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Landtag, 8. Sitzung vom 24.11.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 21 von 68

 

gen, was zur Folge hat, dass die Krisenzentren besonders belastet sind.

 

Die Berichte der Volksanwaltschaft und des Stadtrechnungshofs sind daher sehr wichtig, um Verbesserungspotenziale aufzuzeigen, und ich möchte mich an dieser Stelle sehr herzlich für die geleistete Arbeit dieser Institutionen bedanken.

 

Wir NEOS haben die Arbeit immer schon sehr geschätzt, denn unser Anspruch war es immer, dort, wo es möglich ist, sehr rasch Verbesserungen herbeizuführen. Es geht schließlich um das Wohl der Kinder in unserer Stadt und darum, Kinder, die in widrigen Umständen aufwachsen, zu unterstützen, sie zu begleiten und ihnen einen Platz der Geborgenheit zu geben. Die Wiener Kinder- und Jugendhilfe ist natürlich dazu verpflichtet, Kinder vor Gewalt zu schützen und bei Gewalt einzuschreiten. LR Christoph Wiederkehr hat im ersten Jahr unserer Regierungsbeteiligung bereits ganz wichtige Schritte gesetzt, um diesen gestiegenen Herausforderungen in der Kinder- und Jugendhilfe gerecht zu werden. Meine Kollegin Bettina Emmerling und auch Christian Oxonitsch haben hier schon wesentliche Punkte festgehalten, und auch Christoph Wiederkehr hat in der heutigen Fragestunde beispielsweise eine Evaluierung des Modells der Pflegeeltern und der Krisenpflegeeltern angekündigt.

 

Uns ist bewusst, dass die Herausforderungen allerdings weiterhin groß bleiben. Wir sehen dies beispielsweise in der jetzigen Situation insbesondere in den sozialpädagogischen Einrichtungen, wo auf Grund von Covid-Infektionen, aber auch auf Grund eines allgemeinen Mangels an qualifiziertem Personal die personelle Situation weiterhin angespannt ist.

 

Ich möchte daher am Ende meines Beitrages auch allen MitarbeiterInnen in der MA 11, allen MitarbeiterInnen in den Regionalstellen, in den Betreuungseinrichtungen, in den Krisenzentren und allen Pflegeeltern und Krisenpflegeeltern hier für die geleistete Arbeit meinen Dank aussprechen und ihnen versichern, dass wir weiterhin an den notwendigen Verbesserungen im Wiener System der Wiener Kinder- und Jugendhilfe arbeiten werden. - Herzlichen Dank.

 

Präsident Mag. Manfred Juraczka: Als nächste Rednerin ist Frau Abg. Klika gemeldet. - Frau Abgeordnete, ich erteile Ihnen das Wort. - Entschuldigung! Entschuldigung, ein Fehler meinerseits. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Mag. Berner. Ich bitte um Verzeihung, Abg. Klika in Vorbereitung.

 

11.02.45

Abg. Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE)|: Ich möchte an den Anfang stellen: Danken allein reicht nicht, es braucht bessere Bedingungen, wenn wir mehr sozialarbeitende und andere Personen in der Krisenpflege und in der Pflege für Kinder außer Haus brauchen. Deshalb bitte ich hier, das ernst zu nehmen!

 

Jedes Kind braucht einen sicheren Ort, wo es aufwachsen kann. Wir als Land sind in der Verantwortung, den Kindern diesen sicheren Ort zu bieten. Leider gelingt das nicht immer. Die letzte große Reform nach dem Skandal um den Wilhelminenberg in der Kinder- und Jugendhilfe datiert aus den frühen 90er Jahren und wurde bis Anfang der 2000er-Jahre umgesetzt. Das ist jetzt schon eine Zeit lang her und seither haben sich die Herausforderungen ein bisschen geändert. Warum sage ich das? - Auch heute und insbesondere im Zusammenhang mit Corona wurden weitere Probleme festgestellt, die schon lange bestehen und die wir auch schon alle kennen. Interessant ist, dass alle Prüfungen - von Stadtrechnungshof, Kinder- und Jugendanwaltschaft und Volksanwaltschaft - zu ähnlichen Schlüssen kommen, was zu tun wäre. Es fehlt an Supervision in den Teams, es gibt keine einheitlichen verbindlichen Qualitätsstandards für Krisenzentren und stark verzögerte Genehmigungsverfahren für Wohngemeinschaften an einzelnen Standorten. In regionalen Krisenzentren waren in einigen Fällen bis zu 14 Kinder aufgenommen, wo nur 8 vorhandene Plätze sind. Das heißt, es entspricht einer Auslastung von 175 Prozent. Da ist eine individuelle Betreuung nicht mehr möglich, wie Sie sie vorher genannt haben, Herr Kollege. Viele Kinder und Jugendliche bleiben weit länger als sechs Wochen im Krisenzentrum, manchmal auch mehrere Monate, weil keine passenden Plätze in Folgeeinrichtungen oder Pflegefamilien zu finden waren und die Krisenzentren dann die einzige Übergangslösung sind. 2.539 Mal kam es zu einer Überschreitung der Gruppe, das heißt, in einzelnen Einrichtungen waren bis zu 43,5 Prozent aller Tage überbelegt. Das ist nahezu die Hälfte der Tage, an denen mehr Kinder als möglich dort leben müssen.

 

Es ist laut Stadtrechnungshof und laut Volksanwaltschaft dringend erforderlich, dieser Entwicklung der systematischen Überbelegung der Krisenzentren konkret entgegenzuarbeiten. Vorschläge zur Reduktion sind die Schaffung zusätzlicher Krisenzentren, eine Stärkung der sozialen Arbeit, die Vermehrung der ambulanten Ressourcen und auch der Kapazitäten an sich. Was bisher geschah, nämlich die Eröffnung eines weiteren Krisenzentrums, ist wunderbar, aber das hilft nur acht Kindern. Das heißt, Evaluierung ist gut, aber ehrlich gesagt wissen wir seit Jahren, was fehlt. Und zwar, was fehlt? - Es braucht mehr Personal und eine Restrukturierung der Aufgabenbereiche der MA 11. Nicht nur die Ausbildung ist ein Problem, Herr Oxonitsch, es sind auch die Arbeitsbedingungen. Und es braucht im Bereich der Krisenpflege und Erziehung einen Ausbau in vielen Bereichen, zum Beispiel Entwicklung von unterschiedlichen Aufgabenprofilen in den WGs, vermehrte Möglichkeiten für Qualitätszeiten mit Kindern und Jugendlichen und ihrem Betreuungspersonal, bessere Betreuungsschlüssel, angepasste Personalplanung, mehr WG-Plätze, kontinuierliche Supervision und Teamentwicklung für das Betreuungspersonal, Mentoringkonzepte für NeueinsteigerInnen durch erfahrene PädagogInnen und kontinuierliche Begleitung der Jugendlichen auf dem Weg ins Erwachsenenleben, das heißt, ein Ausbau der Careleaver, Ausbildungsbegleitung auch über den 18. Geburtstag hinaus. Wir wissen, was es braucht, Herr Wiederkehr, bitte kümmern Sie sich um Verbesserungen. - Herzlichen Dank.

 

Präsident Mag. Manfred Juraczka: Nun ist aber wirklich als nächste Rednerin Frau Abg. Klika zu Wort ge

 

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