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Gemeinderat, 44. Sitzung vom 22.11.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 27 von 91

 

Ich bin gerade ein bisschen sprachlos. Die FPÖ hat es gerade tatsächlich geschafft - wobei ich nicht weiß, wer Kollegen Krauss die Rede geschrieben hat -, dass eine gesamte Rede gehalten wird, ohne dass ein Mal „Ernst-Happel-Stadion“ gesagt wird. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Aber auch, ohne „Ausländer“ zu sagen.) Ohne „Ausländer“ zu sagen. Okay, das kann man schon einmal als gut betrachten.

 

Absurd dabei ist aber, dass hier Attribute wie traurig, blamabel - und ich weiß nicht, was noch alles - in den Mund genommen werden, wobei doch meiner Meinung nach einzig und allein die Tatsache traurig und blamabel ist, dass man es von Seiten der FPÖ als einzige Fraktion, glaube ich, in der gesamten Legislaturperiode geschafft hat, ein einziges Mal beim Landessportrat zu erscheinen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Für all das, was hier von Kollegen Krauss kritisiert wurde - jetzt geht er, ist eh klar -, gibt es Lösungen. All das haben wir längst im Landessportrat besprochen. Es ist de facto im Moment in den Sport so viel ... (Zwischenruf von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc.) Herr Kollege Guggenbichler! Melden Sie sich zu Wort, wenn Sie hier verbalen Brechreiz haben, aber machen Sie es bitte da oben!

 

Wir machen hier exzellente Arbeit im Sportbereich. Wir investieren so viel wie nie zuvor in die Wiener Sportstätten, und es bewegt sich so viel wie nie zuvor. Und ich bin sehr stolz und dankbar, erstens, Teil des Landessportrates zu sein und zweitens, in dieser Legislaturperiode so viel am Sport mitgestalten zu dürfen.

 

Tatsächlich würde ich jetzt gerne zu dem sprechen, was wir heute hier besprechen werden, nämlich das erste energieautonome Fußballstadion. Ich sage jetzt bewusst einmal Fußballstadion, denn eigentlich ist das Ernst-Happel-Stadion so viel mehr, und darauf möchte ich dann auch noch eingehen. Wir alle wissen: Das Ernst-Happel-Stadion ist in den 30er Jahren erbaut worden. In den 50er Jahren ist es dann noch einmal um 3 Ränge aufgestockt worden. Und Mitte der 80er Jahre hat es sein jetzt charakteristisches Erscheinungsbild mit diesem berühmten denkmalgeschützten Dach bekommen. In dieser Form wurde es 1986 eröffnet, und es freut mich sehr, dass Österreich beim damaligen Eröffnungsspiel gegen Deutschland 4:1 gewonnen hat. Heute reden wir über diesen so wichtigen Tagesordnungspunkt, und wie wir alle wissen, hat Österreich gestern auch gewonnen. Das ist ein gutes Omen, und ich freue mich sehr über dieses Projekt! Und ich gratuliere natürlich unserer Nationalmannschaft! (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

In den 90er Jahren wurde sozusagen die Mantelnutzung ausgebaut. Es kamen Büroräumlichkeiten dazu. 1992 wurde es von „Praterstadion“ auf „Ernst-Happel-Stadion“ umbenannt. 1995 - das kann man sich heutzutage gar nicht vorstellen - hat dort ein Champions-League-Finale stattgefunden, das wir auch voller Stolz ausgetragen haben. Für die EM 2008 wurde das Stadion noch einmal saniert.

 

Warum zähle ich all das auf? Was will ich damit sagen? - Das Happel-Stadion war nie ein statisches Stadion. Das Ernst-Happel-Stadion war ständig ein Ort der Erneuerung. Es war ständig ein Ort der Nachbesserung, des Anpassens an Modernität und des Anpassens an modernste Richtlinien. Und genau das beschließen wir auch heute.

 

Ich möchte aber noch einmal zurückgehen. Was wurde denn nach der EM 2008 sehr lange diskutiert? Es ging immer wieder um das Thema Nationalstadion. Und auch wenn ich es besonders toll finde, dass im Moment unsere Nationalmannschaft wieder reüssiert, muss man sich trotzdem die blanken Zahlen anschauen, denn das Happel-Stadion ist sehr viel mehr als ein Fußballstadion. Jetzt nenne ich einmal die durchschnittlichen Besucherzahlen bei Länderspielen. Man sieht, dass es da extreme Schwankungen gibt. 2011 hatten wir im Durchschnitt noch 41.000 BesucherInnen bei Länderspielen, einen Tiefpunkt gab es 2017 mit durchschnittlich 18.000 BesucherInnen. Darauf basierend kann eine redliche Stadtverwaltung hinsichtlich der Finanzierung natürlich nicht sagen, wir bauen jetzt nur für den Fußball ein komplett neues Stadion, das im Hinblick auf die modernen Ansprüche der heutigen Zeit 1 Milliarde EUR kostet. - Wenn sich ein Scheich, ein Oligarch, ein sonstiger Mäzen oder wer auch immer findet, der sagt, dass er hier ein Stadion ohne öffentliche Mittel um 1 Milliarde EUR baut, dann kann er das sehr gerne tun!

 

Wir als Stadtregierung werden hier allerdings einen anderen Weg gehen. Ich finde diesen heutigen Beschluss sehr stark, weil er besagt: Wir bekennen uns zum Ernst-Happel-Stadion. Wir bekennen uns zu dem, was die Bestandsanalyse ganz klar ergeben hat, nämlich dass dieses Stadion bis 2060 in einem sehr guten Gesamtzustand bleiben wird und dass die Bausubstanz auch sehr gut ist.

 

Wir haben jetzt mehre Möglichkeiten: Zunächst schaffen wir Energieautonomie. Darauf wird mein Kollege Gara später noch sehr intensiv eingehen. Weiters werden wir überprüfen, was man im sportlichen Bereich und vor allem im Veranstaltungsbereich hier schaffen kann. Mit dem heutigen Beschluss schaffen wir auch die Rahmenbedingungen für erneuerte Trainingsplätze. Es werden sechs neue Plätze gebaut werden, die an die derzeit aktuellen Maße angepasst sind, davon vier Naturrasenplätze und zwei Kunstrasenplätze. Natürlich wird die Flutlichtanlage mit energieeffizienten LEDs und hoher Leuchtkraft ausgestattet. Und als Highlight werden wir neben den Maßnahmen zur Energieautonomie auch die Errichtung eines neuen Daches nach modernsten Vorgaben prüfen, um das Happel-Stadion für Konzerte, aber auch Sportveranstaltungen komplett zu überdachen. In der Mitte soll - wie aus amerikanischen Stadions bekannt - ein fetter Video-Cube angebracht werden, um auch diesbezüglich auf modernstem Standard zu sein.

 

Warum tun wir das? - Das tun wir natürlich, weil hier Fußballspiele stattfinden, wir müssen aber auch etwas differenzieren. Das Happel-Stadion hat eine direkte Wertschöpfungskette von lediglich 18 Prozent aus Fußball-Länderspielen. Dabei handelt es sich um knapp 20 Millionen EUR. Die restlichen 80 beziehungsweise ein bisschen über 80 Millionen EUR kommen jedoch aus Open-Air-Konzerten. Darüber diskutiert man leider nie, wir brauchen aber auch Veranstaltungsstätten in Wien, die für Open-Air-Konzerte in dieser Größenordnung Platz bieten

 

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