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Landtag, 8. Sitzung vom 24.11.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 18 von 68

 

Jugendhilfe wieder vielfältig und stetig erweitert und angepasst.

 

Und jetzt vielleicht noch kurz auch zu den Krisenpflegeeltern, wir haben es heute in der Fragestunde auch schon gehört: Da gibt es die Anstellungsmodelle, die Frage, warum wir so wenig Krisenpflegeeltern gewinnen können, und ja, das sind durchwegs Analysen, die ich mit meiner Vorrednerin teile. Da gibt es viele Punkte, die geändert werden, und der Landesrat hat auch vorhin schon angekündigt und auch in anderen Aussagen gesagt, dass genau dieser Bereich evaluiert werden soll und evaluiert werden muss, und dass, ich glaube, diese Evaluierung sogar noch bis Jahresende vorliegen wird und die nötigen Schlüsse daraus gezogen werden.

 

Ich glaube, der Anspruch ist immer, dort, wo es möglich ist, rasche Verbesserungen durchzubringen, für Optimierung zu sorgen, aber natürlich gibt es da viel, was getan werden muss. Die MA 11 arbeitet stetig an der Weiterentwicklung und Adaptierung der Angebote, zuletzt auch der ambulanten Angebote, die Eltern unterstützenden Angebote, die weiter ausgebaut werden sollen. Da ist mit einer Vergabe von neuen Leistungen mit Beginn des Jahres 2022 zu rechnen. Dann die Stärkung der sozialen Arbeit in den 18 Regionalstellen, da gibt es 2021 18 Dienstposten mehr, 2022 sollen 6 weitere Dienstposten dazukommen. Es sollen auch 2 weitere sozialtherapeutische Wohngemeinschaften geschaffen werden, und auch das Sonderkrisenzentrum soll mit nächstem Jahr dann wirklich eröffnet werden, ich hoffe, relativ bald.

 

Es geht aber nicht nur um die zusätzliche Unterstützung, was das Personal betrifft, oder auch die Evaluierung der Krisenpflegeeltern und ihrer Anstellungsverhältnisse, sondern natürlich gilt immer auch das Motto Prävention vor Krisenzentrum, ambulant vor stationär. Es ist viel, viel wichtiger, hier frühzeitig zu investieren, dass es gar nicht so weit kommt, dass Kinder in ein Krisenzentrum kommen müssen, denn natürlich ist das Verbleiben in der Ursprungsfamilie, wenn das unter Voraussetzungen möglich ist, auf jeden Fall die bevorzugte Variante.

 

Auch für den präventiven Bereich gibt es viele unterschiedliche Projekte in der ambulanten Betreuung, aber auch zur Erweiterung der familienunterstützenden Angebote, der Ausbau der Frühen Hilfen und dergleichen. Das heißt, ja, die Probleme und Herausforderungen sind da, aber ja, sie werden auch erkannt und angegangen. Ich glaube und hoffe, dass das, was derzeit auf dem Weg ist, auch sehr kurzfristig Abhilfe schaffen wird. Vielen Dank.

 

Präsident Mag. Manfred Juraczka: Als nächster Redner ist Herr Abg. Öztas zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm hiermit.

 

10.42.55

Abg. Ömer Öztas (GRÜNE)|: Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

 

Die Arbeit der Kinder- und Jugendwohlfahrt in Wien ist eine enorm wichtige, nicht nur für diese Stadt, sondern auch für alle Kinder und Jugendliche, die davon betroffen sind. Besonders jetzt in der Krise wird das umso deutlicher, denn in Krisenzeiten leiden besonders Kinder und Jugendliche am meisten. Der Druck auf sie wurde auch durch unzählige wissenschaftliche Studien bereits bestätigt. Depressionen, Essstörungen, Schlafstörungen, Suizidgedanken. Die Liste kennen Sie und sie ist sehr lang. Und als ob das nicht reichen würde, kommen bei einigen Kindern eben zu Hause Probleme dazu, sei es häusliche Gewalt, sei es sexueller Missbrauch oder seien es eben Familienkrisen, die durch die aktuellen notwendigen Covid-Maßnahmen gestärkt werden.

 

Genau da setzt die Kinder- und Jugendwohlfahrt federführend mit der MA 11 und ihren MitarbeiterInnen an und hilft ihnen, aus dieser Krisensituation zu entfliehen und in Richtung sicherer Gewässer zu kommen. Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei allen MitarbeiterInnen der MA 11 bedanken, die auch in Krisenzeiten einen kühlen Kopf bewahren und das Beste für das Wohl der Kinder und Jugendlichen tun.

 

Es gibt aber auch da, wie bei allen Bereichen der Politik, immer Luft nach oben. Wenn wir uns den Bericht der Volksanwaltschaft anschauen, den wir heute auch später im Plenum diskutieren werden, sehen wir, dass sowohl im Bereich des Personals als auch im Bereich der Infrastruktur noch sehr viel Luft nach oben ist. Wir müssen unbedingt personell sowie technisch aufstocken, wenn wir eine funktionstüchtige und stets aktive Kinder- und Jugendwohlfahrt in unserer wunderschönen Stadt haben möchten.

 

Wir müssen mehr Personal und mehr Stunden hineinstecken, damit auch mehr Erreichbarkeit des Personals möglich ist. Wir müssen eine technische Modernisierung andenken, die unserer Zeit auch gerecht wird. Meine Kollegin Berner wird später noch im Detail auf unsere Verbesserungsvorschläge eingehen. Wenn wir eine funktionstüchtige Kinder- und Jugendwohlfahrt wollen, müssen wir proaktiv ansetzen und auch präventiv agieren. Wir müssen Probleme in der Familie vorab erkennen und sie sofort an der Wurzel packen.

 

Wir müssen uns vor Augen führen, dass es sich hierbei um das Leben, gar das Überleben von Kindern, Säuglingen und Jugendlichen handelt. Es geht da letztendlich um das Wohl der Schwächsten der Gesellschaft. Das Wiener Kinder- und Jugendhilfegesetz verpflichtet Eltern - Zitat -: „Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Förderung ihrer Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.“ Ist das durch die Eltern nicht gegeben, muss das Land beziehungsweise die Stadt eingreifen und dieses Recht garantieren.

 

Deshalb plädiere ich an alle hier im Landtag vertretenen Parteien, die Probleme sachlich anzupacken und auch parteiübergreifend zu bekämpfen, denn durch viel Blabla und Streitereien ist keinem Kind und keinem Jugendlichen da draußen geholfen. Wir müssen gemeinsam an einem Strang ziehen, damit wir ihnen ein lebenswertes Leben ermöglichen und eine lebenswerte Zukunft garantieren können. Vielen Dank.

 

Präsident Mag. Manfred Juraczka: Meine sehr geehrten Damen und Herren, erlauben Sie, dass ich unabhängig von der Tagesordnung die soeben eingetroffenen Volksanwälte Mag. Bernhard Achitz, Werner Amon und Dr. Walter Rosenkranz ganz herzlich in unserer Runde

 

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