"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt Bernardgasse

  • Umrüstung eines spätbiedermeierlichen Mietshauses (1851) auf fossilfreie Energie-versorgung im Zuge umfassender Revitalisierung mit Dachgeschoßerweiterung
  • Dezentrale Gasetagenheizungen mit Heizkörpern durch Fußbodenheizung über zentrale Luft-Wärmepumpe am Dach ersetzt
  • Booster-Wärmepumpe zur zentralen Warmwasserbereitung
  • 7 von 8 Einheiten umgestellt – eine bereits zuvor auf Infrarotheizung beziehungsweise elektrische Warmwasserbereitung umgestellte Bestandswohnung blieb von der Zentralisierung ausgenommen

Die Generalsanierung eines Biedermeierhauses im 7. Bezirk zeigt, wie innerstädtische Bestandsimmobilien mit vertretbarem Mehraufwand fossilfrei werden können.

Gebäude in der Bernardgasse

Das Haus Bernardgasse 1, an der Ecke zur Zieglergasse im dicht bebauten 7. Bezirk, befindet sich inmitten eines geschützten vorgründerzeitlichen Gebäudeensembles. Das schmale 2-stöckige Mietshaus ohne Innenhof stammt aus dem ausgehenden Biedermeier (1851) und verfügt neben Wohnungen auch über Gewerbeflächen im Erdgeschoß. In den Jahren 2022/2023 unterzog der auf nachhaltige Sanierungen spezialisierte neue Eigentümer das Gebäude einer umfassenden Revitalisierung inklusive Dachgeschoßerweiterung und Lifteinbau im Bereich der ehemaligen Gangtoiletten. Dabei sollte im Sinne der Nachhaltigkeit möglichst viel der Bausubstanz erhalten und zugleich das Energiesystem fossilfrei gemacht werden. Dieses Ziel konnte dank der guten historischen Bausubstanz und in früheren Jahren erneuerter Fenster auch ohne thermische Sanierung erreicht werden.

Wegen der fehlenden Außenfläche kam Erdwärme als Energielösung nicht infrage. Stattdessen wurde die zuvor dezentrale Heiz- und Warmwasserbereitung über Gasetagenheizungen auf ein zentrales System mit Luft-Wärmepumpe umgestellt. Hierfür wurden alle neuen und bestandsfreien Einheiten mit einer effizienten Fußbodenheizung ausgestattet. Nur eine, über Infrarotpaneele beheizte Bestandswohnung blieb ausgenommen. Die neue Monoblock-Wärmepumpe befindet sich auf dem Dach und belädt über Leitungen in den Kaminschächten den Heizungspufferspeicher im Keller. Auch die Warmwasserbereitung geschieht zentral über eine Booster-Wärmepumpe, die sich wiederum aus dem Heizspeicher speist. Für den Anlagenbetrieb wird ausschließlich Ökostrom genutzt. Photovoltaik war wegen der geringen Dachfläche mit schattiger Nordausrichtung nicht wirtschaftlich.

Das Projekt Bernardgasse zeigt, wie Sanierungen innerstädtischer Bestandsimmobilien mit geringen Mehrkosten im einstelligen Prozentbereich mit der Umrüstung auf eine fossilfreie Energieversorgung kombiniert werden können.

Ausgangssituation der Energieversorgung

  • Biedermeierhaus mit guter Bausubstanz und bereits zuvor erneuerten Wärmeschutzfenstern
  • Dezentrale Gasetagenheizungen mit Warmwasserbereitung im Durchlaufprinzip
  • Wärmeabgabe über Heizkörper
  • 1 Wohnung über Infrarotpaneele beheizt beziehungsweise über E-Boiler mit Warmwasser versorgt (System blieb erhalten)

Elemente des neuen Energiesystems

  • 27,3-kW-Luft-Wärmepumpe in Monoblock-Bauweise auf dem Dach
  • 1.000 Liter Heizungspufferspeicher im Keller
  • Leitungsführung über bestehende Kaminschächte
  • Wärmeabgabe in 7 von 8 Wohnungen über Fußbodenheizung (1 Wohnung nicht angeschlossen)
  • Zentrale Warmwasserbereitung über Booster-Wärmepumpe (mit 11 kW Wärmeleistung und Leistungskoeffizient COP von circa 4 bei Quell-/Solltemperatur von 25/65 Grad Celsius) und 1.000 Liter Warmwasserspeicher im Keller
  • Starkstromanschluss in allen Wohnungen (kein Kochgas)

Unterstützung durch die Stadt Wien

  • Das Gebäude wurde unter Verwendung von Förderungsmitteln des Landes Wien durchgreifend saniert (Heizungsumrüstung).

Über das Gebäude

  • Adresse: 7., Bernardgasse 1
  • Gebäudetyp: generalsaniertes Biedermeier-Mietshaus, errichtet 1851
  • Eigentümerschaft: privat
  • Fertigstellung: 2023
  • Heizwärmebedarf: 39,7 kWh/m2a (Dachgeschoß) beziehungsweise 70,4 kWh/m2a (Bestand)
  • Energieeffizienzklasse: B beziehungsweise C
  • Bruttogrundfläche: 965 Quadratmeter (zuvor 630 Quadratmeter)
  • Anzahl der (Wohn-)Nutzeinheiten: 8 (zuvor 6)
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