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Gemeinderat, 3. Sitzung vom 16.12.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 77 von 101

 

men muss, wenn die Stunde beginnt, aber sonst gab es nicht wirklich viele Regeln. Bis dann eines Tages Schülerinnen aus meiner Klasse zu mir gekommen sind und gesagt haben: Herr Lehrer, wir wollen auch spielen, aber jedes Mal, wenn wir spielen, sagen die Burschen, Fußball und Wuzzeln ist nur was für sie. Sie drängen uns weg und lassen uns gar nicht dazu!

 

Etwas Ähnliches war in der sogenannten bewegten Pause zu beobachten, die wir bei uns im Turnsaal hatten. Wer nimmt sich den Raum im Turnsaal? Wer nimmt sich sofort die Bälle? Für wen ist es selbstverständlich, laut zu sein, den Raum einzunehmen? Aber ebenso in der Klasse: Wer nimmt sich während der Pause den Klassenraum? Für wen ist es normal, quasi rauszuschreien. Bei wem wird gesagt, ah, das ist so, Burschen sind so, die schreien halt raus? Und wer wird gemaßregelt, wenn sie dann einmal rausschreien?

 

Die Muster, die da zu erkennen sind, auch schon in der Schule, auch schon bei Zehn-, Elf-, Zwölfjährigen, sind immer die gleichen, und gegen die heißt es auch, anzukämpfen und etwas dagegen zu machen. Vor allem, wenn dann auch die Antwort von den Jugendlichen ist, über die man spricht: Ah, wir sind so, wir sind Burschen und wir machen das so! - Ich halte das für keine Kleinigkeiten und auch ein Herunterspielen, mit, ah, das ist immer so, das war halt schon immer so, für gefährlich. Solche vermeintlich geschlechtsabhängigen Verhaltensmuster werden, wenn wir dagegen nicht arbeiten, so wie es der Verein poika macht, sonst immer verstärkt, wiederholt, und perpetuiert. Sonst lernen schon zehnjährige Kinder, dass quasi Männer die sind, die mehr Platz haben, die lauter sind, die mehr sprechen dürfen, dass Frauen diejenigen sind, die weniger reden, bei denen es gut ist, wenn sie ruhig sind, wenn man die Sitzordnung mit Bub-Mädchen-Bub macht, weil die Mädchen dazwischen eh brav sind. Ich halte so Aussagen wie „boys will be boys“ für völlig falsch und völlig daneben, und deswegen ist es gut, dass wir so eine gendersensible Arbeit fördern. Und ich finde es super, dass die Stadt Wien das macht.

 

Der letzte Punkt, über den ich sprechen will, sind die Förderungen an sich. Wir beschließen ja heute unter diesem Punkt Förderungen in der Höhe von fast 20 Millionen EUR. Das ist wichtig und, wie ich gerade angeführt habe, auch sehr gut, weil ich den Verein und die Arbeit gut finde. Man muss sich aber, glaube ich, schon die Frage stellen, wie bekommt man so eine Förderung, und vor allem, wer bekommt nicht so eine Förderung, wer hat nicht die Chance, seine Arbeit gefördert zu bekommen. Ich war als Lehrer, aber die letzten Jahre auch mit meinen eigenen Bildungs- und Jugendinitiativen viel unterwegs im Jugend- und Bildungssektor. Und gerade von den vielen jüngeren innovativen Vereinen, die vielleicht ein bisschen einen anderen Zugang zur Jugendarbeit haben, die das neu machen, die jung da sind in dem Sektor, hört man immer wieder: Nein, wir bekommen nichts, wir haben irgendwie keine Chance, wie kommt man auf diese MA 13-Liste?

 

Kollege Ornig hat dazu vor zwei und vor drei Jahren hier auch gesprochen und hat gesagt, das ist alles intransparent, alles nicht nachvollziehbar, das muss ja alles anders gemacht werden, es bekommen nur die Vereine etwas, die immer schon etwas bekommen haben. Ich würde in meiner Kritik gar nicht so streng sein, aber Sie haben heute schon das Prinzip Hoffnung und die Wünsche für Weihnachten angesprochen. Und wenn ich mir was wünschen darf, auch zu Weihnachten - das ist jetzt Ihr Ressort, Ihre Zuständigkeit: Ich fände es extrem wichtig, wenn auch junge, innovative Vereine, die gerade erst angefangen haben, die dabei sind, neue Wege zu gehen, die Möglichkeit haben, eine Förderung zu bekommen, und nicht quasi das Prinzip ist, die, die es eh schon bekommen haben, haben es immer bekommen. Wenn das mein Wunsch wäre nach dem Prinzip Hoffnung, dann wäre das an den Herrn Stadtrat und an die NEOS. - Vielen Dank.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste gelangt Frau GRin Mag. Hungerländer zu Wort. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin.

 

17.34.39

GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP)|: Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Bei diesem Poststück geht es ja um mehrere Förderungen. Ich werde jetzt auch auf einige eingehen und möchte beginnen mit dem Amerlinghaus. Amerlinghaus klingt eigenartig, denn immerhin haben wir jetzt einen liberalen Stadtrat, da hätte ich mir gedacht, es wird einige Änderungen in der Förderpraxis geben. Das ist leider nicht der Fall. Für die neuen Abgeordneten, die nicht wissen, was das Amerlinghaus ist: Es ist eine - ich weiß nicht, ob ich jetzt linksradikal sagen darf, ich tu es einmal - linksradikale Einrichtung und ich habe ein paar Auszüge mitgebracht von Vereinen, die dort beheimatet sind.

 

Beispielsweise die AST - ArbeitnehmerInnenstandpunkt, die für die Stärkung des Massenwiderstandes gegen die weltweite Offensive der Kapitalistenklasse sind, für die Vereinheitlichung der Kämpfe zur revolutionären Herausforderung der kapitalistischen Herrschaft, gefördert von einer liberalen Partei, meine Damen und Herren.

 

Oder der Verein Linkswende, der eine sozialistische Gesellschaft errichten möchte: „Dafür müssen Arbeiter und ArbeitnehmerInnen kollektiv gegen das herrschende System vorgehen, seine staatlichen Strukturen zerschlagen und kollektiv die Kontrolle übernehmen. Wir stehen für einen Sozialismus von unten.“ - Gefördert von einer liberalen Partei, meine Damen und Herren.

 

Oder der Verein Revolution, eine Jugendorganisation, die für eine sozialistische Gesellschaft kämpft: „Unser Ziel ist es, den Kapitalismus zu zerschlagen. Wir sind uns im Klaren darüber, dass die kapitalistische Elite ihren Reichtum und ihre Privilegien nicht freiwillig aufteilen lassen wird. Es ist nötig, die Macht und das Eigentum den wenigen zu nehmen und es in die Hände aller zu legen.“ - Gefördert von einer liberalen Partei, meine Damen und Herren.

 

Eines habe ich noch mitgenommen, das ist mein Liebling, die Revolutionär Sozialistische Organisation RSO: „Die Destruktivität und Absurdität des kapitalistischen Systems kommen immer ungeschminkter und

 

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