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Landtag, 28. Sitzung vom 05.10.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 24 von 28

 

Wir brauchen eine Adaptierung des nationalen Qualifikationsrahmens, sodass alle Ausbildungswege doppelt qualifiziert sind. Das bedeutet, einfach gesagt, ich sehe hier eigentlich eine Schwenk vom Meister zum Master. Das heißt, es spricht ja nichts dagegen, dass eine abgeschlossene Lehrausbildung eine Matura und eine Meisterprüfung gemeinsam auch durchaus einen Bachelor darstellen könnte, um hier das in gleichem Maße gleichzustellen. (Beifall bei den NEOS.)

 

Dann bräuchte es ein verpflichtendes Datenmonitoring und eine jährliche Auflistung der zu vermittelnden praktischen Inhalte zur Erhöhung der Qualität, und der Stellenwert der Lehre im Allgemeinen müsste anhand von Best-Practice-Beispielen - wir kennen alle vielleicht noch aus der Vergangenheit, die Kampagne Karriere mit Lehre -, überhaupt auch das Informationsangebot zur Lehre, einfach erhöht werden.

 

Wien ist ja besonders stark von der Arbeitslosigkeit betroffen und weist auch einen hohen Anteil von geringqualifizierten Arbeitslosen auf, und da besteht natürlich umso größerer Handlungsbedarf, etwas zu tun. Die Antwort der Stadtregierung darauf ist eigentlich immer die gleiche, das ist der WAFF. Ich bin mir sicher, Kollegin Wehsely nach mir wird wieder eine Brandrede für den WAFF halten, aber leider ist das Angebot nicht ausreichend beziehungsweise scheinbar nicht attraktiv genug.

 

Beispielsweise hat sich der WAFF beziehungsweise die Stadt Wien im Qualifikationsplan 2020 ein ambitioniertes Ziel gesetzt, die Steigerung der außerordentlichen Lehrabschlüsse von 2.244 im Jahr 2011 auf 3.590 im Jahr 2015 zu erweitern - ein sehr ambitioniertes Ziel. Im Jahresrückblick 2017 zum Qualifikationsplan hat man diese Ziele leider deutlich gesenkt, was für mich nur darauf hinweist, dass die Zielsenkung auf 2.330, nämlich nur um 100 mehr seit 2011, eigentlich zeigt, dass das Angebot bei Weitem nicht so attraktiv ist, wie es immer dargestellt wird.

 

Gerade deswegen sollte Wien eigentlich angesichts der bestehenden Probleme dringend in Verhandlung mit der Bundesregierung gehen, um hier Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie das Ansehen der Lehrberufe deutlich zu steigern. In der Schweiz wird seit Jahren konsequent daran gearbeitet, und das auch mit großem Erfolg. Hier genießen Lehrberufe ein sehr hohes Ansehen. Die Ausbildung dort ist wesentlich attraktiver und moderner, und die Zahl der Betriebe, die Lehrlinge ausbilden, steigt und sinkt nicht, wie es in Wien oder ganz Österreich ist.

 

Zudem haben wir noch in der Bildung oder in der Ausbildung ein sehr wichtiges Handlungsfeld, über das auch nie diskutiert wird, nämlich das Handlungsfeld der polytechnischen Schulen. Hier gehen die SchülerInnenzahlen leider in den letzten Jahren extrem zurück. Polytechnische Schulen sind allerdings essenziell für die Lehrlingsausbildung, denn sie sind die einzigen Schulen, die eine umfassende Berufsorientierung mitbringen und eine duale Ausbildung anbieten. Der Rückgang der SchülerInnenzahlen an den polytechnischen Schulen gefährdet aber auch dieses duale System in Österreich und wird auch weiterhin zu einem Mangel an qualifizierten Lehrlingen führen.

 

Gerade in Wien entwickelt sich die polytechnische Schule immer mehr zu einer Randschule, die eigentlich um jeden Preis gemieden werden sollte. Durch niedriges Bildungsniveau, das dort geboten wird, durch eine sehr hohe Dichte an Risikoschülern wird die eigentliche Aufgabe der Berufsvorbereitung eigentlich kaum noch wahrgenommen beziehungsweise immer schwieriger. Der Fokus liegt eigentlich darauf, immer mehr nachzuholen und vor allem bei den Deutschkenntnissen auch nachzubessern, die mangelnde Basisbildung, anstatt hier direkt in die Berufsvorbereitung zu gehen.

 

Wir haben uns hier mit vielen Direktoren polytechnischer Schulen, aber auch vielen LehrerInnen, zusammengesetzt und haben hier einen Plan entwickelt, was wir hier möchten: Wir möchten zum Ersten natürlich eine Weiterentwicklung und Attraktivierung, eine Aufwertung der polytechnischen Schulen zu Berufsreifeschulen, eine Erweiterung der polytechnischen Schule um ein Jahr. Das heißt, das erste Schuljahr sollte vor allem dazu dienen, diese Bildungslücken zu schließen, wo man jetzt zum Beispiel oft mangelnde Deutschkenntnisse ausgleichen möchte. Das zweite Jahr kann dann eben dazu genutzt werden, ganz klar in die Berufsgrundbildung und in das duale System zu gehen, um die Schülerinnen und Schüler schneller auf die Berufsgrundbildung vorzubereiten. Es braucht die Möglichkeit zum Abschluss einer mittleren Reife in einer polytechnischen Schule nach zwei Jahren. Dieses Angebot sollte gegeben sein. All diese Ideen sind Vorschläge für die Zukunft Wiens und für die Zukunft Österreichs.

 

Wir benötigen dringend Fachkräfte, und deshalb muss man hier auch als Stadtregierung ganz klar den Finger in die Wunde legen und bei der Basis der Fachkräfteausbildung anfangen. Karriere mit Lehre darf kein Werbespruch früherer Tage werden, sondern junge Menschen sollen tatsächlich die Möglichkeit haben, ihre beruflichen Potenziale früh zu entdecken und sollen auch die Möglichkeit haben, diese in einer guten Lehre auszubauen. Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

 

Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Kohlbauer.

 

11.27.30

Abg. Leo Kohlbauer (FPÖ)|: Meine sehr verehrten Damen und Herren! Werter Präsident! Werter Herr Stadtrat!

 

Es wurde heute in dieser Debatte ja schon einiges gesagt. Mir ist aufgefallen - und das hat mich gefreut -, dass die NEOS mittlerweile erkannt haben, dass es massive Probleme mit dem radikalen Islam, mit Integration, mit mangelnden Deutschkenntnissen innerhalb des Wiener Schulsystems gibt. Umso mehr war ich erstaunt, dass die Kollegen der Regierungsparteien, der SPÖ und der GRÜNEN, das noch immer leugnen und hier noch immer versuchen schönzureden und auf die Problematik nicht eingehen wollen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Ich möchte jetzt hier kurz auf Herrn Vettermann zu sprechen kommen, den Bildungssprecher von der SPÖ. Eh alles leiwand, war mehr oder weniger das, was er da gesagt hat. (Abg. Heinz Vettermann: Dann haben Sie

 

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