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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 40 von 74

 

wir geübt haben.

 

Aber Herr StR Marboe hat schon Recht: Man soll sich nicht in nostalgischen Rückblicken erschöpfen, sondern auch ein bissel was über die Zukunft sagen. Also, weg von der Fassade, von der Verpackung hin zum Inhalt, zum eigentlichen Zweck des Ganzen, also die Diskussionen von der Vergangenheit in die Zukunft hinüberlenken. Und da muss man natürlich klar sagen, dass es ein ganz großes Projekt ist, das hier stattfindet. Es entsteht hier eines der größten Kulturareale Europas, ja der Welt, kann man sagen, auf dem wichtige Dinge vertreten sein werden.

 

Ich gehe jetzt auf die kleinen Nutzer, Drittnutzer und so nicht ein, auf das Kindermuseum, Kinderquartier, Tanzquartier, das Architekturzentrum, daneben die Veranstaltungshalle - das ist ja ohnehin bekannt -, die Veranstaltungshalle der Wiener Festwochen, die Kunsthalle, wie es so schön in einem Zeitungsartikel geheißen hat, die Experimentierwerkstatt der Gegenwartskunst, und rechts und links davon das Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig und die Sammlung Leopold. Ich sage nichts über die Architektur und auch nichts mehr über unseren Vorschlag, der meines Erachtens durchaus vernünftig war, dass man das Ganze auf die Platte verlegt, weil dort einfach mehr Raum ist und weil man großzügiger mit dem Raum umgehen könnte.

 

Aber abgesehen von diesen Einwürfen halte ich es persönlich durchaus für positiv, dass das Museum Ludwig seine Standorte Palais Liechtenstein und 20er-Haus zusammengeführt hat. Ich glaube, dass die zentralere Lage auch den Eintrittszahlen zuträglich sein wird. Das Palais Liechtenstein wird ja überdies auch noch ab 2003 durch eine neue Sammlung, die Wien durchaus sehr bereichern wird, wieder gefüllt werden. Die Sammlung des Fürsten Liechtenstein kehrt zurück. Vom 20er-Haus hoffe ich, dass dieser Pavillon von Schwanzer - wie derzeit geplant, glaube ich - auch von der Österreichischen Galerie genutzt werden kann. Das Leopold Museum ist eine ganz bedeutende Sammlung - ich bin selber Sammler -, besitzt meines Erachtens die größte Schiele-Sammlung der Welt, Jugendstilwerke, Werke der klassischen Moderne, Gemälde von Kokoschka, Egger-Lienz und Klimt. Sie ist eine der bedeutendsten Sammlungen moderner österreichischer Kunst, weist aber auch afrikanische und ozeanische Kunstobjekte auf, die durchaus einen bedeutenden Einfluss auf die Kunst des 20. Jahrhunderts gehabt haben und wo ich hoffe, dass die in einem Kontext zu diesen Werken ausgestellt werden. Alles natürlich überschattet von Egon Schiele, der mit Sicherheit auch der Magnet sein wird, die kommerzielle Hauptattraktion des Museumsquartiers.

 

Diese Zusammenführung der Museen bildender Kunst vom ausgehenden 19. Jahrhundert über die klassische Moderne hin zum 20. Jahrhundert, dann nicht mehr so konzentriert auf Österreicher, sondern halt Weltkunst zeigend, bis hin zu den Zeitgenossen, halte ich für eine durchaus interessante Lösung.

 

Ich habe in einer SPÖ-Broschüre gelesen, dass dem Herrn StR Mailath-Pokorny eine Art Biennale vorschwebt. Dieser Idee als Konkurrenz zu Venedig kann ich durchaus etwas abgewinnen. Aber in Zukunft, um jetzt noch weiter von der Zukunft zu reden, lässt natürlich das Museumsquartier, wo wir uns bisher in den Jahrzehnten davor immer über die Architektur unterhalten haben, doch ein breites Diskussionsfeld für vielerlei Dinge offen, etwa über die einzelnen Projekte, die dort stattfinden, etwa über die Beibehaltung der Qualitätsstandards - das ist ja auch nicht so leicht, diese hehren Dinge, die man sich vorgenommen hat, über Jahre zu halten -, etwa über die Ankaufsbudgets der Museen oder die Ankaufspolitik - ich habe gehört, das Museum Ludwig soll die bedeutendste Sammlung moderner Kunst werden -, etwa über die Kosten der Erhaltung des ganzen Areals - ein ganz wichtiger Punkt -, etwa über die so genannten Drittnutzer und über die Auswahl der innovativen Künstler. Da wird von einem Beirat gesprochen. Das klingt ein bisschen wie Einflussnahme und Abhängigkeit. Ich will es jetzt nicht sagen, ich sage nur, es klingt so. Aber das alles sind Dinge, über die man sich laufend unterhalten muss. Auch über die Kunsthalle wird man sich ständig unterhalten müssen, ob da nicht vielleicht österreichische Künstler doch mehr auch in den Mittelpunkt gestellt werden sollen. Viele interessante Diskussionen sehe ich da auf uns zukommen.

 

Grundsätzlich und abschließend sei gesagt: Das Museumsquartier ist ein großes Projekt, an dessen Entstehen in seiner jetzigen Form auch die FPÖ nicht unmaßgeblich beteiligt war. Ich erinnere: Kunsthalle, Reithallenerhaltung, ein Projekt, das aber auch den Menschen in Wien sehr viel Steuergeld gekostet hat. Und da wird man schon sehen, wenn in einem Jahr dann alle Institutionen ihren Betrieb aufgenommen haben, ob sich dieses Geld, ob sich die 20 Jahre Diskussion, die 10 Jahre Planung und die 4 Jahre Bau tatsächlich gelohnt haben. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Meine Damen und Herren! Auch in Ihrem Namen einen Dank an die Technik, die wirklich versucht, hier die Akustik noch effizienter zu gestalten. - Danke schön.

 

Als nächster Redner ist Herr GR Woller zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.

 

GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Kollege Herzog hat gemeint, niemand ist glücklich. Also, ich sage es gleich: Wir sind glücklich, dass das Museumsquartier fertig wird, und wir sind sehr stolz, dass Wien einen wesentlichen Beitrag geleistet hat, dass diese wunderbare Einrichtung der Kunst jetzt fertig wird. Wir sind daher auch froh, dass das heute im Zentrum des Gemeinderats diskutiert wird.

 

Wenn nun das Museumsquartier eröffnet wird, dann ist das tatsächlich das Ergebnis eines sehr langen

 

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