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Landtag, 27. Sitzung vom 28.09.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 13 von 51

 

wenn sie ein Problem haben, mit dem sie pädagogisch nicht umgehen können, wird ihnen sofort Hilfe geboten, und dass wir das auch sehr schnell zum Einsatz bringen können. Das wird natürlich gerade auch in der Neuen Mittelschule ein Thema sein, für die wir uns auch in besonderer Art und Weise verantwortlich fühlen, und daher bin ich zuversichtlich, dass diese Punkte dazu beitragen werden, die Situation in der Neuen Mittelschule noch besser zu machen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Präsident Ernst Woller: Danke für die Beantwortung. Ich begrüße bei unserer Landtagssitzung auch Herrn Bundesrat Mag. Reinhard Pisec. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Präsident Ernst Woller: Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Ellensohn gestellt. Ich erteile ihm das Wort.

 

10.00.02

Abg. David Ellensohn (GRÜNE): Herr Landeshauptmann!

 

Die Millionenstädte in Europa haben ähnliche Aufgaben im Bildungsbereich. Lebendige Metropolen haben ähnliche Bevölkerungsdurchmischung und ähnliche Aufgaben. Ich möchte ganz kurz auf die London Challenge eingehen. Ruiniert von Margaret Thatcher und Konservativen, die sich an Eliteschulen orientieren, ist dort Anfang dieses Jahrhunderts, also Anfang der 2000er-Jahre, das Projekt London Challenge aus der Taufe gehoben worden, mit einem ganz einfachen moralischen Imperativ, nämlich jedes Kind, jeder Jugendliche haben die beste Bildung von Anfang an verdient. Das haben sie sich einmal groß hinaufgeschrieben, dann haben sie als Schlüssel zum Erfolg die schwächsten Schulen, die sie hatten, herausgenommen, und dann sagten sie: An denen werden wir uns messen, denn die müssen sich verbessern.

 

Als das Programm ausgerollt wurde, waren sie schon drei Jahre später zumindest nicht mehr die letzte Region in Großbritannien und im Vergleich bei den ganzen Schulstandards bereits zehn Jahre später die Top-Region. Das konnten sie bis heute halten. Unter anderem war einer der Schlüssel nicht nur die Stärkung der Lehrer und Lehrerinnen, sondern der Kopf der Schule, also die Direktoren und Direktorinnen in ihren Möglichkeiten in der Unterstützung stärken, und vom Kopf beginnt das Ganze, in dem Fall positiv. Mit der Stärkung der Direktoren und Direktorinnen hat das dort begonnen. Können Sie dem etwas für Wien abgewinnen?

 

Präsident Ernst Woller: Bitte schön, Herr Landeshauptmann.

 

Lhptm Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrter Herr Landtagsabgeordneter, das ist richtig. Die Großstädte haben in Europa, aber weltweit, große Herausforderungen. Die Situation unterscheidet uns auch von der Situation am Land oder auch in kleineren Gemeinden. Großstädte ziehen natürlich besonders begabte Menschen an, Großstädte ziehen aber auch Menschen mit besonderen sozialen Bedürfnissen an.

 

Ich glaube, es ist wichtig, dass man in einer Großstadt ein Bildungssystem ausdifferenziert, auch das haben wir in Wien gemacht. Ich möchte nur daran erinnern, wir haben mit der Sir Karl Popper Schule eine Schule, die sich besonders begabten Kindern widmet. Aber es ist mindestens genauso wichtig, dass man sich um jene Schulstandorte kümmert, wo Kinder mit besonderen sozialen Herausforderungen in die Schule gehen. Das sind ja oft trotzdem sehr begabte Kinder, die aber von ihrem sozialen Umfeld her diese Chance nie haben, weil sie in einem Haushalt aufwachsen, wo es überhaupt kein einziges Buch gibt, wo sie von der Familie nicht gefördert werden, weil die selber genug soziale Probleme haben, wo auf Grund des Drucks am Arbeitsmarkt die Eltern gar nicht in der Lage sind, sich um die Kinder zu kümmern, wo Alleinerzieherinnen oder Alleinerzieher materiellem Druck ausgesetzt sind. Von daher ist es wichtig, dass wir uns gerade auch mit diesen Schulstandorten besonders auseinandersetzen, wo es auch eine Häufung an sozialen Herausforderungen gibt.

 

Ich glaube, dass wir den Chancenindex, den wir auch umsetzen wollen, zu dem jetzt auch von der letzten Bundesregierung die gesetzlichen Maßnahmen gelegt worden sind, auch zum Anlass nehmen sollten, hinzuschauen, wo wir mit materiellen Hilfen, aber auch mit pädagogischer Unterstützung den LehrerInnen helfen können, mit dieser Situation umzugehen.

 

Zweifellos ist das von Ihnen angeführte Beispiel ein sehr gutes. Es gibt ja auch im internationalen Vergleich einige positive Ansätze, wobei ich sagen muss, dass wir, auch wenn wir über das Wiener Schulsystem sehr kontroversiell diskutieren, den internationalen Vergleich auch nicht scheuen müssen. Aber das ist sicher ein Modell, mit dem wir uns näher beschäftigen sollten, weil es vor allem auch einer Überschrift dient, die auch mir ganz wichtig ist, nämlich dem Prinzip der sozialen Durchmischung und der Frage, wie wir mit jenen umgehen, die talentiert sind, aber auf Grund ihrer sozialen gesellschaftlichen Möglichkeit nicht die Chance haben, so mitzuwirken wie andere.

 

Ich habe es vorhin auch in der Anfragebeantwortung für den Herrn Abg. Wiederkehr erwähnt, denn jedes Talent, das verloren geht, ist ein individuelles Problem dieses Kindes, es ist aber auch ein großer Verlust der Gesellschaft, dass man solche Talente in der Wirtschaft und in der gesellschaftlichen Entwicklung nicht zum Einsatz bringen kann. Von daher lohnt es sich, da besonders hinzuschauen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Präsident Ernst Woller: Danke schön. Die 3. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Dr. Aigner gestellt. Ich erteile ihm das Wort.

 

10.04.32

Abg. Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ): Vielen Dank, Herr Präsident! Grüß Gott, Herr Landeshauptmann!

 

Ich möchte eigentlich auf den Kern der Frage des Herrn Klubobmann Wiederkehr zurückkommen und daran erinnern, dass wir uns, was die Schulbehördenstruktur anlangt, ja jetzt gerade in einer Übergangsphase befinden. Die gescheiterte rot-schwarze Regierung hat mit Hilfe der GRÜNEN in einer der letzten Nationalratssitzungen der letzten Legislaturperiode im Verfassungsrang eine umfassende, keine Schulreform, sondern Behördenstrukturreform vorgenommen. Aus den Landesschulräten, aus dem Stadtschulrat wird jetzt die Bildungsdirektion, die - auch ein Novum in der österreichischen Behördenstruktur - eine gemischte Bund-Länder-Behörde sein wird. Im alten System, im Landesschulrat,

 

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