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Gemeinderat, 16. Sitzung vom 29.11.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 89 von 98

 

schlagt. Es wurden schon letztes Jahr 2 Millionen EUR zusätzlich gefördert, dazugeschossen. Das ergibt 15,5 Prozent des gesamten Budgets für alle Großbühnen in Wien, also einen beachtlichen Betrag.

 

Der Stadtrechnungshof bekrittelte immer wieder das Volkstheater auf Grund der stark gesunkenen Besucherzahlen. Die Karteneinnahmen pro Besucher waren 17 bis 18 EUR, die öffentlichen Zuschüsse pro Besucher betragen 91 EUR. Das ist das Fünffache des Kartenpreises, und die Sitzplatzauslastung beträgt 56 Prozent. Deswegen sollte jeder hingehen, wenn er möchte. Es ist ein wunderschönes Theater, wir hatten mit dem Direktor Kay Voges eine Führung, es ist sehr schön renoviert, wirklich sehenswert, wirklich besuchenswert. Nur bei Förderungen muss man immer zielgerichtet, vernünftig und fair agieren, und dafür treten wir als neue Volkspartei hier in Wien ein.

 

Gerade im Fall des Volkstheaters ist der Umgang mit Steuermitteln als wenig sorgsam zu betrachten, auch der Stadtrechnungshof hat das genau zitiert. Nach Ansicht des Stadtrechnungshofes Wien ist es nicht mit einer sparsamen Verwendung von öffentlichen Mitteln vereinbar, was im Volkstheater passiert.

 

In der Beantwortung einer Anfrage der neuen Wiener Volkspartei verwies die Kulturstadträtin Anfang Juli 2021, dass die Geschäftsführung das Sanierungskonzept dem Aufsichtsrat Ende Juni vorgelegt hat. Das Konzept liegt also vor, und wir verstehen eigentlich nicht, warum dieses Konzept nicht auch dem Fördergeber des Volkstheaters, nämlich dem Wiener Gemeinderat, vorgelegt wird. Deswegen fordern wir die Amtsführende Stadträtin für Kultur und Wissenschaft dazu auf, als Vertreterin der subventionsgebenden Stelle der Stadt Wien von der Volkstheater Gesellschaft m.b.H. das vom Stadtrechnungshof geforderte Sanierungskonzept einzufordern und dem Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft vorzulegen. Ich bringe diesbezüglich einen Antrag ein und bitte um Ihre Zustimmung. Vielen Dank.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Redezeit war sechs Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Neumayer, und ich erteile es ihm. Die selbstgewählte Redezeit ist sieben Minuten.

 

19.30.24

GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ)|: Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Es ist schon mittlerer Abend, und wir sind mitten in der Kulturdebatte. Ich finde es wunderbar, vor allem, weil die ÖVP eine kleine Auflage geliefert hat. Vielleicht werden wir dadurch wieder ein bisschen ermuntert, zur Sache zu reden. Ich wollte mich bei Kollegin Sachslehner schon zu einer tatsächlichen Berichtigung melden, ich führe es jetzt aber am Beginn meines Redebeitrags an.

 

Frau Kollegin, haben Sie das Gefühl, das Theater in der Josefstadt sei linksextrem? Wir haben zumindest bei der Sanierung mitfinanziert und unterstützen dieses Theater in unserer Stadt. Frau Kollegin, sind Sie der Ansicht, dass Grillparzer ein Linker oder Linksextremer wäre, denn er wird vielfach in unseren Spielstätten vorgetragen? Glauben Sie, dass das Radiosymphonieorchester linksextrem oder linksradikal wäre? Ich kann es mir nicht vorstellen, und das Musical „Sissi“ wird es wahrscheinlich auch nicht sein.

 

Es sind leider immer die konservativen Parteien, die über die Freiheit der Kunst sinnieren, das aber in einer sehr eigenständigen Art und Weise, wie sie Freiheit definieren. Ich sage es in meinen Worten, in meiner Überzeugung: Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Frau Stadträtin - bei Ihnen weiß ich es -: Kunst kann schön sein, Kunst kann aber genauso schiach sein, Kunst muss vor allem eines, Kunst muss irritieren können, muss zum Denken anregen können und muss in unserer Gesellschaft Prozesse in Gang bringen und Prozesse der Veränderung begleiten.

 

Es gibt bei uns im Haus viele verschiedene Begrifflichkeiten und Definitionen der Freiheit der Kunst, aber eines bin ich mir sicher: Freiheit der Kunst kann nur frei sein, und da ist jegliche Interpretation von konservativer Seite entbehrlich.

 

Die Zahlenspiele hatten wir heute auch schon teilweise. Ich sage es jetzt einmal relativ simpel: Wenn jemand ein Budget aus dem Jahr 2004 mit dem heutigen vergleicht, ist das nicht nur 17 Jahre her, sondern die Geschäftsgruppe war auch inhaltlich anders aufgestellt. Ich möchte nur daran erinnern, dass beispielsweise die MA 01 mit den IKT-Akten Teil der Geschäftsgruppe oder des Bereichs Sport war.

 

Sehr geehrter Herr Kollege Berger, dementsprechend bitte ich Sie, beispielsweise den Ausführungen von Kollegen Thomas Weber der NEOS oder unserem Fraktionsführer im Kulturbereich Gerhard Schmid zu folgen. Da ist das Budget richtig dargestellt, so wie es auch zu Papier gebracht worden ist. Das bedeutet nämlich eine Steigerung um ein paar Millionen im Jahr 2022 und einen prozentualen Satz des BIP von 1,87 Prozent, wenn ich das jetzt richtig in Erinnerung habe. Dementsprechend dürfen hier nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden, sondern wir müssen uns anschauen: Was es wiegt, das hat es.

 

Wir haben öfter die Debatte über die umfangreichen Akten und Geschäftsstücke, die einmal zu viel Information haben oder zu wenig gelesen werden. Die Zahl ist schon beeindruckend: 53.000 Geschäftsstücke hat die MA 7 heuer bis Stand Oktober bearbeitet, 6.000 Förderansuchen, davon 4.100 Zusagen. Dementsprechend würde ich vorschlagen, dass der nächste Applaus auf jeden Fall der MA 7 gilt, vor allem in dem Bereich der darstellenden Kunst. Die MA 7 verwaltet hier 115 Millionen EUR.

 

115 Millionen EUR ist das Theaterbudget, das sind 42 Prozent des Kulturbudgets. Das ist ebenso eine Steigerung um 5 Prozent. Herr Kollege Berger, das ist rechnerisch leicht herausfindbar. Ich möchte mich im Theaterbereich aber auch bei anderen Playern bedanken. Sie kennen sie alle: Die Jurys, die transparent auf unseren Homepages stehen, aus ExpertInnenkreisen aus dem In- und Ausland zusammengesetzt, die Regisseurinnen und Regisseure, Intendantinnen, Intendanten, Geschäftsführerinnen, Geschäftsführer, haupt- und freiberufliche Darstellerinnen und Darsteller der unterschiedlichen Szenen, die Kollektive aber auch die Individuen in den Szenen.

 

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