"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt Goldschlagstraße

  • Thermisch-energetische Sanierung und Aufstockung unter Verwendung von Biomasse als erneuerbare Energiequelle zur Wärmeversorgung
  • Reduktion des Heizwärmebedarfs um 77 Prozent auf Niedrigenergiestandard
  • Umfassende auf den gründerzeitlichen Bestand abgestimmte Sanierungsmaßnahmen mit besonderem Augenmerk auf thermischen Komfort im Innen- und Außenbereich
  • Monitoring in Kooperation mit der TU Wien zur Bestimmung der tatsächlichen U-Werte einer gründerzeitlichen Außenwand im unsanierten und sanierten Zustand mittels Wärmestrommessungen

Das Projekt zeigt wie die Wärmeversorgung eines Gründerzeithauses mit gegliederter Straßenfassade im Zuge einer Generalsanierung auf Biomasse umgerüstet werden kann.

Gebäude des Projekts in der Goldschlagstrasse

Ein desolates Gründerzeithaus in der Goldschlagstraße im 14. Bezirk wurde durch die Ulreich Bauträger GmbH generalsaniert und um 2 Dachgeschoße erweitert. Die Zentralisierung und Umrüstung des Heizsystems auf Biomasse macht eine fossilfreie Bereitstellung von Raumwärme und Warmwasser möglich.

Im Rahmen der Generalsanierung wurden aufgrund der historischen, gegliederten Straßenfassade lediglich die Feuermauern und hofseitigen Außenwände gedämmt. Dennoch wurde eine gesamthafte Reduktion des Heizwärmebedarfs (HWB) um 77 Prozent auf 41,8 kWh/m2a erwirkt, unter anderem dank der Optimierung des thermischen Standards des Dachgeschoßausbaus (Heizwärmebedarf bei 28 kWh/m2a).

Durch die Durchnässung des Kellermauerwerks und einen hohen Anteil von Zementputz im Mauerwerk war das Bestandsgebäude bis in die Obergeschoße durchfeuchtet. Die Aufbringung eines Spezial-Feuchtmauerputzes machte eine dauerhafte Trockenlegung möglich. Die für Gründerzeithäuser typische Problematik des fehlenden Trittschallschutzes im Gebäude wurde durch die Integration von Trittschalldämmplatten in den Fußbodenaufbau und mitunter durch die Einbringung einer Zwischentramdämmung bewältigt. Zusätzlich wurden sämtliche Elektro- und Wasserleitungen erneuert und 3-fach-verglaste Schallschutzfenster eingebaut. Sonnenschutzanlagen wurden sowohl hofseitig als auch im Dachgeschoß hergestellt. Mit vielgestaltigen Maßnahmen wie der Anbringung einer Stahlkonstruktion mit Rankpflanzen an der straßenseitigen Fassade und der Begrünung von Dachterrassen und Gärten wurde darüber hinaus ein besonderes Augenmerk auf ein optimales Mikroklima gelegt. Die Nachbarhöfe wurden auf Kosten des Bauherrn mitbegrünt und eine Feuermauer künstlerisch gestaltet.

Die bestehende heterogene Wärmeversorgung mit einem Mix aus kohle-, gas- und strombetriebenen dezentralen Heizgeräten wurde durch zwei zentrale Biomasse-Pelletskessel mit jeweils 100 kW Leistung sowie drei Warmwasser- beziehungsweise Pufferspeicher mit je 1.500 Liter Fassungsvermögen ersetzt. Der 2. Kessel dient zum Vorwärmen der Luft für den vorgeschriebenen Luftwechsel im Gastronomielokal und als Ausfallssicherung. Für die Lieferung und Lagerung der Pellets im Keller ist der beauftragte Energiedienstleister zuständig. Durch die Zentralisierung des Heizsystems in Kombination mit der Installation von Fußbodenheizungen, einer kontrollierten Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung und der Möglichkeit zur Querlüftung in nahezu jeder Wohnung wurde ein höchst komfortables Raumklima für alle Bewohner*innen geschaffen.

Ausgangssituation der Energieversorgung

  • Hoher Heizwärmebedarf mit 181,9 kWh/m2a
  • Mischung kohle-, gas- und strombetriebener dezentraler Heizgeräte zur Bereitstellung von Raumwärme und Warmwasser

Elemente des neuen Energiesystems

  • Zentralisierung des Heizsystems und Einbau von zwei zentralen Biomasse-Pelletskessel mit jeweils 100 kW, in Kombination mit drei Warmwasser- beziehungsweise Pufferspeichern mit jeweils 1.500 Liter Fassungsvermögen
  • Zentralisierte Warmwasserbereitung unter Verwendung eines Warmwasserspeichers im Keller
  • Positionierung der Steigleitungen für Strom und Warmwasser im Stiegenhaus
  • Niedertemperatur-Wärmeabgabe in den Wohnungen durch Verlegung einer Fußbodenheizung
  • Installation einer kontrollierten Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung für nahezu alle Wohnungen
  • Nach Fertigstellung im Februar 2012 fossilfreier Betrieb für Raumwärme und Warmwasser, Zukauf von Strom

Unterstützung durch die Stadt Wien

  • Das Gebäude wurde unter Verwendung von Förderungsmitteln des Landes Wien durchgreifend saniert (thermisch-energetische Wohnhaussanierung).

Über das Gebäude

  • Adresse: Goldschlagstraße 135, 14. Bezirk
  • Gebäudetyp: Gründerzeitwohnhaus, Baujahr um 1900
  • Eigentümerschaft: privat
  • Fertigstellung: Februar 2012
  • Heizwärmebedarf: 41,8 kWh/m2a (zuvor 181,9 kWh/m2a)
  • Energieeffizienzklasse: B (zuvor E)
  • Wohnnutzfläche: 2.515 Quadratmeter (zuvor 1.413 Quadratmeter)
  • Anzahl der Wohneinheiten: 27 (zuvor 23)
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