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Landtag, 22. Sitzung vom 29.10.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 27 von 59

 

Aber es geht ja noch weiter. Wenn schon diese Leute drogenerkrankt sind, was passiert dann mit jenen, die von diesen Drogen wegkommen wollen. Sie wollen natürlich auf einen Entzug gehen. Was passiert jetzt. Jetzt meldet man sich einfach bei irgendeinem Verein - ich möchte jetzt keine Namen nennen, es gibt ja viele Vereine, die Sie hier ins Leben gerufen haben - dort geht man hin, sagt, ich bin abhängig von dieser oder jener Droge, ich möchte einen Therapieplatz haben. Nun, dann werden Sie Ihre Wunder erleben, was Sie dort zu hören bekommen.

 

Erstens: Was passiert? Nun, dann sagt man, ja so einfach geht das nicht, wir müssen jetzt einmal offiziell schauen, dass Sie einmal offiziell drogenabhängig sind, weil einen Therapieplatz kriegen sie nicht so mir nichts dir nichts, wenn wir das nicht ganz genau wissen.

 

Dann gibt es das Nächste: Dann muss man einmal genau erzählen, warum, weshalb und wieso man drogenabhängig geworden ist, und dann kriegt man einen Tipp, man geht zu einem Arzt. So, das ist der nächste Schritt. Der Arzt stellt dann fest, Sie sind drogenabhängig.

 

Was passiert weiter: Sie bekommen dann sozusagen ein Therapieprogramm vom Arzt, der schreibt Ihnen dann ein Rezept, anstatt dass man Sie gleich auf einen Therapieplatz hingegeben hätte. Ich glaube, das wäre ja die Lösung gewesen, wenn schon einer freiwillig kommt, und nicht, dass man ihn zu einem Arzt schickt und dass er erst einmal offiziell drogenabhängig werden muss in Wien. So passiert es aber leider. Und dann bekommt man dieses berühmte Rezept, es wird dann ein Ersatzprogramm für Drogen übergeben. Und da habe ich gleich ein Rezept für Sie, (Der Redner hält ein Formular DIN A5 – Format in die Höhe.) wo Sie gleich einmal wissen, wie heute – nicht bei allen Ärzten, sage ich, aber bei vielen Ärzten, Verschreibungen erfolgen, die zum Himmel schreien.

 

Hier habe ich ein Rezept, meine Damen und Herren, wo Schlaftabletten für einen schwerst Drogensüchtigen verschrieben werden, wo gleich einmal die Dosis für ein Quartal reicht. Der kriegt einmal drei Packungen á 30 Stück, wo die Einnahme täglich eine Tablette ist. Rechnen Sie sich einmal aus, wie viele Tage der damit auskommt. Also, in dieser Packung sind 30 Stück drinnen, das sind 90 Tabletten, der kommt einmal 90 Tage mit den Schlaftabletten aus, und dann kriegt er noch Beruhigungstabletten.

 

Das heißt, da kriegt er laut diesem Rezept drei Packungen á 50 Stück, eine Einnahme am Tag. Das sind 150 Tage im Jahr, und für diese Zeit hat er Tabletten. Nun, wo glauben Sie, landen diese Tabletten? Ich brauche Sie, glaube ich, nicht fragen, Sie werden es selber wissen. Am Karlsplatz und in der Umgebung sind diese Tabletten zu bekommen, dort können Sie jeden Tag vorbeischauen, da bekommen Sie jede Menge, alles, was Sie wollen, meine Damen und Herren. Das ist Ihr Drogenkonzept in Wien, in Ihrer sozusagen sozialen Stadt.

 

Viele Eltern, die das natürlich von ihren Kindern mitkriegen, sind ja schon verzweifelt. Und das sage ich jetzt hier nicht nur einfach, weil ich es sage, sondern es ist in der Tat bedrückend, wenn uns Eltern täglich anrufen, die nicht wissen, was sie machen sollen, wenn sie sagen, sie seien überfordert, sie haben keinen Anlaufplatz, keine Anlaufstelle, nichts, denn es passiert in Wien nichts.

 

Das Einzige, was passiert, das kann ich Ihnen auch sagen: Sie gründen dann sozusagen Vereine. Ja, recht schön und gut, aber was sollen die Vereine machen mit ihren ganzen Beratungen. Die Drogen, die dann am Karlsplatz verkauft werden, das wissen Sie ja selbst, kriegen sie ja dort täglich.

 

Was passiert dann: Genau dort kommen alle Drogenkranken zusammen und damit haben Sie das nächste Problem in Wien geschaffen. Und warum, das sage ich Ihnen auch, denn Sie werden es sonst selbst nicht einsehen, warum das so ist. Dort trifft sich jeden Tag, und nicht nur am Karlsplatz, es gibt ja andere Plätze auch, es gibt einen Julius-Tandler-Platz, es gibt Bahnhöfe, es gibt einen Schottenring, meine Damen und Herren. Dort sind heute schon die Treffpunkte, es gibt nicht mehr nur diesen Karlsplatz allein. Und das ist ja das Traurige, es wird immer mehr, und Sie machen nichts. Das Einzige, was Sie machen, ist, Sie gehen einfach her, gründen Vereine, wie „Help U" und „SAM", und die dürfen sich dann dort abquälen mit den Drogenkranken und anderen Leuten.

 

Das kann ja nicht das Drogenkonzept der Wienerstadt sein, einer sozialen Stadt, denn dann haben Sie jedes Soziale verloren, bitte, wenn das Ihr Konzept ist, Vereine zu gründen, die schauen, dass die Leute, die täglich in die Arbeit gehen, von den Drogenkranken nicht belästigt werden. Das ist kein Konzept, das ist eine Hilflosigkeit von Ihnen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Aber ich möchte jetzt ja gar nicht im Detail auf die Vereine eingehen, weil die tun mir ja auch schon leid, die sind ja genauso hilflos, denn was sollen die dort machen. Ich weiß es nicht, und die Leute von den Vereinen wissen es heute auch nicht. Wenn dort eine Szene eskaliert, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als dass sie die Polizei rufen. Und wozu haben wir dann die Vereine? Dass die nur die Polizei anrufen? Also, wieder einmal ein Armutszeugnis.

 

Ich sage Ihnen, Sie hätten mehr Therapieplätze schaffen sollen, dann hätten Sie solche Szenen in Wien nicht. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Aber noch einmal, ich werde jetzt noch einmal kurz, auch für viele, die es noch immer nicht verstanden haben, zusammenfassen, meine Damen und Herren.

 

Erstens einmal, es gibt viel zu wenige Therapieplätze in Wien.

 

Zweitens, es gibt viel zu wenig Polizei an den Drogenumschlagplätzen in Wien. Das ist gravierend, und die gehören dort täglich kontrolliert. Dort gehören vor allem permanente Polizeistreifen hin, und dann gehört einmal die Verschreibungsart einiger Ärzte in Wien kontrolliert, meine Damen und Herren. Und das ist mehr als

 

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