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Landtag, 14. Sitzung vom 23.06.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 16 von 83

 

hängig bedeutet auch, dass wir damit für zukünftige Generationen das Risiko reduzieren, was das Klima betrifft, das Risiko reduzieren, was die Kosten betrifft, und letztendlich ist das auch das, was wir unter Gerechtigkeit für zukünftige Generationen verstehen. Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und auch die Suffizienz sind Garant für eine regionale und möglichst autonome Versorgungssicherheit. Das ist für uns in Wien wichtig. Die Städte sind ja die Transformatoren in dieser Energiewende.

 

Fortschritt bedeutet für uns, dass Wien ein Labor für die Transformation des Energiesystems ist und dass sehr viele Unternehmen nach Wien kommen. Ich war erst letztens bei der Eröffnung eines Unternehmensstandortes durch eines dieser Unternehmen im Energiespeicherbereich, und der Unternehmer hat mir gesagt: „Ich gehe nach Wien und eröffne hier den Standort, denn hier passiert viel, hier entwickelt sich Zukunft, das bietet Chancen für mich als Unternehmer, das bietet Chancen für meine Mitarbeiter.“ - Und das ist, glaube ich, genau das, was wir im Klima-Fahrplan festgelegt haben, nämlich für die Unternehmen ein ganz wichtiger Standortfaktor. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Es ist ja nicht zufällig, dass gerade heute der „Economist“ Wien wieder als die lebenswerteste Stadt bezeichnet hat. Warum? - Weil Wien auch langfristig in die Infrastruktur investiert, damit diese Stadt klimafit wird, damit wir zukunftsfit werden und dass wir endlich tatsächlich aus den fossilen Energieträgern aussteigen können. Dieser Fortschritt bedeutet Mut zur Veränderung, und wir haben viele, viele Beispiele, von denen ich nur einige kurz skizzieren möchte, was gerade jetzt hier in Wien passiert und was es so spannend macht, letztendlich auch in dieser Stadt zu investieren.

 

Ein kleines Beispiel: Das Village im Dritten ist ein Stadtentwicklungsgebiet beim Landstraßer Gürtel. Dort werden zirka 4.000 Menschen leben und arbeiten, und es werden 2.000 Wohnungen errichtet werden. Und das Spannende an diesem Entwicklungsgebiet ist, dass es komplett klimaneutral ist und komplett mit erneuerbarer Energie versorgt wird. 500 Erdsonden sorgen dort für die Wärmeversorgung. Die Photovoltaik auf den Dächern dieser Häuser versorgt diesen Stadtteil auch mit Strom. Dieses ganze Gebiet ist autofrei. - Das ist genau das, was wir uns unter einem zukünftigen Stadtentwicklungsgebiet vorstellen: Energieautonom, leistbar, ein angenehmes Klima für die Menschen, dort zu leben und zu arbeiten.

 

Das ist nicht trivial, weil wir da sehr viele technische und auch rechtliche Innovationen setzen müssen. Es geht dabei nämlich quasi um eine cross-sektorale Entwicklung, die darauf abzielt, dass die verschiedensten Bauträger dort kooperieren und zusammenarbeiten. In diesem Zusammenhang erwägen wir also nicht nur technische Innovationen für diese Transformation, sondern stellen wir auch auf der rechtlichen Basis Überlegungen an, damit wir - und das ist uns wirklich wichtig - langfristig eine sichere und preiswerte Energieversorgung für alle NutzerInnen zur Verfügung stellen.

 

Letztendlich geht es dort also um die Kombination verschiedenster Energiebausteine, was zu dezentralen Lösungen führt. Das halte ich für ein wirklich spannendes Projekt. Und letztendlich ist das auch ein Forschungscluster, das heißt, die Erfahrungen aus diesem Projekt werden auf viele andere Stadtteile in Wien angewandt. - Das ist also quasi ein lebendes Labor, wo man tatsächlich sieht, wie Zukunft passiert, und das ist ein Vorbildprojekt nicht nur für Wien, sondern das ist ein Vorbildprojekt für Europa. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Lassen Sie mich noch zu ein paar anderen Beispielen kommen, die wir gerade nicht nur auf dem Papier in den Strategien festgelegt haben, sondern die jetzt ganz konkret passieren. Ich nenne in diesem Zusammenhang die Solarinitiative, im Hinblick auf welche ich schon in der Opposition intensiv darauf gedrängt habe, dass wir sehr viel mehr ausbauen, dass wir vor allem die öffentlichen Gebäude dazu nutzen, Sonnenenergie zu ernten. Wir haben jetzt mit Stand Mai zirka 85 Megawatt Solarstromfläche ausgebaut. Was bedeutet das? - Das ist die Stromversorgung von zirka 50.000 Haushalten. Das ist also eine kleine Stadt.

 

Das ist jetzt allerdings nur der erste Schritt. Da passiert wahnsinnig viel. Sie haben vielleicht unlängst in den Medien gelesen, dass auch die Stadthalle ein komplettes Solardach bekommt, und mit einem Megawatt Peak werden zirka 600 Haushalte versorgt. In gleicher Weise entstehen auf jedem Dach, das sich auch im öffentlichen Bereich befindet und wo wir Einfluss haben, diese Solarkraftwerke. Ich meine, das ist ein wirklicher Fortschritt, den wir hier gemeinsam in dieser Koalition schaffen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Der Ausstieg aus Erdgas ist ja nicht trivial. Im Moment gibt es auch auf Grund des Ukraine-Kriegs und der extrem gestiegenen Gaspreise viele Anfragen an die Stadt, weil jetzt auch viele Hausbesitzer sagen: Ich möchte umsteigen. Und das ist nicht einfach, denn man muss sich immer konkret lokal anschauen, welche Lösungen es gibt. Ich denke, meine Kollegin Selma Arapović wird darauf noch eingehen. Die Stadt hat hier aber jetzt schon eine erste Anlaufstelle gemacht, wo EigentümerInnen und MieterInnen sich erkundigen können, welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Wir arbeiten in diesem Zusammenhang an vielen Finanzierungsförderlösungen, um solche Modelle genau bedarfsgerecht auszurollen.

 

Wir versuchen auch, im Bestand 100 Pilotprojekte zu initiieren und mitzumachen bei „100 Gebäude raus aus Gas“. Auch darauf wird meine Kollegin eingehen.

 

Wir erarbeiten gerade gemäß Wiener Klima-Fahrplan bis Ende des Jahres das Gesamtkonzept für Wärme und Kälte in der Stadt. Das geschieht auf Basis von vielen, vielen Messungen, die hier gemacht wurden, etwa über das Grundwasser beziehungsweise betreffend verschiedene Möglichkeiten, um herauszufinden, wo die idealen Plätze für Wärmesonden sind und wie man das gesamte Energiesystem so gestalten kann, dass man die Kälte auch im Sommer zur Verfügung hat. Die Umsetzung dieses Programms wird gerade in der Baudirektion aufgebaut.

 

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