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Gemeinderat, 43. Sitzung vom 18.10.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 10 von 122

 

der Ausbildungsstellen und die Ausbildungsplätze in unseren Spitälern erhöht wird. Das werden wir auch tun. Der Wiener Gesundheitsverbund tut es. Ich habe das ja gerade berichtet, dass wir auch an dieser Abteilung die Anzahl der Ausbildungsstellen von 10 auf 14 erhöht haben, und das zieht sich als roter Faden quer durch alle Bereiche des Wiener Gesundheitsverbundes.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Frau GRin Mag. Huemer, bitte.

 

9.45.04

GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Sehr spannend, ich höre es immer wieder von Ihnen, dass Ihnen die Erhöhung der Ausbildungszahlen extrem wichtig ist. Ich möchte aber trotzdem noch einmal auf dieses Pool-System zurückkommen, weil ich glaube, das kann nur eine Akutmaßnahme sein. Sie löst zum einen ein Problem, aber zum anderen sehe ich, dass sie auch Probleme schafft und zwar deswegen, weil, wie mir berichtet wird, die Gehaltsdifferenzen zwischen den angestellten ÄrztInnen und jenen, die im Pool-System unterwegs sind, relativ groß sind und damit das Gefühl der doch relativen Ungleichbehandlung für die geleistete Arbeit entsteht.

 

Meine Frage an Sie: Wie bewerten Sie die Entwicklung dieser Abhilfestrategie gegen Personalmangel für die Zukunft, für das Klima, und in welchen Fächern wird da das Pooling betrieben?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.

 

Amtsf. StR Peter Hacker: Ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich das nicht für die optimale Lösung halte, aber es ist besser als keine Lösung. Bevor wir zu wenig Anästhesisten haben, ist es mir lieber, man sucht sich welche am Markt, die sich zur Verfügung stellen und im Sinne einer selbstständigen Beschäftigung stundenweise abrechnen.

 

Faktum ist aber, das sollte man schon auch erkennen, dass wir in unserem Land eine ganz interessante Nichtkenntnis haben, was der Unterschied zwischen einem Netto- und einem Bruttogehalt ist und dass auf ein Bruttogehalt auch noch Arbeitgeberbeiträge draufkommen und daher die Personalkosten mit dem Nettogehalt nicht ganz korrespondieren. Das ist an sich so etwas wie ein Geheimwissen in unserem Land.

 

Es zieht sich schon auch durch diese Diskussion, dass offensichtlich einige übersehen haben, dass, wenn man 250 EUR für 1 Stunde bezahlt, der Arzt nicht 250 EUR netto herausbekommt, sondern dass das wesentlich weniger ist. Und oh, Überraschung, auch Ärztinnen und Ärzte müssen Einkommen, das sie in diesem Fall dann lukrieren, versteuern. Von den 250 EUR, die im Augenblick im Vertrag stehen, können wir uns sicher sein, dass keine 250 EUR netto bei den Doktoren liegen bleiben. Es ist schon interessant in dieser Debatte, wie schlecht das Wissen verbreitet ist, dass Nettogehälter und Bruttogehälter darunter sind und Personalkosten, wo dann auch noch die Brutto-Brutto-Beträge drauf sind, wie groß dieser Unterschied ist, dass das ein nicht sehr weit verbreitetes Wissen ist. Dessen ungeachtet, bin ich aber bei Ihnen. Ich finde es nur die zweitbeste Möglichkeit, aber mir ist lieber, wir nutzen die zweitbeste Möglichkeit, als wir jammern, dass wir gar keine Möglichkeit haben.

 

Faktum ist, wir haben die Möglichkeit eingeräumt. Faktum ist, sie wurde bis jetzt nicht in Anspruch genommen und daher ist es auch gut, wenn das eine Motivation ist für die Teams, sich dann auch noch mehr zu bemühen, zusätzliche Kräfte zu bekommen. Darum haben wir auch die Ausbildungsstellen dort erhöht, damit es in Zukunft möglich ist, dort wieder in Vollausstattung auch seinen Job zu machen.

 

Aber wie gesagt, wir werden mehr Nachwuchs brauchen, sonst kann das ganze Bemühen nicht von Erfolg gekrönt sein. Das ist überhaupt keine Frage, darüber brauchen wir auch gar nicht diskutieren. Wenn es zu wenig Nachwuchs gibt, dann ist völlig klar, dann trocknet der Bereich aus. Im Augenblick laufen wir sehenden Auges in eine wirkliche Problemstellung hinein, wo ich sagen könnte, mir könnte es wurscht sein, weil bis das zum Tragen kommt, bin ich jedenfalls nicht mehr Stadtrat, sondern schon in Pension irgendwann in den 30er Jahren. Es lässt mich aber nicht ruhen. Die Entscheidung muss jetzt getroffen werden, jetzt muss sie getroffen werden.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herr GR Dr. Gorlitzer, bitte.

 

9.48.44

GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP): Danke, Herr Stadtrat.

 

Das sind interessante Antworten, die Sie hier geben, nämlich die Vermehrung der Ausbildungsstellen. Wir haben gerade die Klinik Ottakring besprochen, jetzt kommen wir zum nächsten Krisenherd, nämlich zur Klinik Favoriten. In der Klinik Favoriten fehlen über 10 Prozent der Ärzteposten, und was in der Anfragebeantwortung besonders interessant ist, dass von den Ausbildungsstellen für Anästhesie 23 Prozent nicht besetzt sind, von den Ausbildungsstellen für Radiologie, auch ein bisschen ein heißes Thema, 27 Prozent nicht besetzt sind. Ausbildungsstellen für Neurologie, 14 Prozent nicht besetzt, Ausbildungsstellen für Frauenheilkunde, wir hatten das beim gesundheitspolitischen Forum schon als Krisengebiet identifiziert, dass es in Wien zu wenig Frauenärzte gibt, nicht besetzte Ausbildungsstellen: 35 Prozent. Sie sagen, Vermehrung der Ausbildungsstellen, auf der anderen Seite treffe ich, weil ich, wie Sie wissen, jeden Tag im Spital arbeite, viele Jungmediziner, die eine Facharztausbildungsstelle anstreben.

 

Das heißt, wir haben kein Allokationsproblem von den Universitäten, wie Sie immer meinen. Übrigens, die Studienplätze werden vom Bundesminister aufgestockt von 1.500 auf 2.000 Studienplätze. Damit sind wir im internationalen Vergleich in einem Spitzenfeld. Das heißt, wir haben viele Jungmediziner, die eine Facharztausbildungsstelle anstreben, sie aber nicht bekommen, obwohl zum Beispiel im Fach Anästhesie, worum es jetzt im konkreten Fall geht, 23 Prozent unbesetzt sind. Es tut mir leid, ich kann mir das jetzt nicht erklären. Vielleicht können Sie mir das erklären.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.

 

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