom für die Wärmeaufbringung
  • Kein Anstieg der Wärmeversorgungskosten für die Mieter*innen, die Investitionskosten trug der Eigentümer.

Unterstützung durch die Stadt Wien

  • Das Gebäude wurde unter Verwendung von Förderungsmitteln des Landes Wien durchgreifend saniert (Sockelsanierung, Blocksonderförderung).

Über das Gebäude

  • Adresse: Hubergasse 9, 16. Bezirk
  • Gebäudetyp: Gründerzeitwohnhaus, Baujahr 1857
  • Eigentümerschaft: privat
  • Fertigstellung: Phase 1: 2015; Phase 2: Oktober 2022
  • Heizwärmebedarf: 14,8 kWh/m2a (zuvor 178,8 kWh/m2a)
  • Energieeffizienzklasse: A+ (zuvor E)
  • Wohnnutzfläche: 1.110 Quadratmeter (zuvor 490 Quadratmeter)
  • Anzahl der Wohneinheiten: 11 (zuvor 8), sowie 2 Erdgeschoßlokale
Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Energieplanung
Kontaktformular