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Gemeinderat, 70. Sitzung vom 24.06.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 10 von 147

 

Angebote, breite Angebote für alle Wiener Kinder, und das freut mich.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Fertig? - Ja. Die 1. Zusatzfrage kommt vom Team HC. - GR Handler, bitte.

 

9.33.50

GR Klaus Handler (HC): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Danke für Ihre Ausführungen. Man merkt, das ist für Sie eine Wohlfühlfrage.

 

Aber nichtsdestotrotz, auch wir stehen dazu, dass ein Betreuungs- und ein Bildungsangebot im Sommer sehr wichtig ist, nur: Es hat sich auch gezeigt, wer das Angebot annimmt, und da sehe ich eine Problemstellung insofern, als dort, wo die Eltern aus bildungsfernen Schichten kommen oder nicht so gebildet sind, dort, wo es die Kinder eigentlich besonders notwendig hätten, es in Anspruch zu nehmen, dieses Angebot etwas, sage ich einmal, unterdurchschnittlich - um es höflich auszudrücken - angenommen wird.

 

Daher meine Frage: Was für Ideen, Lösungen haben wir, um gerade diese sehr wichtige Gruppe anzusprechen, damit sie im Sommer das Angebot annimmt?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.

 

Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Danke für die Frage. Also zunächst einmal ist an sich das Interesse an unseren Angeboten sehr, sehr hoch und ungebrochen, deswegen haben wir auch weiter ausgebaut. Im Übrigen bauen wir auch mit den heutigen Beschlüssen weiter aus. Ich sage da gleich vorab danke an die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte - es ist ja Ihr Beschluss, der heute auch den Ausbau und die Anpassungen an die Covid-Maßnahmen ermöglicht.

 

Aber ja, Sie haben vielleicht auch den Evaluierungsbericht aufmerksam gelesen, der auch genau dieses Thema anspricht und Vorschläge macht. Es ist nicht so, dass hier nur positive Dinge aufgegriffen werden und Kritikpunkte oder Vorschläge nicht - denn dafür gibt es ja die Evaluierung: damit wir Dinge verändern. Und ganz besonders, was das Ansprechen von Kindern betrifft, die das Angebot besonders gut brauchen können, gibt es hier auch Veränderungen, die wir infolge dieses Evaluierungsberichtes schon gemacht haben: Es gibt eine stärkere Vernetzung mit den VHS-Lernhelferinnen und -Lernhelfern und mit den Deutschförderlehrkräften zur Bewerbung des Angebots bei Kindern mit Förderbedarf, es gibt auch eine muttersprachliche Unterstützung bei der Anmeldung, und insgesamt haben wir versucht, das Angebot auf der einen Seite klarer zu strukturieren und auf der anderen Seite viel, viel breiter zu kommunizieren. Es gibt auch eine neue Anmeldeplattform, wo man online buchen und bezahlen kann. Es ist insgesamt sozusagen niederschwelliger geworden, mit breiteren und offeneren Türen, aber auch der Hilfe und dem expliziten Einladen von Kindern, die das Angebot besonders benötigen.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von NEOS. - Frau GRin Mag. Emmerling, bitte.

 

9.36.12

GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Danke für die bisherigen Ausführungen. Der Kollege hat ein bisschen meine Frage vorweggenommen, diese wäre auch in die Richtung gegangen, wie wir eben jene Kinder ansprechen, die dieses Angebot besonders brauchen. Da haben Sie jetzt schon ausgeführt, was alles gemacht wurde. Die Frage ist: Wird das ausreichen, um auch jene dazu zu bekommen?

 

Meine Frage jetzt: Denken Sie, es wäre auch sinnvoll, gerade wenn Lehrerinnen, Lehrer sagen, diese und jene Kinder bräuchten dieses Angebot dringend, vor allem, wenn wir jetzt auch eine Lernförderung dabei haben, dass wir diese Kinder verpflichtend in ein Summer City Camp schicken?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.

 

Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Also offen gestanden ist es so, dass es immer unterschiedliche Möglichkeiten der Verbindlichkeit gibt. Ich will das jetzt auch gar nicht - ich habe das vorher schon ausgeführt - in irgendeiner Form negativ bewerten: Das Angebot des Bundes ist ein wichtiges zusätzliches Angebot, aber dieses setzt zum Beispiel auf das Mittel der Schulpflichtverletzung, wenn ein Kind angemeldet ist und dann nicht kommt. Ich stelle einmal vorsichtig in Frage - ich habe das auch öffentlich gemacht und auch in einen Gespräch gegenüber dem Minister -, ob das das richtige und probate Mittel ist.

 

Es ist nach wie vor auch für die Kinder, die die Förderung brauchen, Sommer. Es wird Tage mit 30 Grad, 35 Grad, 36 Grad geben, und wenn es ein Kind dann in diesem Angebot möglicherweise nicht schafft oder nicht übers Herz bringt oder wie auch immer, den Vormittag in einer Schule, in einem abgeschlossenen Raum zu verbringen, dann würde ich nicht mit Strafen und Schulpflichtverletzungsverfahren drohen - das ist einfach mein pädagogischer Zugang -, sondern tendenziell den Weg eines breiten, niederschwelligen, offenen Angebots gehen.

 

Wir versuchen das über die Summer City Camps. Wir bekommen auch wirklich, wirklich viel positive Rückmeldung, ganz besonders von den Deutschförderlehrkräften, die wir - ich habe das vorhin ohnedies kurz angesprochen - explizit eingeladen haben, ihre Kinder in die Summer City Camps zu bringen, nämlich gerade auch mit dem Argument, dass es eben nicht nur ein strukturierter Unterricht am Vormittag ist, sondern ein wunderbares Feriencamp mit integrierter Deutschförderung und eben auch Förderung in Mathematik und Englisch. Und das wird eigentlich sehr, sehr breit angenommen, und es ist auch heuer noch einmal mehr als letztes Jahr.

 

Also ich sehe, wir gehen da einen wirklich guten Weg, und glaube in Wirklichkeit, dass wir da durchaus stolz sein können und das genau so, wie wir es machen, auch vorhüpfen. Das sagen uns auch Expertinnen und Experten in ganz Österreich: So müsste es sein, und so müsste es überall sein. Ich nehme dieses positive Feedback als Auftrag, genau dieses Angebot auszubauen, und würde hier nicht mit zusätzlichen Elementen einer Pflicht im Sommer arbeiten, sondern sehe meine Verantwortung darin, dass ich die Angebote ausreichend zur Verfügung stelle.

 

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