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Landtag, 6. Sitzung vom 30.06.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 23 von 69

 

eine unbefriedigende Rolle. Ich hoffe, dass am Ende dieser Periode andere Verhältnisse herrschen, weil mit Rot kein Staat zu machen ist! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Präsident Johann Herzog: Als nächster Redner ist Herr Mag Chorherr gemeldet.

 

11.04.47

Abg Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus)|: Herr Präsident! Meine Damen und Herren!

 

Mit Interesse habe ich dem Kollegen Aigner zugehört (Abg Mag Wolfgang Jung: Da haben Sie nicht viel verstanden!) und mir gedacht, als er die große Koalition kritisiert hat, er wertet uns hier in Wien schon zur großen Koalition auf. (Abg Mag Johann Gudenus, MAIS: Das ist eine kleingeistige Koalition!) Dann aber, bei den ÖBB-Tunnels, habe ich mich gefragt, welche ÖBB-Tunnels er meint, und bin daraufgekommen, er meint die Bundesregierung. Ich habe auch ein paar ungläubige Blicke bei der ÖVP gesehen. (Abg Dipl-Ing Kurt Schicker: Das war die Geburtsstunde der Aigner-Partei!) – Das ist richtig. Das war irgendwie eine Generalabrechnung mit der Bundesregierung. Habe ich das richtig verstanden? (Abg Dr Wolfgang Aigner: Ja!) – Ja! Man lernt nie aus!

 

Jetzt nehme ich die Bundesregierung gegen den Aigner in Schutz. (Allgemeine Heiterkeit.) Ernsthaft, ich finde bei allen Schwachstellen diese modulare Oberstufe für einen Fortschritt – jetzt greife ich einen Begriff von Ihnen auf –, weil dort der Leistungsgedanke mit dieser modularen Oberstufe gestärkt wird. Es kann nämlich keiner zur Matura antreten, der nicht alles positiv erzielt hat, also: Bravo, Bundesregierung! Wir müssen nur manchmal ein bisschen die Rollen wechseln. Das finde ich spannend. Also da hat die Bundesregierung einen Schritt in die richtige Richtung gesetzt. Sie hat das nur ein bisschen kommunikativ verhatscht, aber vielleicht wird ihr der Kollege Aigner rhetorisch auf die Sprünge helfen. (Abg Dr Kurt Stürzenbecher: Das ist üblich!)

 

Ein ernstes, wichtiges Thema, dem ich mich jetzt im Zusammenhang damit widmen möchte, ist die Lesekompetenz. Das war wichtig, richtig und auch mutig vom Wiener Stadtschulrat, diese Untersuchung zu machen, die in der Tat Ergebnisse geliefert hat, die uns nicht zufrieden machen können. (Abg Mag Johann Gudenus, MAIS: Aber zu Weihnachten ist es eh wieder besser!) – Nein, zu Weihnachten wird es nicht besser sein! Warten Sie einmal, hören Sie zu! Wir können uns nicht weiter mit dem Prügel irgendwie eine ausrichten. Es ist nicht zur Kenntnis zu nehmen, dass je nach Schulstufe zwischen 20 und 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler nicht sinnerfassend lesen können. – Punkt. Ich finde es positiv, das einmal festzustellen, nämlich nicht, um zu selektieren, sondern um festzustellen, was man hier tun kann.

 

Wenn Sie sich ein bisschen in den verschiedensten Schulen umschauen, werden Sie, grob gesagt, zwei Gruppen feststellen. Da sind die einen, die nach wenigen Monaten fließend Deutsch können, völlig unabhängig, aus welchem Land sie kommen, und andere, die sich auch noch nach Jahren extrem schwer tun. Wenn man da nachbohrt und fragt, was der Unterschied ist, dann hat das weniger damit zu tun, ob sie lesen können oder nicht lesen können, sondern mit welchem Wortschatz sie in ihrer jeweiligen Muttersprache in die Schule kommen. Wir haben hier nicht ein Inländer-/Ausländerproblem, wir haben, sagen wir das hart, ein Schichtthema. (Abg Mag Wolfgang Jung: Ein kulturelles!) – Nein, mit Kultur hat das nichts zu tun. (Abg Mag Wolfgang Jung: Oh ja, natürlich! Auch wenn Sie es zehn Mal leugnen, ist es so!) – Nein! (Abg Karlheinz Hora: Christoph, es hat keinen Sinn!) Es hat keinen Sinn.

 

Wenn Kinder in die Schule kommen, haben Sie aus verschiedensten Gründen eine Verwirrung in ihrer Muttersprache. (Abg Mag Wolfgang Jung: Eben, aus kulturellen Gründen!) – Aus kulturellen Gründen? Was sollen wir tun? Sollen wir ihnen einen Tritt verpassen und sie durch den Mond schießen? Oder sollen wir uns bemühen, dass sie die Sprache lernen? (Abg Mag Wolfgang Jung: Erkennen, was das Problem ist! Das leugnen Sie!) Ich sage Ihnen, wer das kann. (Abg Mag Wolfgang Jung: Die Grünen!) – Ja, besser als allerweil, was aber kein Kunststück ist. Ich meine, unter Blinden und so weiter.

 

Ich glaube, man sollte das Vertrauen in die Lehrerinnen und Lehrer stärken und ihnen die Voraussetzungen schaffen, sehr individuell auf dieses große Problem einzugehen. Das ist ein globales Problem. Mutter zu Hause, Sprache A, Vater, Sprache B, aufgewachsen im Kulturkreis C, herumgeworfen, vielleicht Flüchtling, gar nicht wissend, was die Muttersprache ist, dann kommt sie her und dann Lesetest, das ist eine große Herausforderung. In allen Ländern der Welt sind wir damit konfrontiert. Selbstverständlich ist es erklärtes Ziel, bald fließend Deutsch zu sprechen und Deutsch lesen zu können.

 

Ich bin froh, dass wir jetzt diese Diagnosen haben, weil es jetzt Jahre gibt, hier zu investieren, Dinge zu tun, um dieses Ziel zu erreichen. Diese Zahlen sollen uns mehr als motivieren, tätig zu sein. Wir sollten zumindest teilweise anfangen – in der Aktuellen Stunde können wir schon ein bisschen austeilen –, den Schulen die Voraussetzungen zu geben und die Lehrerinnen und Lehrer und die Direktoren zu stärken, damit sie dieses schwere Defizit, das ein gesamtgesellschaftliches ist, kompensieren. Wenn wir uns nur parteipolitisch abfotzen, kommen wir jedenfalls keinen einzigen Schritt weiter! – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Präsident Johann Herzog: Als nächster Redner hat sich Herr Abg Kops gemeldet.

 

11.10.12

Abg Dietrich Kops (Klub der Wiener Freiheitlichen)|: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landesrat – ist gerade nicht hier! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich möchte kurz auf das heutige Interview von Bgm Häupl in der „Kronen Zeitung" eingehen, wo er unter anderem behauptet, dass immer mehr Eltern eine Ganztagesschule fordern und wollen. Meine Damen und Herren, da dürfte er nur mit den Genossen gesprochen haben, weil die Mehrheit der Eltern will Schulen mit Ganztagesbetreuung, und das ist etwas ganz anderes. Da hat man die Wahlmöglichkeit, kann man entscheiden, ob man sein Kind um 15 Uhr, um 13 Uhr oder um 14 Uhr abholt. Das, meine Damen und Herren, ist etwas ganz anderes!

 

Unter anderem erwähnt Michael Häupl, dass die FPÖ kein Bildungskonzept hat. (Abg Kathrin Gaal: Das ist

 

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