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Gemeinderat, 43. Sitzung vom 18.10.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 11 von 122

 

Amtsf. StR Peter Hacker: Faktum ist, wir sind das Bundesland mit den meisten Ärzten und Ärztinnen in Ausbildung. Wir haben das gestern wieder erlebt, es gibt Bundesländer, die händeringend Ärzte in Ausbildung suchen. Wir wissen, dass sich faktisch alle AbsolventInnen des Medizinstudiums aus ganz Österreich zunächst einmal in Wien, im Wiener Gesundheitsverbund anmelden, weil es zweifelsohne attraktiver ist, an einem großen Spital seine Ausbildung zu machen als an einem kleinen Spital.

 

Wir haben Fächer, die sind dramatisch überbucht und überlaufen und nachgefragt. Das gilt aber nicht für alle Fächer, was halt schon irgendwie eine komische Schattenseite auf die Frage wirft, welche Menschen eigentlich das Medizinstudium machen. Wie funktioniert dieser Selektionsmechanismus? Wir wissen beide als Insider dieses Themas, dass sehr ernsthaft darüber diskutiert wird, ob da wirklich die richtigen Skills abgefragt werden, dass durch die Bank Menschen das Studium absolvieren, die dann im öffentlichen Gesundheitssystem tätig sein werden. Da haben wir offensichtlich einen Nachbesserungsbedarf.

 

Faktum ist, wir haben einen Ausbildungsverbund innerhalb der Spitäler. Faktum ist, wir sind auch eine Kooperation mit den anderen Bundesländern eingegangen. Wir schicken Menschen, die sich bei uns angemeldet haben, nach Niederösterreich, wir schicken sie ins Burgenland, um attraktiv zu machen, dass man seine Ausbildung vielleicht auch im Burgenland und in Niederösterreich macht. Die wenigsten folgen diesem Ruf.

 

Attraktivität hat immer auch etwas mit der Position dessen zu tun, der die Attraktivität sucht. So gesehen muss man sich mit der Frage beschäftigen, welche Menschen heutzutage ein Medizinstudium machen, mit welcher Berufserwartung. Wenn alle nur Radiologen werden wollen, nämlich Radiologen in der niedergelassenen Radiologie, dann wird es schwierig werden. Wenn alle nur Labormediziner werden wollen, dann wird es schwierig werden. Wenn alle nur in die Fächer wollen, wo man Sonderklasse kassiert, wird es schwierig werden.

 

Da ist an sich eine intelligente Diskussion gefragt, die von den Universitäten über die Ärztekammer bis zum Gesundheitsministerium stattfinden sollte. Sie findet aber nicht statt, wie wir beide wissen, zu unser beider Bedauern, wie ich auch weiß. Also gar keine Frage, da wird es ein Umdenken geben müssen. Es gibt ganz viele junge Menschen, die im öffentlichen Gesundheitssystem tätig sein wollen und die sollten wir dann auch zum Studium zulassen. Das tun wir im Augenblick nicht.

 

Wenn man mit Studierenden redet, die an den Privatuniversitäten studieren, wo es diesen Aufnahmemechanismus nicht gibt, dann ist es schon bemerkenswert, wie groß der Unterschied ist. Es liegt nicht daran, dass Privatuniversitäten per se, per Definition so attraktiv sind. Das sind sie ja nicht, da muss man ja jede Menge zahlen, das ist ja teuer. Da müssen die Eltern herhalten, manche nehmen Kredite auf, manche verschulden sich bis über Kopf und Kragen, damit sie das Studium an der Privatuniversität machen können.

 

Wenn man aber mit denen redet, hat man das Gefühl, das sind Menschen mit einer anderen Berufsperspektive, mit einer anderen Lust, im öffentlichen Gesundheitssystem tätig zu sein. Das sollte an den öffentlichen Universitäten an sich wirklich zu einem Nachdenkprozess führen. Ich hoffe, dass uns dieser Nachdenkprozess gelingt, am besten gemeinsam, über die Frage, welche Menschen man mit welcher Zielsetzung an den medizinischen Universitäten zur Ausbildung aufnimmt, dass dort ein Veränderungsprozess dringend notwendig sein wird.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Stadtrat. Damit ist die 3. Anfrage beantwortet.

 

9.54.35†VBgm Christoph Wiederkehr, MA - Frage|

Die 4. Anfrage (FSP-1255888-2023-KNE/GM) wurde von Herrn GR Dipl.-Ing. Dr. Gara gestellt und ist an den Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz gerichtet. In dieser Anfrage geht es um das Wiener Bildungsfestival. (Am 6. Oktober hat zum ersten Mal das Wiener Bildungsfestival stattgefunden. Welche ersten inhaltlichen Learnings ziehen Sie aus der Veranstaltung?)

 

Guten Morgen, Herr Stadtrat, ich bitte Sie um Beantwortung.

 

VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Schönen guten Morgen und herzlichen Dank für die Anfrage zum 1. Wiener Bildungsfestival, das ein voller Erfolg war!

 

Ich darf berichten, dass über 550 Personen sowohl aus dem Feld, das heißt, Pädagoginnen und Pädagogen aus Kindergarten, Schule, Schulleitungen, Kindergartenleitungen und sonstiges Personal von Schulen und Kindergärten anwesend waren, genauso aber ExpertInnen aus der Wissenschaft, national und international und sehr stark auch aus dem außerschulischen Bereich.

 

Sowohl die Jugendarbeit als auch Vereine, Initiativen und auch viele Start-ups, die es in diesem Bereich gibt, sind zusammengekommen, sind der Einladung gefolgt, um dort Vernetzung stattfinden zu lassen, einen Austausch zu ermöglichen und ganz, ganz wichtig, voneinander zu lernen. Das Ziel ist nämlich, Bildung in Wien noch innovativer zu gestalten.

 

Es gibt schon viele Inseln der Bildungsinnovation. Es hat zum Beispiel die modulare Oberstufe in Aspern den Staatspreis „Innovative Bildung“ gewonnen. Es gibt aber in Wien auch viele weitere Schulen, die sehr innovativ arbeiten, und da können sich andere etwas abschauen, da kann man voneinander lernen. Genauso wichtig ist es aber, über den Tellerrand zu schauen, nämlich zu schauen, wo es international gute Vorbilder gibt, Best Practices, wo innovative Bildung stattfindet.

 

Wir haben deshalb den Londoner Schuldirektor Max Haimendorf eingeladen, einen Quereinsteiger, der in London innerhalb von wenigen Jahren eine der schlechtesten Schulen zu einer der besten weiterentwickelt hat. Durch unglaublichen persönlichen Einsatz, durch ein gutes Schulklima, auch mit den Teams ist da sehr viel gelungen, und es war sehr, sehr inspirierend, zu sehen, was man davon für Wien lernen kann.

 

Genauso haben wir internationale Gäste, beispielsweise aus Finnland, vor Ort gehabt. Finnland hat ein sehr anerkanntes, innovatives, modernes Bildungssystem, mit sehr guten Ergebnissen, auch für die Schülerinnen und Schüler. Fokus aus Finnland war der „Helsinki Education Hub“, nämlich ein Innovations-Hub für Bildung, der zum

 

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