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Landtag, 27. Sitzung vom 25.09.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 3 von 63

 

09.01.10(Beginn um 9.01 Uhr.)

 

Präsident Prof Harry Kopietz: Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Die 27. Sitzung des Wiener Landtages ist eröffnet.

 

09.01.20Gestattet mir, dass ich zunächst eines vor wenigen Wochen Verstorbenen gedenke. Er war einer der bedeutendsten Gesundheitspolitiker der Stadt Wien und ist nun im 89. Lebensjahr verstorben, nämlich der langjährige ehemalige sozialdemokratische Gesundheitsstadtrat Univ-Prof Dr Alois Stacher.

 

(Die Abgeordneten erheben sich von ihren Plätzen.)

 

Alois Stacher wurde von Bürgermeister Leopold Gratz 1973 in die Stadtregierung geholt. Während seiner immerhin 16-jährigen Amtszeit hat er die Wiener Gesundheits- und Sozialpolitik wie kaum ein anderer geprägt. Alois Stacher sind die großartigen Gesundheitsvorsorgen sowie die bestens funktionierenden sozialen Dienste Wiens zu verdanken.

 

Er hat schon in den 70er Jahren, weit vorausschauend, den Grundstein für eine umfassende Sozial- und Gesundheitsvorsorge gelegt, worauf sich die Wienerinnen und Wiener auch heute noch verlassen können. Nicht zuletzt auch durch die großartige Gesundheitsvorsorge ist Wien zu der liebenswertesten, sichersten und lebenswertesten Stadt der Welt geworden.

 

Alois Stacher wurde am 16. Februar 1925 in Wien geboren. Unmittelbar nach der Matura kam er zum Wehrdienst, wenige Tage vor Kriegsende kam er schwer verwundet in amerikanische Gefangenschaft, aus der er erst 1947 entlassen wurde. Mit 23 Jahren begann er in Wien mit dem Medizinstudium. Als junger Arzt baute er im Hanuschkrankenhaus eine hämatologische Station auf, die unter seiner Leitung internationale Anerkennung fand.

 

1974 wurde er zum außerordentlichen Universitätsprofessor ernannt, 1976 zum Vorstand der 3. Medizinischen Abteilung des Hanuschkrankenhauses, die er – wie wir wissen – zu einem hämatologischen, onkologischen Zentrum ausbaute.

 

1973 wurde Alois Stacher vom Wiener Gemeinderat zum amtsführenden Stadtrat für Gesundheit und Sozialwesen gewählt. Während seiner Amtszeit ist in der Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsversorgung so gut wie kein Stein auf dem anderen geblieben. Das beweist eine mehr als eindrucksvolle Liste von Projekten, die er eingeführt hat und die heute, 40 Jahre danach, nicht mehr aus der Landschaft der Gesundheitseinrichtungen in Wien wegzudenken sind.

 

Einige Beispiele dazu: Ausbau der Gesundenuntersuchungen und der vorbeugenden Medizin und spezieller Einrichtungen zur Früherkennung und Frühbehandlung sowie Einführung der Schutzimpfungen und spezieller Mutterberatungsstellen. Ausbau der sozialen Dienste, vor allem für ältere Menschen, zum Beispiel der Heim- und Familienhilfe, des Wäschepflegedienstes, des Reinigungsdienstes und der Aktion „Essen auf Rädern“. Einführung der Mobilen Schwestern, des Besuchsdienstes und des Reparaturdienstes. Bau von zahlreichen Pensionistenwohnhäusern, Ausbau der Krankenpflegeschule, ständige Verbesserung der städtischen Krankenhäuser wie zum Beispiel durch neue medizinisch-technische Geräte, Umwandlung großer Krankensäle in kleinere Zimmer, Einbau von Bädern und Toiletten, Einrichtung von Aufenthaltsräumen, und so fort. – All das sind Dinge, die jeder, der sich im Krankenhaus aufhalten muss, heute noch genießt.

 

Weiters kam es zu einer Umstrukturierung im Spitalswesen auf Grund der Entwicklungen der Medizin, zum Beispiel zur Einrichtung einer Neurochirurgie und einer Nephrologie mit Dialyse, zur Schaffung von Primariaten für Anästhesie, zur Einrichtung von zwei Aids-Stationen und so fort.

 

Hervorzuheben sind auch die bedeutungsvolle Einrichtung des Ombudsmanns für die städtischen Krankenanstalten und Pflegeheime, die Schaffung von Qualitätssicherungskommissionen in den Spitälern, der Neubau des Wiener AKH und des Sozialmedizinischen Zentrums Ost sowie die Einführung eines neuen Rettungskonzeptes.

 

Ganz besondere Verdienste jedoch erwarb sich Stacher im Bereich der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung. In seiner Amtszeit wurde der Psychosoziale Dienst in Wien gegründet und damit die Wiener Psychiatriereform eingeläutet. Damit wurde eines der in Umfang und Bedeutung größten gesundheitspolitischen Reformvorhaben der Zweiten Republik umgesetzt.

 

Auch während seiner Zeit als Gesundheitspolitiker hat Alois Stacher seine ärztliche Tätigkeit nie aufgegeben.

 

Neben seiner Funktion als Stadtrat wurde Alois Stacher Präsident des Österreichischen Komitees für Sozialarbeit, Präsident des Wiener Roten Kreuzes, Präsident der Akademie für Gesundheitsmedizin, und 1988 gründete Alois Stacher die Wiener Internationale Akademie für Gesundheitsmedizin.

 

Seit Alois Stacher 1989 aus der Stadtregierung ausgeschieden ist, hat sich natürlich vieles weiterentwickelt. Im Sinne und gemäß dem Wissen von Alois Stacher, für den immer die Menschen im Zentrum standen, gewährleistet das Wiener Spitalskonzept auch für die Zukunft, dass allen Menschen, unabhängig vom Einkommen, Alter, Herkunft oder Geschlecht, die beste medizinische Versorgung offensteht.

 

Noch im Juni letzten Jahres hat Alois Stacher die Patenschaft für das neue Pflegewohnhaus Donaustadt übernommen und so aktiv die Weiterentwicklung des von ihm gegründeten Geriatriezentrums Donaustadt zum Pflegewohnhaus begleitet.

 

Im Gedenken an Prof Alois Stacher darf ich Sie nun bitten, kurz innezuhalten.

 

(Die Abgeordneten verharren still in einer Trauerminute.)

 

Ich danke.

 

(Die Abgeordneten nehmen ihre Plätze wieder ein.)

 

09.07.31 Entschuldigt haben sich Frau Amtsf StRin Mag Sima durch Krankheit, Abg Haslinger wegen eines Begräbnisses, Abg Lindenmayr befindet sich auf Dienstreise, wegen Krankheit ebenfalls entschuldigt sind Abg Nepp und Abg Stark. Abg Kops ist dienstlich verhindert und Abg Dipl-Ing Stiftner ebenfalls.

 

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