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Landtag, 5. Sitzung vom 24.06.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 25 von 93

 

Zeit stark verändert, weil gerade auch die Alltagsstruktur, was für Kinder und Jugendliche ja ganz besonders wichtig ist, weggefallen ist. Sie schreiben es ohnedies in Ihrem Bericht und bringen ein Beispiel, nämlich jenes von Liam, der 14 Jahre alt ist und in einer betreuten Wohngemeinschaft lebt. Ich zitiere: „Durch den routinierten Alltag in der WG konnte er sich endlich emotional stabilisieren und sein Leben altersadäquat führen. Der plötzliche Lockdown brachte seine Welt neuerlich dramatisch durcheinander: keine Schule, keine Kontakte zu den Eltern, kein Training. Für Liam fühlt sich der Alltag nun wieder an wie vor vier Jahren. Alles ist ungewiss.“ - Das hat mich auch besonders berührt.

 

Ich möchte aber auch auf zwei andere Kapitel aus dem Bericht oder auf andere Themen zu sprechen kommen, nämlich gerade auch auf die Demokratiekultur, die an Kinder und Jugendliche vermittelt werden kann. Ich fand es besonders schön, dass Sie hier Favoriten herausgenommen haben. Es ist auch deshalb wichtig, weil es, so wie Sie auch schreiben, gerade auch für den sozialen Frieden immens wichtig ist, dass alle Menschen, und somit selbstverständlich auch Kinder und Jugendliche, mitbestimmen können.

 

Partizipation - hier konkret anhand von zwei Projekten, nämlich dem Kinder- und Jugendparlament in Favoriten und dem SchülerVertreterInnenClub - wirkt sich sehr positiv aus, nämlich im Sinne der Jugendlichen, die soziale Kompetenz erlernen, die sich wertgeschätzt fühlen und das auch an andere Schüler und Schülerinnen weitergeben, aber auch, und das hier zu betonen, finde ich besonders wichtig, im Sinne des übergeordneten Ziels der friedlichen Lösung von Meinungsverschiedenheiten, die es nun einmal, wenn Menschen miteinander zu tun haben, auch gibt, und auch im Sinne der Gewaltprävention.

 

Gerade das wollen wir auch weiter vorantreiben - deshalb habe ich auch dieses Kapitel herausgenommen, weil ja auch der Titel der Aktuellen Stunde lautete: „Kinder an die Macht“ -: Wir werden ein eigenes Wien-weites Kinder- und Jugendparlament ins Leben rufen, um diese Ziele auch auf höherer Ebene weiterzuverfolgen.

 

Besonders erwähnenswert ist aber auch Ihr Bekenntnis zum Ethikunterricht für alle, das ich sehr toll fand, weil es gerade auch für eine breite ethische Bildung aller Kinder und Jugendlichen besonders wichtig wäre, dass alle Kinder und Jugendlichen daran teilnehmen und nicht nur ein bestimmter Teil - gerade auch für die Entwicklung von Demokratiekulturkompetenzen und im Sinne der Akzeptanz und Toleranz anderer.

 

Und dann zweitens noch ein Thema, das mir auch sehr am Herzen liegt: Das Thema Mobbing, das bei Kindern und Jugendlichen, und deshalb greife ich es auch heraus, kein Randphänomen ist, sondern ganz oft eine ständige Begleitung. Wenn man mit SozialarbeiterInnen spricht, so weiß man, wie ständig dieses Thema auch bei Kindern und Jugendlichen präsent ist. Ich habe erst unlängst mit der Organisatorin eines Redewettbewerbes gesprochen, und diese hat mir erzählt, dass das meistbehandelte und meistverarbeitete Thema in den individuellen Reden Mobbing ist. Das hat mich sprachlos zurück gelassen. 13 Prozent, sagt sie, der SchülerInnen geben an, dass es an ihrer Schule häufig zu Mobbing und Gewalt kommt. Immerhin 44 Prozent erleben ab und zu Mobbing an ihrer Schule. Und auch hier wieder sind Partizipation, Demokratie- und Kommunikationskultur der Schlüssel zu einem guten, respektvollen Miteinander, um gerade auch Abwertungen auf Grund des Geschlechts, auf Grund der Herkunft, auf Grund irgendwelcher Merkmale zu verhindern.

 

Es war für mich wirklich sehr bereichernd, auch als neue Abgeordnete Ihren Bericht zu lesen, und ich empfinde es wirklich als wichtig, ihn zu lesen, jedes einzelne Kapitel, weil es ja gerade auch die Aufgabe der Kinder- und Jugendanwaltschaft ist, uns auch mahnend vor Augen zu führen, wo es noch Verbesserungspotenzial gibt, wo man noch ansetzen müsste, wo man noch weiter unterstützen müsste im Sinne von Kindern und Jugendlichen in unserer Gesellschaft.

 

So wie jeder Bereich während Corona beeinträchtigt war, war natürlich auch Ihre Arbeit durch die Corona-Pandemie erschwert, und daher noch einmal ein großes Dankeschön an Sie sowie an alle Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen während dieser Zeit! - Herzlichen Dank.

 

Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg. Öztas. Ich erteile es ihm.

 

11.32.20

Abg. Ömer Öztas (GRÜNE)|: Liebe Kolleginnen und Kollegen!

 

Zuerst einmal ein Dank meinerseits für die Arbeit der Kinder- und Jugendanwaltschaft! Ich durfte im Zuge meiner politischen Arbeit hier in diesem Haus den Kinder- und Jugendanwalt Ercan Nik Nafs auch kennen lernen und mich zu vielen Themen auch austauschen. Dabei wurde mir eines klar: Die Kinder- und Jugendanwaltschaft braucht es in Wien. Die ausführliche Arbeit, die das ganze Team leistet, sieht man anhand der gut konzipierten Berichte. In dem diesjährigen Bericht sind drei wichtige Punkte drinnen, die ich gerne hervorheben möchte und die wir als Stadt Wien in den nächsten Jahren forcieren sollten.

 

Erstens: Die Frage nach der Partizipation - ich habe das bereits bei meiner vorigen Rede erwähnt -, denn durch Partizipation nehmen die Demokratiefeindlichkeit und die Gewalt in der Gesellschaft ab. Positive Beispiele dafür sind, wie von meiner Vorrednerin erwähnt, die Partizipationsmöglichkeiten in Favoriten, wo niederschwellig Teams gebildet und Probleme in den Grätzln angesprochen und diskutiert werden. Somit gibt man den Jugendlichen ein Sprachrohr, damit sie auch gehört werden.

 

Der zweite Punkt ist die Frage nach der Diskriminierung. Im Bericht geht es auch um die Diskriminierung in Schulen. Ich selbst kann ein persönliches Beispiel nennen: Ich wurde mit 14 Jahren in der Schule rassistisch von einem Lehrer konfrontiert. Damals, mit 14 Jahren, war das Realisieren solch einer Erfahrung nicht sehr einfach. Es gab niemanden um mich herum, der mit mir darüber sprach, beziehungsweise es gab keine Konsequenzen für den Lehrer. Es gilt, in Zukunft aktiv auf SchülerInnen, die solche Erfahrungen machen, auch

 

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