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Landtag, 33. Sitzung vom 24.06.2010, Wörtliches Protokoll  -  Seite 76 von 100

 

gesprochen.

 

Noch einmal kurz, aber prägnant, zu den gefährlichen Rassen, den so genannten Kampfhunden, wobei es, wenn ich richtig informiert bin, Mandatare der Mehrheitspartei in diesem Raum gegeben hat, und darauf hat unsere Anfrage abgezielt, die, so hat man mir gesagt, bestritten haben, dass die SPÖ jemals dieses Wort verwendet habe. Das haben wir heute geklärt, Herr Landeshauptmann. Auf den Plakaten kommt es vor, im Leitantrag der Antragsteller zur Änderung des Tierhaltegesetzes ist auch das Wort Kampfhunde gestanden. Ich gebe zu, Herr Landeshauptmann, Sie haben vollkommen recht, wir haben auch das Wort Kampfhunde verwendet, aber, lieber Herr Landeshauptmann, wir haben etwas ganz anderes damit gemeint. Wir haben damals von den Hundekämpfen gesprochen, Herr Landeshauptmann. (Lhptm Dr Michael Häupl: Ach so!) Das wissen Sie doch! Da haben wir von Kampfhunden gesprochen, vollkommen richtig. Also werden wir uns hier in der Mitte treffen, lieber Herr Landeshauptmann! Sie haben recht gehabt, wir haben auch recht gehabt, wir haben beide recht gehabt und sind glücklich und zufrieden.

 

Wir haben damals von Hundekämpfen gesprochen. Um diese Hundekämpfe geht es in diesem Gesetz nicht. Leider, muss ich sagen, werden Personen, die Hundekämpfe veranstalten, durch dieses Gesetz gar nicht erfasst. Das kann ja auch nicht so sein.

 

Dass es keine Kampfhunde gibt, keine gefährlichen Rassen, wissen wir inzwischen. Die zwölf Rassen, die unter diesem Überbegriff zusammengefasst sind, sind nach meinem Dafürhalten willkürlich. Übrigens sollten wir die veröffentlichten Listen auch einmal durchgehen, weil sie nämlich nicht identisch sind. Es sind manchmal nur elf Rassen drauf, manchmal sind dreizehn drauf. Man sollte die Veröffentlicher dieser Listen darauf hinweisen, dass man einheitlich auf diese zwölf Rassen kommt, wenn man das schon will.

 

Politisch verantwortlich für diese Liste ist selbstverständlich die SPÖ in diesem Hohen Hause hier. Aber wer inhaltlich verantwortlich ist, sehr geehrter Herr Landeshauptmann, wissen wir immer noch nicht. Wer sind die Experten? Ich kann mir gut vorstellen, dass der Wiener Tierschutzombudsmann, der in diesem Zusammenhang genannt geworden ist und der auch seinerzeit mit der Frau Landesrätin die Pressekonferenz abgehalten hat, zu den Experten zählt. Aber das ist auch kein externer Experte, denn er wird vom Land Wien bestellt. Sie hat von dem beruhigenden Gefühl gesprochen - das muss ich zitieren - zu wissen, „dass der Besitzer eines entsprechenden Tieres eine Zusatzausbildung hat". Ich meine, die hat ein solcher Besitzer nicht. Ich werde noch darauf zurückkommen. Wer jetzt die Experten sind, auf denen das letzten Endes beruht, wer die Personen konkret sind, bleibt leider nach wie vor unklar und bleibt offensichtlich geheim.

 

Die Liste selbst soll die Hunderassen umfassen, die für 25 Prozent der Fälle von Hundebissen verantwortlich sind. Ich glaube nicht, dass es eine wirklich konsistente und produktive Liste ist, weil, wie meine Vorrednerin, Abg Matiasek, schon gesagt hat, insbesondere zwei Rassen nicht vertreten sind, nämlich der Dobermann und der Schäferhund, die möglicherweise aus Angst vor dem Verlust von Wählerstimmen nicht aufgenommen wurden, weil gerade der Schäferhund ein sehr häufig gehaltener Hund ist. (Lhptm Dr Michael Häupl. Man kann doch nicht den Deutschen Schäferhund aufnehmen! Das kann man doch nicht!) Übrigens bin ich selbst sehr froh, dass der Dobermann und der Schäferhund dem Zugriff der SPÖ entgangen sind. Meine Liste wäre eine Null-Rassen-Liste gewesen.

 

Schäferhund, Dobermann, ich beziehe mich wieder auf das „profil": Dort war eine Liste von Hunderassen veröffentlicht, die zwischen 1991 und 2004 in den einzelnen Jahren die meisten Zwischenfälle verursacht haben. Dort sind der Dobermann und der Schäferhund ganz weit vorne, fast immer, fast in jedem Jahr. Bei Hunden, deren Opfer Kinder waren, so tragisch das ist, rangieren weder der Schäferhund noch der Dobermann, sondern rangieren typische Familienhunde wie Spitz und Pekinese ganz vorne. Auch diese Rassen haben, wie wir daraus ziehen und daraus lernen, offenbar ein bestimmtes Aggressionspotenzial und nicht nur die Hunderassen auf der Negativliste der SPÖ.

 

Die Tierärztliche Hochschule in Hannover hat das Aggressionspotenzial von Hunderassen untersucht und ist zu dem Schluss gekommen, dass so genannte Kampfhunde keinen signifikanten Unterschied zu anderen Rassen aufweisen. Genannt wurde hier explizit etwa der Golden Retriever.

 

Ich wiederhole, was ich Ihnen in der Landtagssitzung im März 2010 gesagt habe und was eine wirklich richtige Aussage ist, Aggression hat grundsätzlich nichts mit Rasse zu tun. (Abg Mag (FH) Tanja Wehsely: Das sagen wir auch!) Scharfgemachte Hunde, von hysterischen Besitzern gehaltene hysterische Hunde, unberechenbare Hunde, von unberechenbaren Besitzern geführt, wird man durch das Gesetz natürlich nicht erreichen, Herr Landeshauptmann. Das ist schon ganz klar, aber das kann Hunde aller Rassen betreffen. Leider gibt es gefährliche Hunde, aber das ist unabhängig von der Rasse. In vielen Fällen von Hundebissen kannten Hund und Opfer einander, gerade im Familienbereich, wenn Kinder Opfer waren. Das zeigen die Vorfälle. Hier wird der Hundeführschein leider überhaupt nicht greifen.

 

Der Präsident des Österreichischen Gebrauchshundesportverbands hat gesagt, er wäre für ein konfliktfreies Miteinander in der Großstadt. Das sind wir klarerweise eh alle. Dafür ist es wichtig, dass alle Hundehalter mit ihren Tieren richtig umgehen können. Er hat sich auch für eine Führscheinpflicht für alle Hunde mit einer bundeseinheitlichen Regelung ausgesprochen. Zur bundeseinheitlichen Regelung haben Sie, Herr Landeshauptmann, ohnehin heute Stellung genommen. Ich zitiere den Herrn Präsidenten deshalb, weil er nämlich ausdrücklich den Unterschied in den

 

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