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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 62 von 74

 

"Synworld" statt, die auch international Beachtung fand; dort gab es auch eine kritische Auseinandersetzung mit Design und Computerspielen. Im letzten Jahr war es "World-Information.Org". Immerhin wurden in der damaligen Kulturhauptstadt Brüssel unter Patronanz der UNESCO drei österreichische Projekte ausgewählt, um in Brüssel einen Beitrag vor einem internationalen Publikum zu bringen. Auch da wurde Public Netbase eingeladen, dies unter großer Beachtung auszuarbeiten und zu präsentieren. Darüber hat in sehr vielen internationalen Medien - unter anderem in der sicherlich bekannt "links" orientierten deutschen Zeitung "Die Welt" - eine große Auseinandersetzung, eine große Reflexion stattgefunden.

 

Auch in der Stadt Wien - da möchte ich auch Herrn StR Marboe durchaus positiv ansprechen - hat eine unabhängige Jury eine Auswahl getroffen und Public Netbase im letzten Jahr für eben diese Rolle als Schnittstelle im Bereich Kunst - Technologie - Demokratie den Preis der Stadt Wien für bildende Kunst gegeben.

 

Warum ist das so wichtig? - Gelegentlich macht man sich als Politiker die Mühe, die politischen Programme der politischen Konkurrenten zu lesen. In Richtung Sozialdemokratie gesagt: Ich halte es für durchaus positiv, dass in ihren "Wiener Visionen 2010" einige voll unterstützenswerte Sätze zum Bereich der Netzkultur stehen, mit denen begründet wird, dass - weit über diesen heutigen Antrag hinaus - von Seiten der Stadt Wien im Bereich Netzkultur öffentliche Mittel bereitgestellt werden sollen.

 

Ich zitiere einige wenige Sätze aus diesen "Visionen 2010": "Im Vordergrund steht dabei die aktive Komponente von Kunst und Kultur sowie die nachhaltige Förderung alles Produzierenden." Weiters heißt es im SPÖ-Programm: "Wien wird Zentrum einer neuen Netzkultur." - Das wäre super, doch sind wir da noch sehr, sehr am Anfang. Aber es ist gut, einmal in diesem Bereich tätig zu sein.

 

Das "profil" hat in einer Ausgabe - als es eine vehemente Auseinandersetzung gab, ausgelöst insbesondere durch eine ÖVP, die in Wien an der Regierung war; ich komme dann noch auf diese eher erbärmliche Vorgangsweise der ÖVP zurück - in Richtung Netbase Folgendes geschrieben: "Die Stadt muss sich in der Auseinandersetzung um die Internet-Plattform Public Netbase endlich eindeutig positionieren. Will Wien ein international renommiertes Institut für neue Medien? Wenn ja, muss auch dafür bezahlt werden."

 

Ich glaube, das ist genau der Kern. Der Kern ist nicht - und das ist ja das Kleinliche, Spießige -, welche Institution wie und wo politisch einzuordnen ist, sondern die zentrale Frage ist, ob dort Qualität geboten wird. Ich zitiere noch einmal das "profil": "Will Wien ein international renommiertes Institut für neue Medien?" - Das ist eindeutig Public Netbase. Eigentlich ist es erschreckend, wie Wien in vielen Bereichen - und auch hier am Beispiel von Public Netbase - mit wirklich tollen, internationalen Institutionen umgeht.

 

Ich fange jetzt einmal mehr auch mit der Bundesebene an. Dazu, dass von Jahr zu Jahr um Subventionen angesucht werden muss, sage ich: Okay, so ist das nun einmal. Es geht aber nicht an, Zusagen zu haben, infolge der Zusagen auf Veranstaltungen, Publikationen und auch Verträge einzugehen, die Mittel dann jedoch lange nicht ausbezahlt zu bekommen und hinterher, oft ein Jahr später, gesagt zu bekommen: Nein, wir haben jetzt ein Sparbudget, wir müssen kürzen. So ist es passiert: Public Netbase wurden 60 Prozent der Bundesförderungen einfach gekürzt.

 

Ich stelle da bewusst die Verbindung her, weil wir vorhin über Film geredet haben: Allem, was mit Zukunft, mit einer gewissen Breite, mit neuen Technologien zu tun hat, dreht diese Bundesregierung einen Hahn nach dem anderen zu. Sie trocknet die Voraussetzungen dafür aus, dass international renommierte Dinge, international renommierte Institutionen, überhaupt eine Möglichkeit haben.

 

Der nächste Zirkus war: Welche Arbeitsmöglichkeiten gibt es denn? - Man schaue sich an, wie international, wie in Städten in Deutschland, in Holland, in Großbritannien und in den USA Angebote räumlicher Natur und an Ausstattung gemacht werden, damit solche Leute dort hinkommen, und man betrachte demgegenüber den Spießrutenlauf, der im Museumsquartier in diesem Fall Public Netbase angetan wurde: Präkarien auszusprechen, dann nicht zu sagen, wann und wie diese verlängert werden sowie permanente Unsicherheiten und Gängelungen. Da ist es eigentlich ein Wunder, dass Public Netbase überhaupt noch existieren kann oder existieren möchte.

 

Dann gab es die Zusage von Seiten der Sozialdemokratie im letzten Jahr: Ja, wir halten Public Netbase für wichtig, die Stadt Wien springt hier ein. Danach trat Strobl auf den Plan und er hat gesagt: Nein, das geht nicht, wo kommen wir da hin! (Heiterkeit bei der ÖVP.) - Da nähert sich die technologische Kenntnis des Kollegen Strobl irgendwie der Internet-Kenntnis des Kollegen Kreißl an, nämlich der Vorstellung, dass ein Server etwas ist, wo man irgendetwas hineinsteckt, und dort dürfen die Public-Netbase-Leute Sachen hineinstecken, die regierungskritisch sind.

 

Herr Kollege Strobl! Es kommt eben manchmal vor, dass der eine oder andere Künstler oder die eine oder andere Künstlerin eine Spur kritisch zu der Bundesregierung steht. Ich kenne ein paar Kritische - leider, das ist so. Da gibt es einen Server, und es ist nicht so, dass dort die Verteidiger von Public Netbase sagen: Kommt und setzt euch auf den Server drauf, als wäre das irgendein Rahmen, in den man Produkte hineinsteckt, sondern dort wurde, Gott sei Dank, und das ist die Idee von Public Netbase, für einen offenen Zugang, verschiedenen Institutionen unbeschadet ihrer ideologischen Prägung die Möglichkeit gegeben, eine Plattform zu nutzen und Artikulation sicherzustellen. (GR Gerhard Pfeiffer: Das stimmt ja nicht! Sie haben sich als Organisation "geoutet"!) Ja, Sie können dann ohnehin sprechen! Kollege Pfeiffer ist auf-

 

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