"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt SmartBlock Geblergasse

  • "SmartBlock Geblergasse": Pilotprojekt, um liegenschaftsübergreifend und schrittweise ein Anergienetz im Altbaubestand (Gründerzeit) umzusetzen
  • Erste Ausbaustufe Geblergasse 11 und 13: Sockelsanierung der Gebäude und Implementierung einer dezentralen, CO2-freien Energieversorgung über Contracting-Lösung
  • Erweiterbares System aus Erdwärmesonden, Solarmatten, Wärmepumpe und hybriden Solar- und Photovoltaikanlagen zum Heizen und Kühlen
  • 18 rund 100 Meter tiefe Erdsonden im Innenhof als saisonaler Wärmespeicher

Das Pilotprojekt "Smart Block Geblergasse" demonstriert, dass eine gebäudeübergreifende CO2-freie Energieversorgung auch im Gründerzeit-Bestand möglich ist.

Gebäude in der Geblergasse

2019 wurde im 17. Bezirk erstmalig in einem für Wien typischen, bislang mit Erdgas beheizten Gründerzeit-Häuserblock liegenschaftsübergreifend eine weitgehend auf Erd- und Solarwärme basierende Energieversorgung realisiert. Voraussetzung dafür war, dass die umfassende Sanierung der Gebäude eine entsprechende Senkung des Heizwärmebedarfs ermöglichte.

Das Kernstück des Energiesystems bildet ein erweiterbares Anergienetz, das Gebäude, Wärmequellen und Wärmespeicher miteinander verbindet und im Rahmen eines Energieliefer-Contractings errichtet und betrieben wird. Die Häuser Geblergasse 11 und 13 bilden dessen Startzelle; im Zuge anstehender Sanierungen sollen weitere Nachbargebäude folgen. Über dieses Rohrleitungssystem wird Wasser im Niedertemperaturbereich (zwischen 5 Grad Celsius m Winter und 18 Grad Celsius im Sommer) transportiert, wobei die Temperatur zu gering ist, um damit direkt Wohnungen zu heizen oder Warmwasser bereitzustellen. Allerdings kann über eine Wärmepumpe nutzbare Wärme (im Ausmaß des 6- bis 7-Fachen des dafür benötigten Stroms) generiert werden.

Die neue Energieversorgung erfolgt über ein System von Erdwärmesonden, Solarmatten, Wärmepumpe und hybriden Solar- und Photovoltaikanlagen. 18 rund 100 Meter tiefe Sonden im Innenhof entziehen dem Boden im Winter die benötigte Wärme, um diese über die Sommermonate dann wieder zurückzuspeichern. Dabei dienen sie zugleich zur sanften, emissionsfreien Kühlung der Wohnräume über die Fußbodenheizung sowie Trockenbau-Kühldecken. Eine große Herausforderung stellten die Bohrungen für das Sondenfeld dar, da die Hoffläche für schwere Bohrmaschinen nicht zugänglich war. Für die Bohrungen im Abstand von vier bis fünf Metern, die teilweise schräg unter den Gebäudebestand führen, wurden daher Mini-Bohrgeräte eingesetzt. Auf der wiederhergestellten Oberfläche im Hof wurde eine Gartenanlage mit Gemeinschaftsgärten errichtet.

Ausgangssituation der Energieversorgung

  • Hoher Heizwärmebedarf (125 beziehungsweise 160 kWh/m2a), kein Fernwärmenetz-Anschluss
  • Gasetagenheizungen mit Radiatoren

Elemente des neuen Energiesystems

  • Energieaufbringung für Heizung, Kühlung und Warmwasser aus 5-18 Grad Celsius Anergienetz mit insges. 47 Hybridkollektoren (PVT), 41 m2 Solarmatten und "Sondenbatterie" (Contracting-Modell)
  • Erdsonden zu 100 Meter im Abstand von 4 bis 5 Meter im Innenhof Geblergasse 11 (teilweise Schrägbohrungen unter Gebäudebestand) zur Erdwärmenutzung und saisonalen Speicherung (solare Regenerierung)
  • Circa 100 kW reversible Wärmepumpe mit Arbeitszahl 6 bis 7, 100 kW Brennwert-Gaskessel als redundante Ersatzreserve
  • Wärme-/Kälteabgabe über Fußbodenheizung beziehungsweise Trockenbau-Deckenpaneele in Teilen der Dachgeschoße (in 5 vermieteten Wohnungen verblieben Gasetagenheizungen mit Radiatoren)
  • Warmwasser über dezentrale Speicher mit Wärmetauscher und aufschaltbare E-Patrone
  • Betriebsstrom aus Hybridmodulen, transparenten PV-Zellen und Netzbezug (Windkraft)

Unterstützung durch die Stadt Wien

  • Das Gebäude wurde unter Verwendung von Förderungsmitteln des Landes Wien durchgreifend saniert (Sockelsanierung und Blocksonderförderung).

Über das Gebäude

  • Adresse: Geblergasse 11 und 13, 17. Bezirk
  • Gebäudetyp: mehrgeschoßiger Wohnbau aus der Gründerzeit, errichtet 1869 und 1875
  • Eigentümerschaft: privat
  • Fertigstellung: 2019
  • Wohnnutzfläche: 1.770 m2
  • Anzahl der Wohneinheiten: 16 und 9
  • Heizwärmebedarf (Bestand): 36 kWh/m2a (zuvor 125) beziehungsweise 66 kWh/m2a (zuvor 160)
  • Auszeichnungen: Wiener Stadterneuerungspreis, Österreichischer Solarpreis 2020, Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit 2021
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