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Landtag, 46. Sitzung vom 25.06.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 35 von 79

 

das auch immer wieder einforderst, und das werden wir gemeinsam weiter tun. Morgen ist eh eine gute Gelegenheit bei der nachmittäglichen Sitzung.

 

Die Datenqualität am Beispiel Diabetes: Ich bin auch der Meinung, dass wir eine gute Datenqualität brauchen, um die Gesundheitspolitik planen zu können und die Gesundheitsversorgung planen zu können, ohne die geht es nicht. Deswegen ist es ganz wichtig, dass wir das in allen Bereichen haben. Welche Erkrankung liegt vor? Wie lang liegt die schon vor? Bei Diabetes: Wann wurde mit Insulin begonnen? Welche Medikamente nimmt derjenige? Welche Ergebnisse sind? Wie ist der Verlauf? Welche Begleiterkrankungen treten wann auf? - Daraus kann man etwas lernen - was die Notwendigkeiten sind, wo vielleicht auch eine Unterversorgung ist. Da ist eine Unterversorgung, da stimme ich zu 100 Prozent zu. Das brauchen wir und das müssen wir auch machen.

 

Die Daten sind mein besonderes Anliegen. Es liegen so viele Datenschätze vergraben. Im Schulbereich - die Schulärztinnen und Schulärzte erheben ja Daten, darauf haben wir keinen Zugriff. Warum haben wir da keinen Zugriff? Warum kann man das nicht lösen? Mir genügt es nicht, wenn mir die MA 15 sagt: Da haben wir keine Daten, die können wir nicht hergeben. Das ist interessiert mich langsam nicht mehr, wir brauchen die Daten, um planen zu können und um eine ordentliche Gesundheitsplanung für die nächsten 30, 40, 50 Jahre vorzubereiten.

 

Ich möchte ein Thema ansprechen, das ein schwieriges Thema ist. Du sprichst das Brustkrebsmedikament Trastuzumab an, bei dem du der Meinung bist, dass das im niedergelassenen Bereich verabreicht gehört, wobei auch das Vienna Cancer Center diese Empfehlung ausspricht. Ich bin der gegenteiligen Meinung, und ich werde das jetzt begründen: Mich interessieren auch nicht die Motivation des Vienna Cancer Centers und deren Proponenten, und Proponenten sind es in erster Linie, weil ich will mich da jetzt nicht verbreitern, es kann sich jeder selbst sein Bild dann darüber machen, warum das aus deren Sicht ausgelagert werden soll. Ich glaube nicht, dass die Patientenbefindlichkeit im Vordergrund steht.

 

Ich verstehe, dass Patientinnen, und das sind es in diesem Fall, beim Mammakarzinom nicht für eine scheinbar harmlose Spritze stationär aufgenommen werden wollen. Das ist eh vorbei, das hatten wir aus Kostengründen, dass eine tagesklinische Aufnahme gemacht werden musste, damit jemand eine Spritze kriegt, damit diese verrechnet werden kann. Das ist ja nachvollziehbar für ein Krankenhaus, die Punkte müssen lukriert werden, deswegen ist das so gemacht worden. Aus der Sicht des Patienten ist das unmöglich, undenkbar. Das ist abgeschafft, weil durch die Einführung der spitalsambulanten Leistungserfassung, mit 2018 in Wirklichkeit, das abgestellt ist, sofern es umgesetzt wurde, und es ist umgesetzt worden. Das heißt, nicht nur die scheinbar harmlose Spritze unter die Haut, sondern größere Chemotherapien können im ambulanten Bereich durchgeführt werden. Das heißt, die Leute kommen mit einem Blutbild, vielleicht schon von auswärts, und bekommen dann die Chemotherapie nach ärztlicher Konsultation, onkologisch freigegeben und setzen sich dann in einen Infusionsraum und kriegen dann diese Therapie und werden von geeignetem Personal überwacht, ärztlicherseits ist immer jemand daneben, immer vorhanden. Das ist gute Qualität und darauf kann man stolz sein. Da brauchen wir keinen niedergelassenen Bereich dazu.

 

Warum ist das so, dass man das auch machen muss? - Das ist nicht nur im Sinne der Patientinnen, sondern weil wir auch immer mehr Therapien machen, weil wir Menschen immer länger therapieren können und damit aber bei guter Lebensqualität länger am Leben erhalten können, es wird mehr. Darum brauchen wir mehr Möglichkeiten der Verabreichung, aber, meiner Meinung nach, auf Qualitätsniveau, wie es auf einer Onkologie auch ist, mit Tumor-Boards zum Beispiel, die ja gesetzlich auch vorgeschrieben sind.

 

Die enormen Fortschritte, die man in der Hämatoonkologie, in der Diagnostik und in der Therapie erzielt hat, haben enorme Möglichkeiten der zielgerichteten Krebsbehandlung eröffnet, man sagt auch, personalisierte Medizin, also die individuellen Eigenschaften des Tumors werden ermittelt.

 

Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies (unterbrechend): Ganz kurz, bitte: Ich ersuche um etwas mehr Ruhe bitte. - Danke sehr.

 

Abg. Dr. Claudia Laschan (fortsetzend): Diese Eigenschaften werden mittels molekularbiologischer beziehungsweise molekulargenetischer Untersuchungen beschrieben und man kann daraus ableiten, welche Behandlungen nicht ansprechen werden. Das heißt, die kann man sich ersparen und vor allem dem Patienten und der Patientin ersparen. Früher hat man es leider erfahren müssen, eine Therapie spricht leider nicht an, wir wechseln diese. - Das brauchen wir jetzt in vielen Dingen nicht mehr, weil wir es vorher sehr speziell ermitteln können. Wir können für jeden Patienten und jede Patientin eine individuelle Behandlungsstrategie erarbeiten. Dazu gibt es die in Wirklichkeit gesetzlich vorgeschriebenen Tumor-Boards. Das sind Zusammentreffen von Fachärzten und Fachärztinnen der Onkologie, der Chirurgie - wenn der Tumor ein chirurgisch zu entfernendes Ding ist -, der Radiologie, also des Röntgens, der Molekularbiologie, der Pathologie - also jene, die im Mikroskop anschauen, was das für Zellen sind, welcher Natur diese sind. Diese alle kommen zusammen - Strahlentherapeuten habe ich vergessen, Entschuldigung, das ist wichtig, weil ja Strahlentherapie sehr oft in das Behandlungskonzept dazugehört - und sitzen dann im besten Falle in einem Raum, wo Röntgenbilder angeschaut werden, PET/CT und sonstiges Spezielles, und geschaut werden kann: Aha, da ist der Tumor, wie war der vorher? Das wird ja nicht nur zu Behandlungsbeginn gemacht, sondern es wird auch laufend während der Behandlung kontrolliert, ob der Tumor kleiner geworden ist oder nicht. Da sitzt man beieinander und schaut das gemeinsam an. Der Radiologe erläutert das: Das ist kleiner geworden oder gleich. - Das wird bewertet und es wird die weitere Behandlungsstrategie festgelegt. Das ist eine extrem wichtige Qualitätsgeschichte, nur so kann man seriös Tumore, onkologische und hämatologische, behandeln.

 

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