Kaiserschnitt - Wiener Programm für Frauengesundheit

Die Geburtenstatistiken zeigen seit den Neunzigerjahren international einen deutlichen Anstieg der Kaiserschnittrate. Betrug die Kaiserschnittrate im OECD Schnitt 1990 noch etwa 14 Prozent, stieg sie 2017 auf 27,9 Prozent an (OECD Health Data, 2017).

Auch in Österreich kommen immer mehr Kinder mit Kaiserschnitt zur Welt. Seit 1998 hat sich die Kaiserschnittrate in Österreich fast verdoppelt: 2017 lag sie bei 29,6 Prozent. In Wien liegt sie mittlerweile bei 31,3 Prozent. (Statistik Austria; Stand Juli 2018)

Lebensrettung versus Belastung

Die Geburt ist ein natürliches Ereignis, das sich allerdings aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus in medizinische Institutionen verlagert hat. Die Geburt ist aber an sich kein pathologisches Geschehen.

Durch unterschiedliche soziokulturelle, juristische, wissenschaftliche und nicht zuletzt medizinische Entwicklungen ist in den letzten Jahrzehnten ein deutlicher Anstieg an Kaiserschnitten zu beobachten.

Sowohl die Spontangeburt als auch der Kaiserschnitt haben Vorteile wie Risiken. Diese gegeneinander abzuwägen und - wo möglich - die Chance auf Spontangeburt zu erhöhen, sollte Aufgabe jeder Schwangerschafts- und Geburtsbetreuung sein.

Einflussfaktoren auf Geburtsmethoden

Seit Ende der Neunzigerjahre rückte die zunehmende Praxis des Kaiserschnitts in den Fokus der Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskussion. Rund um das Themenfeld Kaiserschnitt entwickelte sich seit Beginn der Nullerjahre eine angeregte Diskussion über Auslöser und Folgen des Anstiegs der Kaiserschnittrate sowie über die physischen sowie psychischen Begleitaspekte für Mutter und Kind.

Das Wiener Programm für Frauengesundheit hat 2011/12 mit dem Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) - heute Wiener Gesundheitsverbund - die empirische Studie "Psychosoziale Einflussfaktoren auf Geburtsmethoden und Zufriedenheit" (3 MB PDF) durchgeführt. Erhoben wurden Entscheidungskriterien für verschiedene Geburtsmethoden sowie die psychische Befindlichkeit der Frauen nach der Geburt.

Aufbauend auf die Ergebnisse der Studie wurde eine Reihe von Empfehlungen zur Verbesserung der Situation von Frauen in Zusammenhang mit der Entbindung per Kaiserschnitt abgeleitet. Umfassende, zielgruppengerechte Information und eine enge Zusammenarbeit zwischen medizinischem, psychologischem sowie sozialarbeiterischem Personal sind wichtige Ansätze zur Prävention späterer Krisensituationen. Um über die Kurz- und Langzeitfolgen der verschiedenen Geburtsmethoden genauer zu informieren, entwickelte das Wiener Programm für Frauengesundheit die Informationsbroschüre "Ein guter Start ins Leben. Kurze Informationen zur Geburt".

  • "Ein guter Start ins Leben. Kurze Informationen zur Geburt", 2019: 2 MB PDF
  • A good Start into Life (Ein guter Start ins Leben), 2019: 2 MB PDF (Englisch)
  • Yasama güzel bir baslangic (Ein guter Start ins Leben), 2019: 2 MB PDF (Türkisch)

Wiener Grundsatzerklärung zur Spontangeburt

In den Wiener Gesundheitszielen 2025 wurde das Thema Kaiserschnitt aufgegriffen, mit dem Ziel, die Kaiserschnittrate in Wien bis 2025 auf 25 Prozent zu senken.

Das Büro für Frauengesundheit und Gesundheitsziele stellte dazu eine interdisziplinäre Gruppe von Expert*innen rund um Geburt zusammen, um die Ursachen für diese Entwicklung zu analysieren und Maßnahmen zur Förderung der Spontangeburt zu entwickeln.

Das gemeinsam erarbeitete Ergebnis liegt in der "Wiener Grundsatzerklärung zur Spontangeburt: Die Chance auf Spontangeburt erhöhen" (600 KB PDF) vor.

Die empfohlenen Maßnahmen setzen auf Ebene des Gesundheitssystems und des Gesundheitspersonals an. Sie betreffen die Ausbildung, Krankenhäuser und den niedergelassenen Bereich sowie die Beratung, Aufklärung und Unterstützung schwangerer Frauen. Ziel ist, dass Frauenärzt*innen und Hebammen wieder klar vermitteln, dass die Geburt ein gesunder, natürlicher Prozess ist und Risiken die Ausnahme sind.

Weitere Downloads

Weiterführende Informationen

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Strategische Gesundheitsversorgung
Kontaktformular