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Gemeinderat, 47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 39 von 88

 

Kinderbetreuungsplätze gibt es in Oberösterreich?) Das ist bedauerlich und wird sich, fürchte ich - ich hoffe, der Herr Stadtrat wird mich eines Besseren belehren - in der Qualität der Kindergärten niederschlagen, die sehr zu wünschen übrig lässt, nicht weil die KindergartenpädagogInnen oder AssistentInnen zu kritisieren sind und nicht gut arbeiten, sondern deswegen, weil der Schlüssel Kinder und PädagogInnen einfach ein derart falscher und schlechter ist, dass die gar nicht wissen, wie sie arbeiten sollten, als sie das derzeit tun.

 

Ich könnte hier im Gemeinderat kurz besprechen, was wir gerade in unserem eigenen Kindergarten erlebt haben und erleben, werde das aber bleiben lassen, weil ich da nicht Einzelne sozusagen vorführen möchte, die sich enorm bemühen, wo es aber halt nicht anders geht. Was ich schon möchte, ist, einige Hinweise machen, die mir wichtig sind.

 

Da gibt es den Bildungsplan für Wiener Kindergärten. Diesen Bildungsplan können Eltern um 24 EUR auch kaufen. Die meisten Eltern wissen weder, dass es ihn gibt noch dass man ihn kaufen kann. Der liegt auch nicht auf. Oder vielleicht liegt er im Kindergarten irgendwo auf. Ich konkretisiere, in unserem Kindergarten liegt er nicht sichtbar auf. Es gibt auch gar keine Auseinandersetzungen mit den Eltern darüber, was in diesem Bildungsplan steht und welche Art von Pädagogik propagiert und versucht wird, umzusetzen. Ich halte das für falsch. Meiner Meinung nach sollten alle Eltern, die ihr Kind in einem städtischen Kindergarten haben, diesen Bildungsplan bei Eintritt ihrer Kinder geschenkt bekommen und sollte zumindest einmal jährlich im Rahmen eines Elternabends eine Diskussion darüber geführt werden, was in diesem Bildungsplan Maßgebliches an Pädagogik steht. Das wäre für die Eltern gut zu wissen, weil die auch privat mit ihren Kindern Dinge tun. Es stehen durchaus Sachen drinnen, die für jeden gut zu wissen sind. Das heißt, ich kritisiere, dass der Bildungsplan den Eltern weitgehend unbekannt ist, im Kindergarten nicht aufliegt, keine Diskussion darüber geführt wird und im Übrigen der Dialog mit den Eltern meiner Meinung nach darniederliegt.

 

Zum Beispiel geht eine Kindergartenpädagogin weg, hört im Kindergarten auf. Dann hängt dort ein Zettel an der Wand, womit das einem mitgeteilt wird. Wann wieder eine Kindergartenpädagogin zu erwarten ist, ob überhaupt oder wie es weitergeht, kein Dialog dazu. Irgendwann hängt der nächste Zettel irgendwo an der Wand. Das ist keine moderne Form der Kommunikation mit Eltern. Wahrscheinlich wissen Sie selbst am besten, man erwartet sich auch diesbezüglich Qualität und man erwartet sich Information, Dialog, Miteinbezogenwerden und einen freundlichen Umgang. Man erwartet sich heutzutage, einer Behörde gegenüberzustehen, die irgendetwas verfügt. Das hat meiner Meinung nach in unserer heutigen Zeit keinen Platz mehr.

 

Vielleicht einige Hinweise, was in diesem Bildungsplan zum Beispiel vorkommt. Darin steht zum Beispiel: „Kreativität und Experimentieren steht besonders im Vordergrund." - Aber wie soll eine Pädagogin mit 25 Kindern besonders experimentieren oder Kreativität ermöglichen? Schauen Sie sich einmal die Arbeiten der Kinder, die dort im so genannten kreativen Bereich gemacht werden, an. Es schaut eines wie das andere aus. Das kann es unmöglich sein.

 

Es steht hier auch ein Lehrplan. So etwas kann es nicht geben. Es geht nicht darum, nach einem Plan zu arbeiten und alles über die Kinder drüberzustülpen. Es geht um individuelle Bildungsprozesse. Wie soll denn das in einem Kindergarten funktionieren, wo so viele Kinder und so wenige PädagogInnen und MitarbeiterInnen sind?

 

Herr Stadtrat, wir haben alle jetzt sehr große Erwartungen an Sie, eben auch, was die Qualität in den Kindergärten und was die Kommunikation mit den Eltern angeht. Ich wäre sehr froh darüber, wenn wir hier im Gemeinderat oder im Ausschuss einmal darüber reden könnten, wie solche Dinge funktionieren sollen. Die Eltern haben da Erwartungen. Oder lassen Sie Umfragen in den Kindergärten machen, was sich die Eltern an Auseinandersetzung, an Elternabenden, an Kommunikationsformen erwarten. Irgendwie müssen wir diese ganze Sache in die Jetztzeit bringen und nicht daran kleben, dass das behördliche Maßnahmen sind, die den Eltern einfach hingelegt werden.

 

Ich möchte zum Abschluss meiner Rede nur auf einige wenige Dinge eingehen, die Herr GR Wutzlhofer gesagt hat. Ich stimme mit Ihnen zu hundert Prozent in der Bemerkung überein, dass unterschiedliche Bildungschancen nicht von der Herkunft der Kinder abhängen dürfen. Genauso ist es. Nur, wenn wir tatsächlich wollen, dass auch Kinder aus Familien, wo wenig Geld und wenig Bildung zu Hause ist, gefördert werden, dass auch die die notwendigen Bildungschancen bekommen, dann müssen Sie - jetzt kehre ich an den Ausgangspunkt meiner Rede zurück - dafür sorgen, dass dort genügend KindergartenpädagogInnen und AssistentInnen am Werk sind, um diese Individualisierung überhaupt zu ermöglichen. Anders geht es nicht. Im Raum mit 25 Kindern und einer erwachsenen Person finden nicht aus sich selbst heraus diese Angebote statt. Das hat immer noch den großen Vorteil, dass Kinder unter Kindern sind und dass sie miteinander spielen können. Das ist wunderbar, aber das ist nicht genug.

 

Eine zweite Bemerkung des Herrn GR Wutzlhofer zur PISA-Studie, in der festgehalten wird, wie gut der Kindergarten als Förderelement ist. Auch da bin ich mit Ihnen einer Meinung. Aber in derselben Studie steht auch, ein Jahr genügt nicht und sehr viel besser sind zwei Jahre. Das heißt, es wäre als Strategie für die Stadt Wien eine mögliche Strategie zu sagen, zwei Jahre verpflichtend für alle Kinder statt dieser unseligen Vorschule. Ich habe diese Kritik schon einmal angebracht, wo ich noch einmal sagen möchte, ich halte diese Vorschule für falsch. Es wird, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, 140 Vorschulklassen im nächsten Jahr geben. Damit werden meiner Meinung nach, und das ist meine Kritik, die Kinder stigmatisiert. Sie haben dann in einer Klasse ausschließlich Kinder aus sozioökonomisch sehr

 

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