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Gemeinderat, 35. Sitzung vom 27.04.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 40 von 124

 

niert wird. Es muss Stadtentwicklung im Sinne aller Menschen dieser Stadt geben. Gerade dieser allgemeine Nutzen für die allgemeine Stadtentwicklung unserer Stadt und insbesondere für den öffentlichen Raum, da waren viele Punkte, die die Experten auch anerkannt haben und sicher auch in ihren Bericht aufnehmen werden. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN sowie von Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny.)

 

Das sind auch meine sehr aktuellen Erfahrungen als ständiger Vertreter unseres Bürgermeisters in der Organization of World Heritage Cities. Unser Bürgermeister Dr. Michael Häupl ist Vizepräsident dieser Organisation. Es ist dies der Dachverband von fast 300 Städten mit Weltkulturerbe weltweit. Es ist trotz aller Diffamierungen der Opposition nicht selbstverständlich, dass unser Bürgermeister Dr. Häupl Vizepräsident im achtköpfigen Board of Directors der OWHC, der Organization of World Heritage Cities, ist. Ich war gestern in seiner Vertretung auf einer Konferenz dieser Organisation und ich habe gesehen, dass man Weltkulturerbe sehr wohl auch im globalen Zusammenhang sehr differenziert sehen muss. Es gibt über tausend World Heritage Sites in zirka 300 Städten der Welt. Es gibt diese in vielen kleinen Städten, und es gibt diese auch in großen Städten. Man muss schon einmal erkennen, dass es ein wesentlicher Unterschied ist, in welcher Stadt oder in welcher Gemeinde es Welterbe gibt. Ich habe das gestern hautnah erlebt.

 

Wir waren in Kotor, einer wunderbaren kleinen Stadt mit 5.300 Einwohnern, und da ist die Innenstadt Weltkulturerbe. Nun, dort ist es gar nicht möglich, etwas anderes zu bauen, weil in dieser Beengtheit des Meerbusens und der Berge gar kein Platz besteht. Neben mir ist aber auch die Vertreterin der Stadt Quito, Hauptstadt von Ecuador, eine Stadt mit fast drei Millionen Einwohnern, gesessen. Sie hat mir von ihren großen Schwierigkeiten erzählt, die sie seit fünf, sechs Jahren mit der UNESCO und dem Welterbe-Zentrum hat, dass sie in ihrer Stadt eine erste U-Bahn-Linie bauen dürfen. Stellen wir uns einmal vor: Eine Weltstadt mit drei Millionen Einwohnern kann seine U-Bahn-Linie nicht bauen, weil diese U-Bahn-Linie unter dem Weltererbe-Zentrum von Quito geführt wird. Die Stadt Quito wird es trotzdem machen. Und ich glaube, dass das ganz richtig ist, weil man einfach nicht nur von Paris aus oder von wem auch immer, zum Beispiel von ICOMOS, sagen kann, wie man seine Stadt entwickelt. Ohne jetzt die genauen Details aus Quito zu kennen, kann ich nur eines sagen: Es ist für die Entwicklung der Stadt Quito und auch des Welterbes in Quito sicher viel wichtiger, dass dort viele Menschen in Zukunft mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt fahren und damit ihr Welterbe schützen. Also wir haben gesehen, alle großen Städte haben dieselben Probleme. Das ist der Grund, warum ich gestern bei der Vorstandssitzung der OWHC den Vorschlag gemacht habe, und der ist einstimmig angenommen worden, dass wir zu einer Konferenz der großen Städte mit Welterbe einladen werden, die voraussichtlich im Herbst in Wien stattfinden wird, wo wir einfach einmal gemeinsam als große Städte auch gegenüber ICOMOS und UNESCO, dem Welterbe-Zentrum, formulieren werden, wie man den Schutz von Denkmälern, den Schutz des Welterbes, aber auch die Entwicklung, und vor allem die Entwicklung von dynamisch wachsenden Städten, großen Städten, vereinbaren kann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die UNESCO möchte, dass es Welterbe irgendwann nur noch in kleinen Gemeinden und in Dörfern gibt und die großen Städte alle sagen: Diese Politik der UNESCO können wir mit unserer Stadtentwicklung nicht vereinbaren. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Hier gibt es viel zu beachten. Das ist natürlich viel komplizierter, als das vielleicht ein gerade neu in die Politik gewechselter Stadtrat beurteilen kann, der einfach nur eines als Ziel hat, sich zu profilieren und einfach Opposition zu spielen.

 

Die Situation ist auch in großen Städten sehr differenziert. In Brüssel gibt es ein Welterbe, das ist der Grand Place. In London sind es der Tower of London und die Westminster Abbey. In Athen ist es die Akropolis. In Moskau sind es der Kreml und der Rote Platz.

 

In Wien erstreckt sich die Kernzone über das Gebiet von fünf Bezirken. Es ist natürlich schwieriger, in einer Kernzone, die fünf Bezirke umfasst, eine Entwicklung der Stadt und auch die Sanierung von Bereichen zu bewerkstelligen, wie beispielsweise am Karlsplatz oder am Heumarkt. Daher müssen wir uns überlegen, auch in Gesprächen mit der UNESCO, ob es nicht besser wäre, dass wir sagen, es gibt eine Innenstadt, das ist der 1. Wiener Gemeindebezirk, das ist die Innere Stadt, und diese soll Welterbe sein. Wir müssen auch über eine Redimensionierung unserer Kernzone reden. (GR Mag. Wolfgang Jung: Habt nicht ihr es beantragt?) All das werden Gespräche sein, die wir in den nächsten zwei Jahren zu führen haben.

 

Das ist eben eine differenzierte Politik. Diese werden wir machen, weil es geht darum, dass wir auch das, was im Outstanding Universal Value der Stadt Wien aus dem Jahr 2001 steht, ernst nehmen. Es ist darin kein Wort von Sichtachsen, kein Wort von Canaletto-Blick geschrieben. Es ist kein Wort über Hochhäuser und Höhenbeschränkungen verloren worden. Wir haben das Weltkulturerbe 2001 für den fortwährenden Wandel in Städtebau und Städteentwicklung über viele Jahrhunderte und für die Tatsache, dass Wien die Musikhauptstadt Europas ist, erhalten. Genau das stärken wir unter anderem auch mit dem Projekt am Heumarkt. Daher glaube ich, dass das Projekt am Heumarkt, das sechs Jahre mit einer internationalen Jury mit internationalen Experten intensiv diskutiert worden ist, ein guter Beitrag ist, um den Schutz des Welterbes, aber genauso gut die Entwicklung unserer Stadt und die Verbesserung unserer Stadt, weiter voranzutreiben. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Ich komme zum Schluss. Andreas Mailath-Pokorny hat auch mich überrascht, als er mich vor wenigen Tagen informiert hat, dass er der nächsten Stadtregierung nicht mehr angehören wird. So überraschend das für mich war, so verständlich ist es für mich auch. Andi, du warst nun 17 Jahre lang Kulturstadtrat. Das ist eine einzigartige Ära, die du in diesen 17 Jahren verantwortet hast. Kein Kulturstadtrat vorher und wahrscheinlich auch

 

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